Naturschutzgebiete für geistiges Eigentum
Creative Commons beginnt mit der Arbeit
Gestern wurde die Lizenzierungsplattform Creative Commons erstmals offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. Ab dem Herbst sollen damit Urheber und Nutzer geistigen Eigentums zusammengebracht werden, um ihnen die Zusammenarbeit auf der Basis möglichst offener Lizenzen zu erleichtern.
Auf der O'Reilly Emerging Technologies Conference fiel vorgestern der Startschuss für Creative Commons, eine Nonprofit-Organisation zur Förderung einer Public Domain-freundlichen Lizenzierungspolitik. Gegründet wurde die Organisation von Professoren und Mitarbeitern der Harvard-, Duke-, Stanford- und Villanova-Universität sowie des MITs. Ihr berühmtester Vertreter ist wohl der Jura-Professor Lawrence Lessig (Vgl. Wird Lawrence Lessig CEO?). Lessig wird seinen Lehrbetrieb an der Stanford-Universität für drei Jahre unterbrechen, um sich ganz seiner neuen Aufgabe als Vorstandsvorsitzender von Creative Commons zu widmen. Anlässlich der öffentlichen Vorstellung erklärte er:
Unsere Tools werden es Künstlern und Autoren einfacher machen, einige oder alle ihrer Rechte kostenlos verfügbar zu machen.
Creative Commons will eine Online-Plattform aufbauen, die sich sozusagen als Meta-Katalog für Lizenzrechte benutzen lässt. Dort sollen Urheber Nutzungsbedingungen für ihre Werke registrieren können. Beispielsweise kann so ein Musiker der Welt verkünden, dass er nichts gegen die kommerzielle Nutzung seiner Werke hat, so lange sie nicht verändert werden. Diese Information kann dann wiederum von einem Filmemacher dazu genutzt werden, einen Soundtrack für sein neues Projekt zu finden.
Lizenzen mit RDF-Schnittstelle
Um die Technik wird sich offenbar unter anderem der im Netz nicht ganz unbekannte Aaron Swartz kümmern, der Creative Commons mit seinen RDF-Kenntnissen unterstützt. Noch sind Such- wie auch Mitteilungsfunktionen nicht aktiviert. Den regulären Betrieb will die Website erst im Herbst diesen Jahres aufnehmen. Dann soll es auch offene Schnittstellen zur Nutzung der Creative Commons-Daten per Software und auf anderen Websites geben.
Einen ganz guten Ausblick darauf, welche Formen dies annehmen könnte, gibt die Liste der Creative Commons-Partner. Dazu gehören beispielsweise die Datenbank-Projekte Bitzi und Musicbrainz, das Internet Archive, der Morpheus-Betreiber Streamcast Networks, die Vorbis-Porgrammierer von Xiph.org und O'Reilly.
Zusätzlich will Creative Commons auch so genannte "Intellectual Property Conservancies" aufbauen. Damit sollen Werke, die durch technologische Umstellungen oder Eigentumswechsel Nutzungs-Restriktionen unterworfen werden könnten, für die Allgemeinheit bewahrt bleiben. Die Website vergleicht dies netterweise mit einer Art Naturschutzgebiet für geistiges Eigentum. Gegebenenfalls will Creative Commons in einigen Fällen bedeutende Werke auch selbst erwerben, um sie der Allgemeinheit zur Verfügung stellen zu können.