Energiewende: Wie viel Strom frisst der Verkehr der Zukunft?

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Noch kommt E-Mobilität schleppend voran. Genug Ökostrom gibt es auch nicht. Neben Ausbau des ÖPNV können Plug-In-Hybride helfen. Auch im Katastrophenfall. (Teil 2)

Da wir mit dem steigenden Anteil von Ökostrom immer mehr Phasen bekommen werden, in denen aktuell zu wenig oder zu viel Strom produziert wird, müssen wir Vorsorge treffen, dass bei zu wenig Produktion nicht das Netz zusammen bricht und bei Überproduktion der Strom nicht abgeregelt werden muss, denn das ist unbezahlbar.

Herausforderung: Intelligentes Netzmanagement

Dazu brauchen wir ein intelligentes Netzmanagement, das in Mangelzeiten alle Verbraucher, die jetzt nicht unbedingt benötigt werden, abschaltet und in Überschusszeiten alle möglichen Verbraucher und Speicher zum Laden zuschaltet.

Die Frage ist, wie man so ein intelligentes Netzmanagement aufbaut. Dass Wärmepumpen oder Wallboxen vom Netzbetreiber gedrosselt oder abgeschaltet werden, kann nur die letzte Maßnahme sein, um einen kompletten Zusammenbruch des Netzes zu verhindern. Im Normalfall sollte aber der Kunde entscheiden, welche Verbraucher er wann betreibt.

Die neuen Smartmeter verfügen dazu über eine IR-Schnittstelle, über die der aktuelle Stromverbrauch just in time ausgelesen und an eine App übermittelt werden kann. Diese App kann dann das Stromnetz des Hauses oder der Wohnung steuern. Dazu müssen dann lediglich die größeren Verbraucher, wie Elektroboiler, Waschmaschinen usw. über WLAN ein- und ausgeschaltet werden.

WLAN-Steckdosen und Apps: So einfach kann's gehen

Moderne Geräte besitzen oft schon eine WLAN-Schnittstelle, ältere kann man leicht über eine WLAN-Steckdose schalten. Derartige Geräte kosten im Internet zwischen 10 und 50 Euro. Allerdings benötigt die Energiemanagerapp zusätzlich zum aktuellen Verbrauch auch noch eine Information darüber, wie knapp oder reichlich das Stromangebot im Netz gerade ist.

Das kann zum Beispiel über ein Funk- oder Internetsignal erfolgen. Dies Signal muss entweder laufend vom Netzbetreiber bereitgestellt werden oder man nutzt den aktuellen Strompreis am Spotmarkt der Strombörse. Damit hat dann jeder Stromkunde die Möglichkeit, durch sein persönliches Verbrauchsverhalten einerseits zur Optimierung der Netzsteuerung beizutragen und gleichzeitig seine Stromrechnung zu minimieren.

Flexible Stromtarife: Eine Notwendigkeit für die Zukunft

Allerdings setzt das natürlich flexible Stromtarife voraus. Die Anbieter sind auch verpflichtet, in Zukunft diese anzubieten, gegenwärtig scheitert das aber noch an fehlenden fernabfragbaren Zählern. Zwar gibt es hier erste Ansätze.

Einige Anbieter, wie Enstroga Energie bieten schon flexible Tarife an, mit einem relativ hohen monatlichen Grundbetrag und sehr günstigen Arbeitspreisen (Enstroga in meinem Wohngebiet zur Zeit 20 Cent pro Kilowattstunde, dazu 14,40 Euro Grundpreis monatlich).

Allerdings wird der Arbeitspreis monatlich entsprechend den Börsenpreisen aktualisiert und deshalb muss ich am Monatsersten den aktuellen Zählerstand an den Netzbetreiber melden, damit ordentlich abgerechnet werden kann. Sonst wird geschätzt. Für eine ordentliche Netzsteuerung inakzeptabel. Da müsste der Strompreis nicht monatlich, sondern laufend just in time angepasst werden, was derzeit aber noch an der fehlenden Messtechnik scheitert.

Abhängigkeit von Elektroenergie: Die neuen Risiken

Aber unabhängig davon geraten wir durch die Verkehrs- und Wärmewende in eine größere Abhängigkeit von der Elektroenergie. Und damit steigt das Schadenspotential bei Netzstörungen exponentiell an.

Da nach dem "Gesetz" von Edward A. Murphy ("Was schiefgehen kann, geht schief") jeder Schaden, der eintreten kann, auch eintritt, müssen wir uns überlegen, wie wir die Transformation so gestalten, dass das mögliche Schadenspotential beherrschbar bleibt.

Die Umstellung unserer Energieversorgungssysteme ist sowieso eine Langzeitaufgabe und wir können gar nicht anders, als aus den alten fossilen Systemen langsam auszusteigen. Solange müssen wir sie noch funktionstüchtig halten und können sie deshalb als Backup nutzen.

Verkehrswende: Mehr als nur eine Antriebswende

Beginnen wir mit der Verkehrswende. Natürlich kann man die Verkehrswende nicht auf eine "Antriebswende" reduzieren. In den Städten sind viel zu viele Autos unterwegs und die Autos werden auch immer größer, sodass überall die Straßen zugeparkt werden und der Stau vorprogrammiert ist.

Hier hilft nur der Ausbau des ÖPNV und der Bahnverbindungen sowie die Reduzierung von Zahl und Größe der zugelassenen Autos. Aber das heißt auch, dass wir vom Auto als Statussymbol wegkommen müssen.

Autoindustrie: Ein Wirtschaftszweig unter Druck

Das wird natürlich der Autoindustrie gar nicht passen, denn dann bricht der ohnehin schwächelnde Autoabsatz erst richtig ein. Aber wir sind beim Automarkt sowieso am Ende des Wachstums angelangt.

Der Ökonom und "Autopapst" Prof. Ferdinand Dudenhöffer hat schon vor einigen Jahren offen ausgesprochen, dass am Automarkt weltweit eine Sättigung eingetreten ist und dass es in Richtung Verdrängungswettbewerb geht, weil das Wachstumspotential der Märkte ausgeschöpft ist.

Am deutlichsten sieht man das am E-Automarkt, wo die chinesische Billigkonkurrenz jetzt durch Importzölle ausgebremst werden soll. Überschrift "Freier Handel".