Nordkorea testet Interkontinentalrakete mit bislang größter Reichweite
US-Präsident Donald Trump, der behauptete, eine Lösung zu haben, reagiert hilf- und ratlos
Wieder hat Nordkorea eine Langstrecke getestet. Sie flog nach südkoreanischen Angaben 960 km weit in einer Höhe von 4500 km in 50 Minuten. Nach dem Pentagon flog sie 1000 km und stürze in japanischen Gewässern ins Meer. Wäre die Rakete in einem normalen Winkel abgeschossen worden, wäre sie 10.000 km geflogen.
Man geht davon aus, dass die Interkontinentalrakete von einer mobilen Abschussrampe gefeuert worden ist. Damit kann, wie auch US-Verteidigungsminister Mattis erklärte, Nordkorea mit seinen Raketen jeden Ort der Welt erreichen. Die Frage ist nun nur, ob Nordkorea einen funktionierenden Atomsprengkopf besitzt, der den Wiedereintritt in die Atmosphäre durchsteht.
Das nordkoreanische Regime reagiert damit auf die auch von China verschärften Sanktionen und zeigt sich davon unbeeindruckt. Schwer zu beurteilen, wie sehr das Regime blufft, wenn es sich sicher gibt, keinen Angriff wegen seiner Atomwaffen fürchten zu müssen. Pokern gehört zum Geschäft bei der Eskalation, allerdings haben gegenüber Nordkorea, das seine Stärke demonstriert, die Staaten den Nachteil, die das Land zwingen wollen, auf seinen Schutz zu verzichten. Zuletzt schoss Nordkorea am 15. September eine Mittelstreckenrakete ab. Vermutet oder gehofft wurde in Südkorea, dass aufgrund von technischen Problemen so lange keine weiteren Tests erfolgten.
US-Präsident Donald Trump hat schon zu oft Drohungen geäußert und seine Armada und andere Waffensysteme vorgeführt, während er sich weiter auf China verlässt, um noch ernst genommen zu werden. Er versucht weiterhin zu suggerieren, dass er weiß, wie man mit dem nordkoreanischen Problem umgehen muss, um es zu lösen, woran die Präsidenten vor ihm gescheitert sind. Trump hatte mehrmals geäußert, dass Reden und Verhandeln nichts bringt. Aber seine Machtdemonstrationen haben höchstens den Konflikt weiter angeschürt und Provokationen getriggert. Gestern sagte er Journalisten eher hilflos, dass sich die USA schon um das Problem kümmern ("We will take care of it") und die Situation in den Griff bekommen würden ("situation that we will handle"). Wie er dies handhaben will, sagte er allerdings nicht.
Die südkoreanische Regierung, die bei ihrem Antritt auf Nordkorea zugehen wollte, ist nach den zahlreichen Raketentests zermürbt. Mehr fiel den Streitkräften nicht ein, als einmal wieder eine Drohgebärde zu machen, indem man kurz nach dem Start der nordkoreanischen Rakete auch mit Raketen "Präzisionsschläge" demonstrierte. Das dürfte Nordkorea kaum beindrucken.
Die Situation ist verfahren. Offenbar sind die USA nicht bereit, die Raketen abzuschießen. Das könnte darauf hindeuten, dass man den unter realen Bedingungen nicht getesteten Raketenabwehrsystemen nicht traut, tatsächlich die nordkoreanische Rakete abschießen zu können. Ein Scheitern wäre für die USA desaströs: Das Land versucht nämlich, seine Dominanz zu sichern, indem es Alliierte unter den teuren amerikanischen Abwehrschild kriechen lässt. Diese sollen den Amerikanern die Systeme abkaufen und damit in Abhängigkeit geraten.
Gut möglich, dass Nordkorea mit seinem Raketentest auch darauf reagiert, dass amerikanische und südkoreanischen Truppen eine "Enthauptungsoperation" trainieren und planen. Davor scheint man Angst zu haben. Seit Jahren wird angedroht und auch geübt, wie Spezialeinheiten mit einer Intervention die nordkoreanische Führung ausschalten könnten. Das Konzept wurde auch im Irak-Krieg befolgt, allerdings nur mit Bomben, Saddam Hussein wurde damals nicht eliminiert, sondern erst später in einem Versteck gefangen. Gerade erst wurde von Nordkorea wieder auf einen solchen Plan hingewiesen. Die Drohung scheint zu sein, dann mit einem nuklearen Angriff antworten zu können. Und die Androhung wirkt bislang.