Neues aus dem "Reich des Bösen"
Ministerium für Staatssicherheit hat politische Gegner bestrahlt
Während "Verteidigungs"-Minister Scharping sich gerade in arger Bedrängnis sieht, weil Soldaten der Nato-Truppen in Jugoslawien von den Panzerknacker-Geschossen der eigenen Armee radioaktiv verseucht wurden, hat Klaus Becker, seines Zeichens Strahlenschutzexperte, auf Machenschaften der Stasi in den 1970/1980ern hingewiesen, die durch Unterlagen in den Archiven der Gauck-Behörde bewiesen werden. "Eine bemerkenswerte Geschichte", so Becker, "der erste belegte Fall solcher Vorgänge überhaupt."
Es klingt wie die Inhaltsangabe eines James Bond-Films ohne Sex und Martini: Stasi-Agenten haben Angehörige der ostdeutschen politischen Opposition mit hochradioaktiven Chemikalien "markiert", um eine Lokalisierung und Verfolgung mittels Geigerzähler zu ermöglichen. Um die Zielpersonen nicht durch das Getacker des Geigerzählers zu warnen, wurden Geräte mit Vibrationsalarm verwendet, die unter dem Anzug getragen wurden. Kein Wunder, dass die DDR keine imperialistischen Agentenfilme nötig hatte...
Aus den Akten geht laut einem Bericht des New Scientist hervor, dass Dissidenten auf verschiedene Weisen gekennzeichnet wurden: Menschen, Autos und persönliche Dokumente wurden mit radioaktiver Lösung behandelt. Eine Eigenentwicklung der Stasi war eine Luftpistole, mit der sich ein radioaktiv behandelter Silberdraht aus 25 Metern Entfernung in einem Autoreifen versenken ließ. Während man bei den eigenen Mitarbeitern sehr genau auf das Nichtüberschreiten international anerkannter Strahlenhöchstdosen achtete, hatte die Stasi keine Probleme damit, bei den "observierten" Personen die Grenzwerte um ein zigfaches zu überschreiten. Auch Westmark wurden radioaktiv behandelt und in Umlauf gebracht. Man wollte beobachten, wie das Geld zirkuliert, wen es für welchen Zweck erreicht. Die Stasi kalkulierte dabei ein, dass mehr als eine derartig präparierte Banknote in der Hosentasche für den Träger die Gefahr der Unfruchtbarkeit mit sich brachte.
Der diesbezügliche Verdacht gegen das ehemalige Ministerium für Staatssicherheit besteht schon länger, da man in Ost-Gefängnissen auf kuriose, nicht-medizinische "Strahlenmaschinen" gestoßen war. Vor diesem Hintergrund ist das sehr häufige Auftreten des Krebstodes bei politischen Dissidenten nicht mehr besonders rätselhaft. Barry Lambert, englischer Radiobiologe, weist darauf hin, dass das Risiko eines derartigen Vorgehens nicht nur den Gekennzeichneten selbst, sondern auch dessen familiäres Umfeld treffen würde.