Nordkaukasus: Russlands blutende Wunde

Russische Sicherheitskräfte haben im Nordkaukasus, in der Teilrepublik Dagestan, mindestens vier mutmaßliche Extremisten getötet

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Laut einer Verlautbarung des Anti-Terror-Komitees, soll der Anführer der Gruppe Kaukasus-Emirat, Magomed Sulejmanow, unter den Toten sein. Auch die tschetschenischen Islamisten haben dies bestätigt. Dagestan, an den Gestanden des Kaspischen Meeres gelegen, grenzt im Süden an Aserbaidschan, im Norden an die Kalmücken-Steppe, im Westen an Tschetschenien.

Magomed Sulejmanow wurde wie üblich zum Märtyrer erklärt.

Rund 30 Völker leben in der Republik, die integraler Bestandteil Russlands ist. Im 19. Jahrhundert , zur Zeit der zaristischen Expansion, galt dieses Bergland als unbezwingbares Bollwerk des islamischen Widerstands. Der Tschetschenien-Konflikt ist in Dagestan bisher nur sporadisch übergeschwappt, gleichwohl sieht man sich in Moskau einer zunehmenden Bedrohung durch radikalislamischen Terror ausgesetzt.

Russland fürchtet inzwischen, dass eine Allianz der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit Terrorgruppen im Nordkaukasus die Lage weiter verschärfen könnte. Außenminister Sergej Lawrow wies kürzlich daraufhin, dass mehr als 2.000 Russen in Syrien und dem Irak kämpfen, die meisten davon aus dem Nordkaukasus. Russisch ist bereits die am dritthäufigsten gesprochene Sprache im IS. Auf die von radikalisierten Rückkehrern ausgehende Gefahr reagiert man in Moskau wie auch im Westen.

Mit Besorgnis wurde festgestellt, dass der IS in der Region ein sogenanntes "Kaukasus-Emirat" ausgerufen hat, welche als nördlichste Provinz, als "Wilayat Qawqaz", definiert wird. Experten stellten fest, dass die geopolitische Ausganslage im Nordkaukasus die dortige Ausbreitung des IS begünstigt. Dazu zählt man im Falle Dagestans eine marginalisierte sunnitische Bevölkerung und eine große Zahl an Kämpfern, die bereits in Syrien waren.

In zehn Ländern hat der IS Provinzen proklamiert, so zum Beispiel im Irak und in Syrien, in Libyen, im ägyptischen Sinai, in Saudi-Arabien, Algerien, Nigeria, Afghanistan, Pakistan und im Jemen. Durch den Konflikt des Westens mit Russland um die Ukraine wird eine gemeinsame Kooperation bei der Bekämpfung des IS erschwert, obwohl diese dringend erforderlich wäre. Deshalb kooperieren die Behörden in Moskau mit Teheran, wie es auch inzwischen auch mit Washington üblich ist.

In den Hauptstädten der USA und Russlands hat man inzwischen erkannt, dass der schiitische Iran bei der Bekämpfung der Ausbreitung radikalsunnitischen Terrors der natürliche Verbündete in der Region ist. Der ehemalige russische Verteidigungsminister Igor Rodionow nannte den Nordkaukasus einst die "blutende Wunde Russlands". Im Westen sollte man begreifen, dass diese Wunde nicht auf den Nordkaukasus begrenzt bleiben muss.