Nie eintretende Klimakatastrophe?
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Drei Fragen aus dem Forum. Eine Wochenkolumne
"Die Halluzinierung einer Klimakatastrophe wird i.d.T. seit 30 Jahren propagiert. Sie liegt immer 'N' Jahre in der Zukunft, weil die Computermodelle, mit denen die Untergangsscenarien simuliert werden, zum Stichtag der Prognose regelmäßig an der Realität scheitern", heißt es in einem Forenkommentar zum Artikel Die Kabulisierung der Berliner Politik.
Mit "Kabulisierung" der Politik bezeichnet Autor Franz Alt eine Überrumpelung der politischen Entscheidungsträger:innen durch Ereignisse, die schon lange absehbar sein. "Seit über 30 Jahren warnen Klimaforscher auf der ganzen Welt vor der drohenden Klimakatastrophe", schreibt Alt, worauf sich wohl der oben stehende Kommentar bezieht.
Seit 1988 existiert der Weltklimarat, mit korrektem Namen eigentlich Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), bestätigt durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen. 1990 erschien der erste Sachstandsbericht des IPCC, vier weitere sowie mehrere Spezialberichte folgten. Anfang August erschien der erste Teil des 6. Sachstandsberichts, Teil 2 und 3 sollen 2022 folgen.
In den Berichten des IPCC wird "die Klimakatastrophe" mitnichten, wie im Forenkommentar behauptet, immer wieder um "N" Jahre in die Zukunft verschoben. Abgesehen davon, dass "die Klimakatastrophe" nicht ein singuläres Ereignis an einem Tag X ist, werden die Modelle immer präziser. Prognosen des 1. Sachstandsberichts sind eingetreten, bzw. wurden im negativen Sinne übertroffen. Im 1. Sachstandsbericht ist zu lesen, dass basierend auf den zugrundegelegten Klimamodellen folgendes zu erwarten ist:
Dies wird bis 2025 zu einem wahrscheinlichen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um etwa 1°C über den heutigen Wert führen (etwa 2°C über dem Wert in der vorindustriellen Zeit) und bis zum Ende des nächsten Jahrhunderts um 3°C über den heutigen Wert (etwa 4°C über dem vorindustriellen Wert). Der Anstieg wird aufgrund anderer Faktoren nicht gleichmäßig verlaufen.
Bericht des Weltklimarats
Heute schreiben wir das Jahr 2021 und die durchschnittliche globale Erwärmung beträgt 1,2 Grad Celsius. Im neuen IPCC-Report wird damit gerechnet, dass in den frühen 2030er Jahren die Marke von 1,5 Grad globaler Erwärmung erreicht wird.
Die 1,5-Grad-Marke ist insofern entscheidend, als sich die Staaten im Pariser Klimaabkommen geeinigt haben, die Klimaerwärmung auf deutlich unter 2 Grad und möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Sie ist keine komplett willkürliche, wie im Sonderbericht des IPCC über 1,5 Grad globale Erwärmung dargestellt ist. Demnach sind die klimabedingten Risiken für Menschen und Ökosysteme bei einer Erwärmung um zwei Grad deutlich höher als bei 1,5 Grad. Signifikante Unterschiede zeigten sich beispielsweise beim Anstieg des Meeresspiegels und den Überlebenschancen für Korallenriffe - beides lebenswichtige Fragen für Inselstaaten und Staaten mit tiefliegenden Küstengebieten.
Dennoch lässt sich nicht sagen, dass ab einer Erwärmung um eine bestimmte Gradzahl die Klimakatastrophe herrscht. Deutlich ist aber heute schon für viele Menschen eine Zunahme von Extremwetterereignissen und deren Folgen.
In jüngster Vergangenheit gäbe es eine Menge aufzuzählen, etwa die verheerende Wald- und Buschbrandsaison in Australien 2019/20, die Rekordzahl von Wirbelstürmen im Atlantik im Jahr 2020, die Hitzewelle in Nordamerika 2021 und damit verbundene Waldbrände, eine Rekordeisschmelze in Grönland 2021, die Hochwasserkatastrophe in Deutschland im Sommer 2021, die Hitzewelle und Waldbrandkatastrophe im Mittelmeerraum 2021.
Welchen Anteil der Klimawandel an solchen Ereignissen hat, kann die Attributionsforschung mittlerweile ziemlich genau bestimmen. Attributionsstudien zeigen, dass die Juni-Hitzewelle in den USA und Kanada ohne den Klimawandel quasi unmöglich gewesen wäre, gleiches gilt für die Hitzewelle in Sibirien im Sommer 2020. Auch die Wahrscheinlichkeit für Hochwasserkatastrophen wie in diesem Sommer in Deutschland hat sich durch den Klimawandel erhöht, wie aus einer jüngsten Attributionsstudie hervorgeht.
Long Covid bei Kindern?
"Zu behaupten Long Covid sein kein Krankheitsbild von Kindern und dabei die Aussage des Stiko-Chef Thomas Mertens bei einer Talkshow 'zum berühmten Long-Covid-Syndrom gebe es in der weltweiten Literatur keine brauchbaren Daten' zu nehmen ist überholt.
Hier gibt es aktuellere Daten.
'25 Kinder (1,8 Prozent) hatten auch nach 56 Tagen noch Symptome'", schreibt ein Kommentator in Bezug auf Klaus-Dieter Kolendas Impfempfehlung für gesunde Kinder und Jugendliche bleibt fragwürdig.
Beim Robert-Koch-Institut heißt es zum Thema "Welche Erkenntnisse bestehen zu Long-Covid und Pims bei Kindern und Jugendlichen?" mit Stand vom 19.8.2021 (auch als Quellenangabe im Artikel erwähnt):
(…) Auch wenn Covid-19 in der Regel bei Kindern und Jugendlichen keine schwere Erkrankung ist, kann es in Einzelfällen in Folge der Erkrankung zu schwerwiegenden Krankheitsmanifestationen kommen. So bestehen mit Long-Covid und dem sogenannten Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (Pims) zwei Krankheitsbilder, deren Langzeitprognosen noch nicht endgültig bekannt sind.
Es handelt sich bei Long-Covid nicht um ein einheitliches Krankheitsbild, weshalb die Epidemiologie schwer zu erfassen ist. (...) Bisher wurden größtenteils Studien zu Long-Covid bei Erwachsenen publiziert, wohingegen die Datenlage bei Kindern noch sehr limitiert ist. Die Häufigkeit von Long-Covid kann derzeit bei Kindern noch nicht verlässlich erfasst werden. Einige Symptome von Long-Covid wie Konzentrations- und Schlafstörungen, Kopfschmerzen und depressive Verstimmung sind sehr unspezifisch und treten auch infolge von psychosozialen Belastungen während der Pandemie zum Beispiel durch Ängste, Schulschließungen oder Isolation, unabhängig von SARS-CoV-2-Infektionen auf.
Daher sind Studien wichtig, die eine Kontrollgruppe von Kindern und Jugendlichen einschließen, die keine Sars-CoV-2-Infektion hatten. In den drei vorliegenden Studien mit Kontrollgruppe sind Kinder mit Sars-CoV-2-Infektion nicht häufiger von Spätfolgen betroffen als Kinder ohne Sars-CoV-2-Infektion.
Robert-Koch-Institut
Eine solche Studie hat es, wie die NZZ berichtet, übrigens in der Schweiz gegeben, allerdings ist diese erst als Pre-Print veröffentlicht. Dort berichteten auch nicht mit Sars-CoV-2 infizierte Kinder über länger anhaltende Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen.