Nordkorea hat angeblich erfolgreich einen Atomwaffentest durchgeführt
Nach südkoreanischen Angaben soll die Sprengkaft stärker als beim letzten Mal gewesen sein, Nordkorea macht damit klar, dass es trotz Drohungen und Sanktionen an Atomwaffen festhalten wird
Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA berichtete heute noch, dass der "verehrte oberste Führer" Kim Jong-un die Bestückung einer "neuen" Langstreckenrakete mit einem neuen Sprengkopf mit einer weiter entwickelten Wasserstoffbombe beiwohnte. Er sei über die technischen Details informiert worden.
Betont wird, dass alle Teile der Wasserstoffbombe aus eigener Produktion stammen. Auch die Produktion des waffenfähigen Nuklearmaterials bis hin zur präzisen Verarbeitung der Komponenten und dem Zusammenbau sei auf Juche-Grundlage erfolgt. Das ermögliche dem Land, so die Nachrichtenagentur, so viele mächtige Atomwaffen wie möglich zu produzieren. Die Wasserstoffbomben könnten mit Sprengköpfen unterschiedlicher Sprengstärke von einigen Dutzend bis hin zu hunderten Kilotonnen bestückt werden.
Es handele sich um eine "multifunktionale thermonukleare Atombombe mit großer Vernichtungskraft". Sie könne, was in den USA als Albtraum immer mal wieder diskutiert wird, auch in großen Höhen für einen EMP-Angriff gezündet werden. Mit einem mächtigen elektromagnetischen Impuls, wie er von einer Atombombe ausgelöst werden kann, ließen sich große Gebiete eines Landes lahmlegen, da die Stromnetze zusammenbrechen und die digitale Infrastruktur sowie alle ungeschützten elektrischen und elektronischen Geräte ausfallen. Trotz der riesigen Schäden in hoch entwickelten Ländern, in denen das Leben weitgehend zusammenbrechen könnte, würden durch die Atombombe unmittelbar keine Menschen von der radioaktiven Strahlung geschädigt werden (Schutz vor einem EMP-Angriff).
Kurz darauf hat Nordkorea nach eigenen Angaben den bislang sechsten Atomwaffentest auf dem Testgelände Punggye-ri durchgeführt. Es war in letzter Zeit immer mal wieder berichtet worden, dass dort Aktivitäten ausgemacht wurden, aber Nordkorea konnte jedenfalls weitgehend unbemerkt die Vorbereitungen treffen. Hier weiß man schließlich auch, wann die Spionagesatelliten über dem Gelände sind und inszeniert dann gelegentlich auch mal ein Theater.
Der Atomwaffentest, der nach Nordkorea erfolgreich gewesen ist, soll der bislang stärkste gewesen sein. In China wurde ein Erdbeben mit der Stärke 6,5 auf der Richterskala gemessen, in den USA von USGS mit der Stärke von 6,3 und in Südkorea 5,7, auch das wäre stärker als beim letzten Mal im September letzten Jahres, als die Stärke 5,0 betrug. Die Sprengkraft wird in Südkorea damit als 5-6 Mal so stark eingeschätzt, man geht von 50-100 Kilotonnen TNT aus. Auch das CTBT berichtet von einem "ungewöhnlichen seismischen Ereignis" in Nordkorea, das von 100 Messtationen registriert wurde und wahrscheinlich auf einen Atomwaffentest zurückgeführt werden kann.
Nach Einschätzung von Cho Han-bum, Wissenschaftler am Korea-Institut für die Nationale Vereinigung, soll Nordkorea dieses Mal eine Wasserstoffbombe und einen nuklearen Sprengkoft getestet haben: "Das bedeutet, es hat nun fast die Fähigkeiten, einen nuklearen Sprengkopf zu zünden." Damit sei Nordkorea faktisch ein Atomstaat.
Nordkorea lässt sich offenbar weder von Sanktionen noch von Drohungen einschüchtern und sieht sich durch die Weiterentwicklung von Atomwaffen und Raketen auf der sicheren Seite. Die Bemühungen der neuen südkoreanischen Regierung um eine stärkere Annäherung zwischen den beiden Ländern dürften damit aber einen Rückschlag erleiden und Nordkorea noch weiter in die Isolation geraten.
Unklar bleibt, was Nordkorea außer der Selbstverteidigung des Regimes und dem geforderten Abzug der Amerikaner aus Südkorea anstrebt. Dass etwaige Gespräche über die Beendigung der Atomwaffenentwickelung in absehbarer Zeit keinen Erfolg haben werden, ist wohl eine realistische Einschätzung, ebenso wenig wie der Versuch einer militärischen Lösung.
Angeblich überlegt das Pentagon in erneuter Drohgebärde, strategische Bomber nach Südkorea zu verlegen. Vermutlich werden weitere Sanktionen des UN-Sicherheitsrats gefordert. China werde sich, so ein Editorial in Global Times, einem vollständigen Embargo nicht anschließen. Das würde den Konflikt verlagern, woran kein chinesisches Interesse besteht, da der Hauptgrund in der militärischen Präsenz der Amerikaner in Südkorea liege. Sollten aber die nordöstlichen Provinzen Chinas durch die Tests kontaminiert werden, kämen die bestehenden chinesisch-nordkoreanischen Beziehungen an ihr Ende.
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