Nordportugal: Liebe auf den zweiten Blick

Seite 3: "Olho no Pé"

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Unser Weg führt aber nun nicht weiter am Fluss entlang bis Porto hinab, wohin die Zugstrecke führt, sondern wir zweigen nach Alijó wieder aus dem Tal in die Höhe ab. Denn im Zentrum Portos, waren wir auf das vegetarische Restaurant "Folias de Baco" gestoßen und durften das Essen und vor allem den Wein "Olho no Pé" (Auge am Fuß) genießen. Deshalb stand ein Besuch der "Adega" (Weingut) und des Produzenten Tiago Sampaio auf dem Programm, der auch in den USA studiert hat und ausgezeichnet Englisch spricht.

Tiago Sampaio mit seinem Mitarbeiter Antonio. Bild: Ralf Streck

Weingut und das Restaurant sind verbunden. Sie haben deshalb den gleichen Namen und preisen die Weinblätter und den Wein-Gott Dionysos, der auch den Beinamen Baccus führt. "Ich habe das Weingut von geerbt und probiere nun viel aus", erklärte Sampaio seine mutigen Kreationen. Die Suche war nicht einfach, da Firmensitz und Weingut ein paar Kilometer auseinander liegen. Hier betreibt der Mittdreißiger ökologischen Weinbau, "wofür man mich zunächst als verrückt bezeichnet hat". Inzwischen, weil seine Weine erfolgreich sind und es EU-Fördergelder gibt, beseitigen viele hier nicht mehr mit Unkrautvernichtern alles Grün im Hang und Spritzen die Reben wie verrückt, was sogar billiger ist.

"Hier oben, weil es kühler ist, kann man auch gute Weißweine oder Pinot Noir anbauen, der eleganter, weicher und frischer ist", verweist der Önologe, Agraringenieur und Winzer auch auf seinen guten "Alvarinho". Die "kleine Weiße vom Rhein" soll mit Mönchen aus Deutschland über den Jakobsweg nach Portugal und ins angrenzende Galicien gelangt sein. Sein exzellenter Rotwein der Olho no Pé ist zudem nicht so schwer und alkoholgeladen wie die Roten aus dem Tal.

Zum Einkauf geht es zurück ins improvisierte Lager in Alijó. An der Vermarktung vor Ort, anders als in Porto, muss der sympathische Sampaio noch arbeiten, gibt er schmunzelnd zu. Ihm fehlt die Zeit, denn die opfert er auch gern Besuchern. Einen Besuch sollte man per Email oder telefonisch zuvor absprechen. Aber eigentlich sollte man allen davon abraten, den Norden Portugals zu besuchen, damit die Region und ihre Menschen bleiben, wie sie sind.