Nordrhein-Westfalen wählt Kohle

Seite 3: Stärkerer Anstieg des Meeresspiegels befürchtet

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Nach Informationen des NDR warnt das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) vor einem stärkeren Meeresspiegelanstieg als dem, der im letzten IPCC-Report als Negativszenario angenommen wird.

Im IPCC-Report von 2013 werde in Weiter-So-Szenarien mit 52 bis 98 Zentimetern bis zum Jahr 2100 gerechnet, das BSH bringt nun einen Anstieg von deutlich über einem Meter bis zu 1,7 Metern ins Spiel. Für den Küstenschutz werde es dabei etwa ab der Mitte dieses Jahrhunderts problematisch.

Blick auf die Abbruchkante des Ronne-Schelfeises im südlichen Weddellmeer. Diese Aufnahme stammt aus dem Jahr 1995. Bild: Alfred-Wegener-Institut/Ralph Timmermann

Da Klima- und Meeresforscher immer genauere Daten zur Entwicklung der Eisschilde gewinnen, ist es nicht abwegig, dass das IPCC-Szenario aus dem Jahr 2013 korrigiert werden muss. So beschäftigt sich die Klimaforschung beispielsweise mit der Entwicklung der verschiedenen Schelfeise in der Antarktis. Das sind die aus dem Inland gespeisten Eisplatten, die auf das Meer hinausragen. Erhöht sich die Meerestemperatur zu sehr, beginnt das Schelfeis aber von unten zu schmelzen und ins Meer zu fließen.

Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts kommen in Modellrechnungen zu dem Schluss, dass um das Jahr 2070 ein unumkehrbarer Schmelzprozess im Filchner-Ronne-Schelfeis einsetzen könnte. Hauptursache wäre die Erwärmung des Wedellmeeres. Das dortige Meereis verhindert bislang, dass größere Mengen wärmeren Wassers unter den Eisschild gelangen. Sollte dies nicht mehr der Fall sein, schmilzt die Eisplatte von unten und hebt sich damit vom Meeresboden, wodurch sie noch schneller ins Meer abfließen kann. Im Amundsenmeer wird ein ähnlicher Prozess bereits jetzt beobachtet.

Nach den Modellrechnungen der AWI-Forscher würde auch eine Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad das Filchner-Ronne-Schelfeis nicht vor dem Zerfall retten. Bereits vor einem Jahr haben Wissenschaftler der University of Massachusetts und der Pennsylvania State University berechnet, dass ein kompletter Zerfall des westantarktischen Eisschildes zu einem Anstieg des Meeresspiegels um über einen Meter bis zum Jahr 2100 führen würde. Da die Westantarktis nicht der einzige abschmelzende Eisschild ist, klingt ein Szenario von 1,7 Metern dann nicht mehr abwegig.