Trotz drohender EU-Zölle: Chinesische Elektroautobauer drängen nach Europa
BYD und andere Hersteller präsentierten neue Modelle für Europa. Trotz Strafzöllen wollen sie ihre Position auf dem Kontinent ausbauen. Was steht 2025 bevor?
Chinesische Autohersteller treiben ihre Entwicklungspläne für den europäischen Markt voran. Auf der Pariser Automesse 2024 haben zuletzt neun führende chinesische Marken, darunter BYD, Xpeng und Leapmotor, neue Elektrofahrzeugmodelle präsentiert und stellten dabei ihre technologischen Fortschritte und Entschlossenheit zum Wachstum unter Beweis.
Neue Modelle kommen nach Europa
Wie die South China Morning Post berichtet, wollen sich weder führende Hersteller wie BYD noch Neuankömmlinge von drohenden EU-Zöllen abschrecken lassen und versuchen mit Hochdruck, Marktsegmente in der gehobenen elektrischen Mittelklasse zu erobern.
Eine der interessantesten Enthüllungen auf der Messe im vergangenen Monat war die Weltpremiere des Modells B10 von Leapmotor, einem kompakten Elektro-SUV. Zhu Jiangming, Gründer von Leapmotor, hob die fortschrittlichen Funktionen des Modells im Bereich der Fahrerassistenzsysteme, des digitalen Cockpits und anderer intelligenter Fahrfunktionen hervor.
"Das Debüt unterstreicht Leapmotors rasantes Wachstum in Europa, wo bereits über 200 Händler in 13 Märkten etabliert sind und bis 2025 500 Verkaufsstellen erreicht werden sollen", erklärte die Firma.
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Auch das chinesische Unternehmen Dongfeng Liuzhou Motor Co., Ltd. präsentierte vier neue E-Autos: den luxuriösen Flaggschiff-Van Forthing V9, die vollelektrische Limousine Forthing S7, den vollelektrischen SUV Friday und den Hybrid-Van U-Tour. Generaldirektor Lin Changbo verwies auf das Portfolio von über 21.000 aktiven Patenten des Unternehmens.
Hersteller geht in die Offensive
Der weltgrößte Elektroautohersteller BYD enthüllte indes sein mittelgroßes Elektro-SUV Sealion 7 und stellte auf dem französischen Markt sein Luxus-SUV Yangwang U8 vor. Das Unternehmen plant, bis Ende 2025 mit der Fahrzeugproduktion in Ungarn zu beginnen und damit seine Position als wichtiger chinesischer Akteur auf dem europäischen EV-Markt weiter zu festigen.
BYD will den Absatz im Ausland massiv ankurbeln und Marktanteile ausbauen. Dabei setzt der Hersteller vor allem auf das gehobene SUV-Segment, das mit dem Sealion 07 bedient wird. Ab 2025 will der Autobauer den Sealion an Kunden ausliefern – als sein siebtes reines Elektromodell in Europa.
Die neuen Strafzölle zwischen 17 und 35,3 Prozent, die zusätzlich zu den regulären 10 Prozent Einfuhrzoll auf in China produzierte Elektrofahrzeuge erhoben werden, traten im vergangenen Monat in Kraft und sollen zunächst für einen Zeitraum von fünf Jahren gelten. Für BYD kommt derzeit der Zollsatz von 17 Prozent zum Einsatz.
Die USA haben ihre Zölle für chinesische E-Fahrzeuge zuletzt sogar auf 100 Prozent angehoben (Telepolis berichtete). Begründet wurden die Zölle in allen Fällen mit Wettbewerbsverzerrung durch staatliche Subventionen. Experten warnen jedoch davor, dass der Schritt nach hinten losgehen könnte und die Wettbewerbsfähigkeit der US-Autoindustrie langfristig darunter leidet.
BYD: Preise trotz neuer Zölle attraktiv
Aus BYD-Sicht scheinen die EU-Zölle indes weiterhin handhabbar zu sein. "Die Fahrzeuge von BYD bleiben auch nach den zusätzlichen Zöllen attraktiv, daher ist das für das Unternehmen wirklich kein großes Problem", sagte Chen Jinzhu, CEO der Industrieberatung Shanghai Mingliang Auto Service gegenüber der SCMP.
Der Sealion 07 sei das jüngste Beispiel dafür, wie der Kostenvorteil von BYD dazu beitragen könne, die Auswirkungen solcher Hürden auf Exportmärkten abzumildern, so Chen.
Der SUV verfügt im WLTP-Verfahren eine Reichweite von 482 Kilometern bei einer Leistung von 230 kW (313 PS) und ist in China ab 189.800 Yuan (24.880 Euro) erhältlich. In Deutschland soll das Einstiegsmodell 47.990 Euro kosten.