Netanjahus Rafah-Invasion wäre der perfekte Sturm für den Nahen Osten

Seite 2: Die Dynamik könnte am Ende entscheiden, nicht die Absicht

Kommt die israelische Invasion dabei vor dem angedrohten Vergeltungsakt des Iran, würde es die iranische Reaktion befeuern. Kommt zuerst ein iranischer Angriff, könnte es Israel einen Vorwand geben, in Rafah einzumarschieren, während der Krieg sich regionalisiert und die USA enger an die Seite Israels treten.

Wie auch immer: Alle Szenarien sind schlecht und befördern die Gewalt in der Region.

Was gegen das Weiterdrehen der Eskalationsspiralen spricht, ist, dass weder die USA noch der Iran laut Beobachtern und Kennern der Region ein genuines Interessen daran haben, den Konflikt zu entfachen. Der Iran möchte eine direkte Konfrontation mit Israel möglichst vermeiden, aber muss auch sein Gesicht wahren.

Die Biden-Regierung hat genügend andere Probleme, siehe die blockierten Hilfen für die Ukraine im US-Kongress und die Bemühungen, den Schaden im Zuge der immer stärker kritisierten Unterstützung Israels im Gaza-Krieg zu begrenzen. Einen Schaden, der sich sowohl international auswirkt wie im eigenen Land (insbesondere in Hinsicht auf die Wahlchancen bei den Präsidentschaftschaftswahlen im November).

Einen neuen Kriegsschauplatz mit dem Iran zu eröffnen, wäre eine politische Belastung, die Biden vermeiden möchte.

Wie reagieren USA und der Iran?

Aber auch wenn der Iran und die USA kein Interesse an einer weiteren Eskalation an sich haben, könnte die Dynamik sie dazu bringen, genau die Schritte zu ergreifen, die den Konflikt verschärfen und zu einem voll entfalteten Krieg in der Region führen.

Insbesondere die Netanjahu-Regierung scheint weiter auf "militärische Lösungen" und Konfliktbeschleunigung zu setzten, sowohl was den Gazastreifen betrifft, also auch den Iran. Die Frage ist, wie die USA und der Iran darauf regieren werden, in den nächsten Tagen und Wochen.

Vor diesem Hintergrund gibt es eine Nachricht, die einen Weg aufzeigt, das Dilemma der Eskalationsgefahr aufzulösen.

Nach Angaben eines arabischen Diplomaten, der mit Jadeh Iran sprach, hat der Iran den Vereinigten Staaten mitgeteilt, dass man Israel als Vergeltung für die Botschaftsattacke direkt angreifen werde, wenn die Biden-Regierung keinen Waffenstillstand im Gazastreifen durchsetzt.

Waffenstillstand: Iran stellt Ultimatum

Die Quelle erklärte gegenüber dem Medium dabei, dass ein Waffenstillstand auch zu Fortschritten bei anderen Aspekten der Beziehungen zwischen den USA und dem Iran führen könnte. Die iranische Regierung hat die Nachricht noch nicht bestätigt, die Biden-Regierung hat sie dementiert.

Wie auch immer die USA und der Iran nun reagieren werden: Ein Waffenstillstand und die Verhinderung einer Rafah-Invasion wären die richtigen, überfälligen Schritte, um den perfekten Sturm, der sich über dem Nahen Osten zusammenbraut, zu neutralisieren.

Der Druck auf Biden wächst, denn es gibt keine rationalen Gründe – auch strategische, die Stabilität der Region betreffend –, diesen Weg nicht auszuprobieren und Israel in die Schranken zu weisen.