Nie mehr selbst fahren?

Wer nicht selbst fahren und nicht den ÖPNV nutzen will, nutzt klassischerweise ein Taxi. Schon bald sollen jedoch auch führerlose Fahrzeuge verfügbar sein.

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Zu den in Mitteleuropa bekanntesten Apps, die eine Alternative zum klassischen Taxi bieten wollen, zählt die US-amerikanische Marke Uber. Wie bei den "Schwestergesellschaften" Flixbus und airbnb hat sich auch bei Uber der US-Investor General Atlantic engagiert, nutzen doch alle drei sehr ähnliche Geschäftsmodelle. Man schafft eine Marke und konzentriert sich auf die Vermittlung der jeweiligen Dienstleistungen, ohne dass man selbst darüber hinaus investieren muss. Die über eine App angebotenen Dienstleistungen "UberX" und "UberBlack" vermitteln Fahrgäste an Mietwagen mit Fahrer.

UberX arbeitet inzwischen auch im Verbund mit Flixbus und übernimmt dort die letzte Meile zwischen Wohnung und Flixbusabfahrtsstelle. Reguläre Taxis werden mittels "UberTaxi" vermittelt und bei "UberPop" sollen private Fahrer mit eigenem Auto vermittelt werden. Uber verdient dabei mehr als 25 Prozent des Fahrpreises. Der Dienst UberPop, bei dem private Fahrer mit eigenem Auto eine Mitfahrgelegenheit anbieten, ist in Deutschland nach einschlägigen Urteilen offensichtlich nicht mehr aktiv.

Möglicherweise muss sich Uber auch aus anderen Ländern zurückziehen, weil die flexible Preisgestaltung von Uber verboten wird. Neu dazugekommen ist das Angebot "Jump" in Berlin. Hierbei werden Pedelecs und künftig wohl auch E-Tretroller vermietet. Man kann diese Fahrzeuge auch vorab reservieren, muss dafür jedoch den Betrag von 10 Cent pro Minute bezahlen.

Der Maximalbetrag soll bei 15 Euro pro Tag liegen. Zu den derzeitigen Handicaps des Angebots zählt die Tatsache, dass der Service nicht im ganzen Stadtgebiet verfügbar ist und die Fahrzeuge nach der Nutzung in einem Stadtteil abgestellt werden müssen, der von Jump bedient wird. Wer sein Fahrrad außerhalb dieser Zone abstellt, muss eine Strafe von derzeit 25 Euro bezahlen.

In Deutschland ist mit "mytaxi" eine App gestartet, die bislang exklusiv im Verbund mit lokalen Taxis arbeitete. Mehrheitseigner von mytaxi ist die Daimler AG, die ihre einschlägigen Angebote jetzt mit denen von BMW unter dem Namen "Free Now" zusammenlegt. Mit der Änderung verbunden ist die Aufgabe der Exklusivität der Taxi-Vermittlung. Künftig werden auch Mietwagen mit Fahrer vermittelt.

Mit "BetterTaxi" sollen sich in ganz Deutschland Taxis buchen lassen. Zu den Besonderheiten zählt, dass sich einerseits Taxis buchen lassen, die nach Taximeter abrechnen, aber auch Fahrten zum Festpreis, die jedoch üblicherweise über den üblichen Taxitarifen liegen.

Die Konkurrenz in Deutschland

In Deutschland sind mit "taxi.de" und "Taxi Deutschland" noch weitere Systeme zur Vermittlung von Taxifahrten aktiv. Der Vorteil der App-Technik gegenüber der klassischen Taxibuchungen per Telefon und Funk besteht darin, dass weniger Personal benötigt wird und dass die Fahraufträge direkt an die jeweiligen Fahrer ausgereicht werden können und dort auf dem Fahrzeugdisplay erscheinen.

"CleverShuttle" bietet einen Ride-Sharing-Fahrservice an, dabei werden Fahrgäste mit ähnlichen Routen zu Fahrgemeinschaften gebündelt. Der Fahrpreis wird für jeden Fahrgast fixiert. Er soll in etwa bei der Hälfte des Taxifahrpreises für einen Fahrgast liegen. CleverShuttle ist in mehreren deutsche Großstädten aktiv. Bei CleverShuttle kommen nur Wasserstoff- und Elektroantriebe zum Einsatz.

Die Volkswagentochter "Moia" betreibt in Hannover und in Hamburg ein gemischtes Sammeltaxi/Ruftaxi-System, bei welchem ein spezielles im Nutzfahrzeugwerk in Hannover assembliertes Elektrofahrzeug zum Einsatz kommt, das auf dem in Polen produzierten Crafter basiert.

In Hamburg wollte Moia ursprünglich 500 Fahrzeuge auf die Straße bringen und dann auf bis zu 1000 erweitern, wurde jedoch gerichtlich dazu verpflichtet, maximal 200 Fahrzeuge einzusetzen. Ein Hamburger Taxiunternehmer hatte gegen Moia geklagt. In Hannover ist die Zahl der eingesetzten Fahrzeuge deutlich kleiner. Die Moia-Busse, die heute noch von Fahrern gesteuert werden, sollen später durch autonome Fahrzeuge abgelöst werden.

2019 wollte Volkswagen in Berlin mit dem Angebot "We Share" starten. Auch dort soll eine rein elektrische Fahrzeugflotte betrieben werden. Mit einer besonders ausgefeilten App-Technik will man eine maximale Verfügbarkeit und eine hohe Flexibilität gewährleisten. Als Car-Sharing-Projekt richtet sich das Modell bis auf weiteres an Selbstfahrer. Ob es später auf autonome Fahrzeuge umgestellt werden soll, ist derzeit noch nicht bekannt.

"ShuttlePool" ist eine App zur Buchung von Fahrservice in der Stadt sowie vorwiegend im Flughafentransfer. Die Fahrpreise werden nach Eingabe der genauen Start- und Zieladresse nach Entfernung und Fahrtzeit berechnet und dem Kunden als verbindlicher Endpreis angezeigt. Bezahlung erfolgt in bar oder per Kreditkarte. An ShuttlePool sind selbstständige Taxi- oder Mietwagenunternehmer mit behördlicher Erlaubnis nach dem Personenbeförderungsgesetz angeschlossen, die sich zuvor mit der ShuttlePilot-App angemeldet haben.

In Europa

Am früher unter dem Namen "Taxify" bekannten Unternehmen aus Estland hat sich inzwischen die Daimler Mobility Services beteiligt. Das baltische Unternehmen hat seinen Namen in "Bolt" geändert.

"taxi.eu" ist ein Netzwerk verschiedener europäischer Taxi-Funkzentralen. Bezahlt wird die Taxifahrt ganz konventionell beim Fahrer. In manchen Städten kann auch über die App mit Hilfe von Kreditkarten bezahlt werden. Die App kann in zahlreichen europäischen Metropolen genutzt werden. Sie arbeitet seit geraumer Zeit mit der in Frankreich gegründeten "eCab" zusammen, wodurch die europäische Abdeckung deutlich erweitert wurde.

In UK hat sich "Kabbee" als Webplatform für Minicabs vorwiegend im Transport zu den Londoner Flughäfen etabliert. Geboten wird u.a. ein Preisvergleich. Die online verfügbaren Erfahrungsberichte legen nahe, dass man mit deutlichen Verspätungen bei den Fahrten rechnen muss.

Das Pariser Unternehmen "Comuto" betreibt unter dem Namen BlaBlaCar in zahlreichen Ländern der EU eine Mitfahrzentrale. Die Bezahlmodelle der einzelnen Landesdienste unterscheiden sich. Neben den Mitfahrgelgenheiten bietet Comuto unter dem Namen BlaBlaBus inzwischen ein System an, das ähnlich aufgebaut ist wie Flixbus und in dem Ouibus, die Bus-Tochter der französischen Staatsbahnen SNCF, aufgegangen ist. SNCF hat sich im Zusammenhang mit dem Verkauf des Bus-Systems an Comuto beteiligt.

Das spanische System "Cabify" hat sich inzwischen hauptsächlich in der Spanisch und Portugiesisch sprechenden Welt, also der Iberischen Halbinsel und Lateinamerika, verbreitet. Zu den Besonderheiten von Cabify zählt die Preisermittlung, die immer auf der Basis der kürzesten Route erfolgen soll, auch wenn die Fahrt dann über Umwege erfolgt.

Asien

"Grab" aus Singapur, das ursprünglich in Malaysia gegründet wurde, breitet sich in Südostasien immer stärker aus. Dafür sind letztlich zwei besondere Rahmenbedingungen verantwortlich. Zum einen wird das konventionelle Taxi traditionell eher selten über eine Taxizentrale gerufen, sondern am Straßenrand angehalten, falls es gerade frei ist. Auf der anderen Seite sind die meisten Einwohner dieser Länder schon seit Jahren mit Smartphones und der Nutzung von Apps vertraut.

Hat man ein Fahrzeug bestellt, so kann man in der App verfolgen, wo es sich aktuell befindet. Bezahlt wird der zuvor festgelegte Preis beim Fahrer oder per Kreditkarte. Da der Preis fixiert ist, wird der Fahrer auch bei Stau die schnellste Strecke auswählen und nutzt dafür üblicherweise ein Navigationssystem. In Städten mit Mautstraßen muss die Maut wie auch bei den Taxis vom Fahrgast bezahlt werden.

In Thailand ist Grab bislang nur in den Ballungszentren nutzbar. 2019 wurde der lokale Dienst von Uber übernommen. Es gibt Berichte, dass man für die Nutzung von Grab eine lokale SimCard benötigt, was jedoch in der Praxis kein Problem sein sollte, weil PrePaid-Karten üblicherweise schon am Flughafen angeboten werden.

Die chinesische Didi Chuxing Technology Co. bietet mit dem Service "DiDi" eine Fahrdienstvermittlung an, die inzwischen sowohl den Wettbewerber "Kuaidi Dache", als auch Uber China übernommen hat. In Brasilien hat DiDi das dortige Vermittlungssystem "99", ehemals 99Taxis übernommen.

Australien und Neuseeland

"Ola Cabs" stammt aus Indien und ist inzwischen auch in Australien und Neuseeland aktiv. Der Anbieter muss sich sowohl mit Vorwürfen hinsichtlich der Qualifikation seiner Fahrer, als auch mit deren Bezahlung auseinandersetzen.

"Lyft" ist wie UberPop eine Plattform die Mitfahrten in privaten Autos vermittelt und dafür Provision bekommt. Bislang sind sie in USA und Kanada aktiv und kooperieren mit General Motors. In den USA beträgt der Marktanteil knapp 30 Prozent. Wie Uber will man auch Scooter und Fahrräder verleihen. Den großen Durchbruch verspricht man sich mit selbstfahrenden Fahrzeugen.