"Namaste Trump" nach "Howdy Modi"
Der US-Präsident wirbt in Indien für mehr militärische Zusammenarbeit und ein Handelsabkommen
Während sich seine Gegner aus der Demokratischen Partei auf den womöglich vorwahlentscheidenden "Super Tuesday" vorbereiten, besucht Amtsinhaber Donald Trump nicht einen der US-Bundesstaaten, an denen am 3. März über seinen Herausforderer abgestimmt wird, sondern den aufstrebenden 1,3-Milliarden-Einwohner-Giganten Indien. Der Slogan "Namaste Trump", unter dem die indische Staatsführung diesen Besuch ausrichtet, war anscheinend vom "Howdy Modi" inspiriert, mit dem der US-Präsident im September den indischen Ministerpräsidenten in einem Footballstadion in Texas empfing.
Während in Texas etwa 50.000 Besucher in das Stadion passten, waren es in der von Modi für Trump ausgewählten Sardar-Patel-Crickett-Arena im Bundesstaat Gujarat gleich 100.000, die jubelten, als der US-Präsident den Crickettsport, Bollywood-Filme, Indiens Entwicklung in den letzten gut 70 Jahren und seinen Amtskollegen Modi lobte. Letzteren pries er als "großen Champion Indiens", der "Tag und Nach für sein Land" arbeite und auf dessen "echte Freundschaft" er stolz sei. Modi entgegnete mit ein wenig mehr Understatement, es sei "wohlbekannt", was der US-Präsident, der "groß denke", alles "für die Verwirklichung des amerikanischen Traums" getan habe.
Größter Applaus für Kampf gegen den "radikalen islamischen Terrorismus"
Den größten Applaus bekam Trump, als von der Tötung des IS-Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi und vom Kampf gegen den "radikalen islamischen Terrorismus" sprach. Die 2019 mit dem gemeinsamen Manöver "Tiger Triumph" intensivierte militärische Kooperation zwischen Indien und den USA will der US-Präsident weiter ausbauen. Außerdem würde er Indien gerne "mit einigen der besten und gefürchtetsten Rüstungsgüter auf dem Planeten beliefern". Nicht nur mit Hubschraubern und Raketen, zu deren Kauf seinen Angaben nach ein Drei-Milliarden-Dollar-Deal ausgehandelt wurde, sondern auch mit Kampfflugzeugen, Drohnen und mehr.
Derzeit liegen die USA den Zahlen des Stockholmer International Peace Research Institute nach nur auf Platz fünf der wichtigsten Waffenlieferanten des ehemaligen Kaiserreichs: Die meisten Waffen bezieht Indien aus Russland, der zweitgrößte Teil kommt aus Frankreich, der drittgrößte aus Israel und der viertgrößte aus Südkorea (dessen Filme der US-Präsident nicht so sehr zu schätzen scheint wie die opulenteren Bollywood-Produktionen).
Chinesischer Elefant im Raum
China, das manche Beobachter als Haupthintergrund einer verstärkten indisch-amerikanischen Militärkooperation sehen, nannte Trump nicht explizit beim Namen. Es könnte aber sein, dass man sich in Peking angesprochen fühlte, als der US-Präsident meinte, die indisch-amerikanische Militärzusammenarbeit diene auch dazu, die Freiheit im ganzen indopazifischen Raum zu sichern. Gleiches gilt für Trumps Mahnung, man solle in Indien beim Aufbau der 5G-Infrastruktur darauf achten, dass diese "Freiheit, Fortschritt und Wohlstand" diene, und nicht "Unterdrückung und Zensur" (vgl. Trumps Huawei-Verbotsdekret).
Ein anderes amerikanisches Anliegen, das Trump bei seinem Besuch vorbrachte, ist ein Handelsabkommen mit Indien. Die Verhandlungen dazu befinden sich seinen Worten nach noch in einem frühen Stadium, haben aber ein "unglaubliches Potenzial", weil in Indien schon bald die weltweit zahlreichste Mittelschicht leben werde. Aktuell ist das indisch-amerikanische Handelsvolumen mit nur etwa einem Zehntel des europäisch-amerikanischen eher niedrig. Auf amerikanische Versuche, das zu ändern, reagierte die indische Staatsführung bislang eher zurückhaltend (vgl. Indien erhöht Zölle).
Indischstämmige Wähler
Auch wenn Ahmedabad und Agra nicht in Kalifornien oder Texas liegen, dürfte Donald Trumps zusammen mit seiner Ehefrau Melania, seiner Tochter Ivanka und seinem Schwiegersohn Jared Kushner absolvierter Staatsbesuch nicht ganz ohne Wahlwerbewert sein: In den USA leben nämlich inzwischen etwa vier Millionen Menschen indischer Abstammung. Viele davon neigen eher den Demokraten zu - aber das muss nicht so bleiben. Im Vereinigten Königreich sind die Zeiten, in denen diese wirtschaftlich überdurchschnittlich erfolgreiche Gruppe als sichere Bank der Labour Party galt, bereits vorbei und vier Minister in Premierminister Boris Johnsons neuem Kabinett indischer Abstammung.
Die Hinwendung indischstämmiger Bürger zu Tories und Republikanern hat aber nicht nur mit wirtschaftlichem Erfolg, sondern auch mit religiösen Gegensätzen zu tun. Manche Hindus schreckt die Präsenz von Politikern wie der erdoğannahen Ilhan Omar bei den Demokraten und Lutfur Rahman in der Labour Party ab. Von diesen Gegensätzen blieb Indien auch während des Trump-Besuchs nicht verschont: Bei gewaltsamen Protesten und Brandstiftungen gegen ein neues Einbürgerungsgesetzes, das die Nachkommen aus Pakistan und Bangladesch geflohener Hindus (vgl. Teile und herrsche) besser stellt als die Nachkommen von dort eingewanderter Moslems, sollen seit gestern ein Polizeibeamter und mindestens sechs weitere Menschen ums Leben gekommen und mehr als 150 verletzt worden sein.
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