"No currency, no debt"
Schottland will nur dann einen Teil der britischen Staatsschulden übernehmen, wenn man ihm das Pfund belässt
Am 18. September stimmen die Schotten über eine Unabhängigkeit von Großbritannien ab. Eine der in diesem Zusammenhang am meisten diskutierten Fragen ist die der Währung: Die Scottish National Party will, das Schottland als unabhängiges Land das Pfund behält und gibt sich zuversichtlich, dies in Verträgen aushandeln zu können. Die britische Regierung verlautbart dagegen, keine Währungsunion zu akzeptieren und erschreckt schottische Wähler mit dem Szenario, dass ihre Heimat Teil der Eurozone werden könnte.
Der schottische Finanzminister John Swinney hat jetzt offenbart, wie er London dazu bewegen will, ein unabhängiges Schottland im Pfundraum zu akzeptieren: Verweigere dies die britische Regierung, dann werde die schottische im Gegenzug keinen Penny der britischen Staatsschulden übernehmen, die anteilig etwa 100 Milliarden Pfund ausmachen. Swinney meinte dazu in einer Fernsehdebatte, wenn man in London alle Aktivposten der Währung für sich alleine haben wolle, dann müsse man dort auch die Passivposten alleine schultern. Kurz: "No currency, no debt"
Der ebenfalls an der Debatte teilnehmende Liberaldemokrat Charles Kennedy prophezeite auf diese Erklärung hin, dass die "internationalen Märkte" im Fall einer Nichtübernahme des Schuldenanteils sofort das Vertrauen verlieren und ein unabhängiges Schottland umgehend "zum Frühstück, zum Mittagessen und zum Abendessen verspeisen" würden.
Die Labour-Politikerin Johann Lamont (die trotz ihres Vornamens eine Frau ist) warnte davor, dass Schottland das Pfund ohne explizite Einwilligung der britischen Regierung weiternutzt, was ebenfalls möglich wäre: Solch eine "Sterlingisierung" wäre ihrer Ansicht nach gefährlich, weil die Bank of England das Pfund in Schottland nicht stützen werde.
Ebenfalls heiß diskutiert wird die Frage der schottischen Energiereserven: Eine geheimes Dossier der britischen Regierung, das 2005 an die Öffentlichkeit gelangte, trug ganz maßgeblich zu den Wahlerfolgen der Scottish National Party bei, die das Referendum ansetzen konnte, nachdem sie 2011 eine absolute Mehrheit im Regionalparlament erreichte.
Dieses Geheimdossier aus den 1970er Jahren bestätigte, was viele Schotten lange vermuteten, und was britische Regierungen jahrzehntelang bestritten hatten: Dass die Schotten bei den Einnahmen aus Gas und Erdöl aus der Nordsee nach Kräften übervorteilt wurden. Tatsächlich war der ökonomische Aufschwung, der häufig Thatcher und Blair als Erfolg zugutegehalten wird, weniger ein Ergebnis ihrer Politik als ein dem schottischen Öl und dem hohen Ölpreis geschuldeter Effekt.
Nun warnen Gegner einer Unabhängigkeit unter Berufung auf ein aktuelles Weißbuch des Ölindustriemanagers Ian Wood, dass die schottischen Nordseeölvorräte um bis zu 60 Prozent zu hoch geschätzt werden und bereits 2050 zur Neige gehen könnten. Befürworter einer schottischen Selbständigkeit verweisen dagegen auf ein ebenfalls neues Gutachten der Lobbyorganisation N-56, dem zufolge die schottischen Nordseeölvorräte vom UK Office for Budget Responsibility viel zu pessimistisch geschätzt werden und sechsmal so umfangreich sein könnten wie aktuell vom OBR angenommen.
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