Nordkoreanischer Raketentest erreicht Rekordhöhe

Aufnahme vom Start der Rakete am 30. Oktober

(Bild: Rodong Sinmun)

Nordkoreanische Rakete erreicht bislang ungekannte Höhen. Im Kontext des Ukraine-Krieges nehmen die Spannungen zu. Was ist über den Start bekannt?

Nordkorea hat am Mittwoch eine Interkontinentalrakete gestartet, die nach Angaben der Washington Post eine Rekordhöhe von rund 7000 Kilometern erreichte und damit die bisherige Marke um 1600 Kilometer übertraf.

Der 86-minütige Flug der Rakete wurde von den Regierungen der USA und Japans bestätigt und war der erste Start einer solchen Rakete seit fast einem Jahr. Beobachter der Associated Press sehen in der Wahl des Zeitpunkts kurz vor den US-Wahlen keinen Zufall.

Raketentyp bisher unbekannt

Wie üblich zielte Nordkorea beim Start auf die Höhe und nicht auf die Entfernung, um sicherzustellen, dass die Rakete kein Land trifft. Die Rakete flog etwa 1000 Kilometer weit und landete westlich der Insel Okushiri im Meer zwischen der koreanischen Halbinsel und Nordjapan.

Über den Typ der eingesetzten Interkontinentalrakete liegen noch keine bestätigten Informationen vor. Südkorea und Japan sprechen von einer "neuen Art von Feststoffrakete auf Interkontinentalraketen-Niveau".

Der letzte Start einer solchen Rakete im Dezember 2023 erfolgte mit einer Hwasong-18, die laut Al Jazeera bereits mindestens dreimal für Tests verwendet wurde.

Während südkoreanische und japanische Experten von einer Höhe von rund 7000 Kilometern ausgehen, gab Nordkorea selbst an, dass die Rakete eine Höhe von 7687 Kilometern erreicht und eine Distanz von 1000 Kilometern zurückgelegt hat.

Die meisten Länder, die über Interkontinentalraketen verfügen, wie Russland, China und die USA, setzen sowohl Feststoff- als auch Flüssigkeitsraketen ein. Festtreibstoff entsteht durch die Verdichtung von Brennstoff und Oxidationsmittel zu einer festen, stabilen Masse, die direkt auf eine Rakete aufgeladen werden kann. Diese Bauweise ermöglicht es, Feststoffraketen schnell und flexibel einzusetzen, da aufwendige Startvorbereitungen entfallen – und somit auch eine frühe Entdeckung schwerer wird.

Im Gegensatz dazu benötigen Raketen mit Flüssigtreibstoff, wie sie in älteren nordkoreanischen Interkontinentalraketen verwendet werden, eine umfangreiche Vorbereitung vor Ort. Treibstoff und Oxidationsmittel müssen kurz vor dem Start in die Rakete geladen werden, was zusätzliche Schritte und Zeit erfordert. Flüssigtreibstoffe erzeugen zwar einen höheren Schub als Feststoffvarianten, aber die längere Startvorbereitungszeit kann im operativen Einsatz zum entscheidenden Nachteil werden.

Globale Spannungen nehmen zu

Diese Entwicklungen werfen Fragen auf, insbesondere im Hinblick auf die Unterstützung Nordkoreas für die russische Invasion in der Ukraine. Dort steht ein Einsatz nordkoreanischer Bodentruppen laut US-Angaben nun unmittelbar bevor (Telepolis berichtete).

Als Reaktion haben amerikanische, japanische und südkoreanische Truppen in den letzten Monaten mehrere Militärübungen im Pazifik durchgeführt, die von Nordkorea als feindselig empfunden wurden.

Japan und Südkorea, beide Verbündete der USA und Unterzeichner des von den USA geführten Artemis-Abkommens zur friedlichen Nutzung des Weltraums, stehen angesichts der aktuellen Ereignisse vor sicherheitspolitischen Herausforderungen.

Nordkorea verfolgt seit etwa 80 Jahren eine isolationistische Politik. In den letzten Jahren suchte das Land verstärkt die Nähe zu Russland. So traf sich der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un 2023 mit dem russischen Premierminister Wladimir Putin auf dem russischen Weltraumbahnhof Wostotschny zu einem Gipfeltreffen, nachdem Russland im Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert war.