Nordkorea: Handelssanktionen oder Mikrowellenwaffen?
Trump stehen eine Reihe von Optionen offen - vom Ölembargo bis zum Einsatz experimenteller Technologie
Seit Donald Trump am 3. September nach einem großen nordkoreanischen Kernwaffentest (vgl. Nordkorea hat angeblich erfolgreich einen Atomwaffentest durchgeführt) und kurz vor einem Krisentreffen mit Stabschef John Kelly und Verteidigungsminister James Mattis twitterte, zu den Optionen, die man jetzt diskutiere, gehöre auch ein Handelsstopp mit "allen Ländern, die mit Nordkorea Geschäfte machen", wird gerätselt, wie der US-Präsident eine so umfassende Maßnahme durchsetzen will. Ein Abbruch der Geschäftsbeziehungen zu China, dessen Wirtschaft inzwischen so eng mit derjenigen der USA verflochten ist, dass in beiden Ländern "viele Räder still stehen" würden, liefe nämlich auf eine Weltwirtschaftskrise hinaus.
US-Medien gehen deshalb davon aus, dass die "Geschäfte", die Trump meint, nicht auf jeglichen Handel mit Nordkorea, sondern nur auf die Lieferung bestimmter Waren bezogen sein dürften. Dabei denkt man vor allem an Öl, dessen Lieferung eine UN-Resolution am Sonntag verbieten könnte - und an Textilien, die in der Erbdiktatur billig gefertigt werden.
Putin hält Sanktionen für kontraproduktiv
Der russische Staatspräsident Wladimir Putin hält solche über die bereits verhängten Handelsbeschränkungen hinausgehenden Sanktionen nicht nur für "nutzlos", sondern sogar für kontraproduktiv, weil sie seinen Worten nach eine "globale Katastrophe" auslösen könnten und die Versorgungslage der einfachen Menschen in Nordkorea weiter verschlechtern. Dass ihn die USA einerseits zur Hilfe bei der Lösung des Konflikts auffordern und andererseits mit Maßnahmen drohen, die auch Russland treffen würden, ist für ihn "absurd".
Gestern rief Putin beim dritten Östlichen Wirtschaftsforum in der sibirischen Hafenstadt Wladiwostok außerdem dazu auf, Nordkorea "nicht in die Enge zu treiben", wiederholte dabei aber auch, dass Russland den Staat der Kim-Dynastie auch nach noch so vielen Tests nicht als offizielle Nuklearmacht anerkennen werde, weil dessen Atom- und Raketenprogramm nicht nur gegen UN-Resolution verstößt, sondern auch die Sicherheit in Nordostasien gefährdet. Der südkoreanische Präsident Herrn Moon Jae-In, mit dem sich Putin in Wladiwostok traf, setzt seine Hoffnungen auf gemeinsame Wirtschaftsprojekte in Ostsibirien, die seiner Meinung nach nicht nur Südkorea und Russland, sondern auch Nordkorea wirtschaftlich nützen und so zur Entspannung beitragen werden.
Einsturzbedrohter Atomtestberg?
China verurteilte das nordkoreanische Atomtestprogramm in der Abschlusserklärung des neunten Gipfels der BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, der am Montag und Dienstag in der südchinesischen Stadt Xiamen stattfand, und ließ dem nordkoreanischen Botschafter in Peking eine Protestnote zukommen. Südkoreas Außenministerin Kang Kyung-Wha zeigte sich nach einem Gespräch mit ihrem chinesischen Amtskollegen Wang Yi zudem zuversichtlich, dass die Weltmacht zu weiteren Sanktionen bereit wäre. Ob das auch einen Stopp der Öllieferungen beinhalten könnte, lässt das chinesischen Außenministerium jedoch offen. Der South China Morning Post nach sind die chinesischen Behörden darüber hinaus besorgt, dass der nur etwa 100 Kilometer von der chinesischen Grenze entfernte Berg in Punggye-Ri, unter dem Nordkorea seine Atomtests durchführt, bei weiteren großen Explosionen einstürzen und ein größeres Gebiet nuklear verseuchen könnte.
HPM-Waffen
Nach dem Abgang Steve Bannons und Sebastian Gorkas aus der Administration stieg auch die Wahrscheinlichkeit eines direkten militärischen Eingreifens der USA in Nordkorea, den Trump gestern im Anschluss an ein Telefonat mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping als "nicht die erste Wahl" bezeichnete, aber auch nicht ausschloss. Ronald Kessler, der Autor von The CIA at War - Inside the Secret War Against Terror, glaubt, dass so ein Eingriff mit experimentellen Waffen stattfinden könnte. In einem unter anderem von Newt Gingrich weitergetwitterten Aufsatz für die Washington Times erklärt er, wie die USA mit HPM über Antennen und Kabel nordkoreanische Waffen und Testanlagen zerstören könnten, auch wenn diese durch Bunker geschützt sind (vgl. Pentagon sucht nach Superwaffe für den Cyberwar und Schon wieder eine neue "Wunderwaffe").
HPM steht für "High Power Microwave". Diese Technologie erforscht die US-Luftwaffe mit dem High Power Microwave Advanced Missile Project (CHAMP). Einer von Boeing für 38 Millionen Dollar mit HPM ausgestatteten Rakete gelang es bereits am 16. Oktober 2012, alleine durch das Überfliegen eines zweistöckigen Testgebäudes in der Wüste von Utah sämtliche dort untergebrachten elektronischen Geräte einschließlich der Kameras, die das Experiment aufnehmen sollten, dauerhaft funktionsunfähig zu machen.