Nordrhein-Westfalen wählt Kohle

Seite 2: Waldschutz durch Landrechte

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Dass es um mehr gehen muss, als globale CO2-Bilanzen, macht die Arbeitsgruppe CLARA (Climate Land Ambition Rights Alliance) in einem kürzlich veröffentlichten Papier zu Klima und Landnutzung deutlich. Der Zusammenschluss von Nichtregierungsorganisationen, die sich mit Landrechten beschäftigen, drängt darauf, Klimaschutz, Menschenrechte, indigene Rechte und die Integrität von Ökosystemen in Einklang zu bringen.

Böden und Wälder sind eine wichtige Ressource, um Kohlendioxid aus der Atmosphäre langfristig zu binden, bzw. gebundenes Kohlendioxid nicht freizusetzen. Landnutzungsänderungen, wie etwa der Verlust von Mooren oder die Umwandlung von Primärwald in Ackerland oder Holzplantagen spielen eine Rolle bei der Erstellung globaler CO2-Bilanzen. In diesem Sinne wecken die potenziellen CO2-Senken aber auch Begehrlichkeiten, etwa, wenn es darum geht, die Emissionen von Industriestaaten, Unternehmen oder des Luftfahrt- oder Schifffahrtssektors mit sogenannten Offsets auszugleichen.

Genau dies solle aber nicht geschehen, fordert CLARA. Vor allem dürften derartige Mechanismen nicht zu Vertreibung indigener oder vom Wald lebender Gruppen führen, wie in der Vergangenheit im Zusammenhang mit REDD+ geschehen. Statt solche externen Investitionsmöglichkeiten in Wälder zu schaffen, könnten Wälder durch die Sicherung kollektiver Landrechte effektiver geschützt werden.

Studien zeigen, dass die Sicherung von kollektiven und Gewohnheitsrechten auf Land für Indigene und vom Wald lebende Gemeinschaften einer der effektivsten und kostengünstigsten Strategien ist, um Waldökosysteme zu schützen. Landrechte zu schützen ist eine weit erfolgreichere Strategie zur Abmilderung des Klimawandels als großangelegte Aufforstungsprojekte, die die Gemeinschaften ausschließen.

CLARA

Durch die Abholzung und Degradierung von Wäldern sei bereits die Hälfte der Kohlenstoffspeicherkapazität dieser natürlichen Senke verloren gegangen. Eine fortschreitende Zerstörung von Wäldern und Trockenlegung von Mooren würde die CO2-Bilanz der Menschheit noch weiter in die Höhe treiben. Von daher gelte es, diesen Prozess aufzuhalten und Moore wieder zu verwässern. Vermieden werden sollten hingegen Baumplantagen, die oftmals aus wenigen, schnell wachsenden Arten bestehen, auf keinen Fall sollten Klimafinanzierungen in solche Projekte fließen. Ein weiteres, absolutes No-Go wäre der Anbau von Biomasse mit anschließender CO2-Abscheidung und -Speicherung (BECCS).

Wie alle Negativ-Emissions-Technologien steht BECCS beachtlichen Hürden gegenüber, etwa der Menge von benötigtem Land, konkurrierenden Nutzungsinteressen für dieses Land, der Frage, ob die Technologie tatsächlich in der Größenordnung funktioniert und den finanziellen Kosten.

CLARA

Selbst im Fall von technischer Machbarkeit und Bezahlbarkeit wären enorme Flächen nötig, um über den CO2-Entzug aus der Atmosphäre das 2-Grad-Ziel zu erreichen, nach Schätzungen des IPCC zwischen 500 Millionen und 3 Milliarden Hektar. Nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO beläuft sich die weltweite Landwirtschaftsfläche derzeit auf 1,6 Billionen Hektar, käme das doppelte für BECCS hinzu, wären alle bewirtschaftbaren Flächen des Planeten erschöpft.