Nordsyrien: Keine internationale humanitäre Hilfe in Sicht
Seite 2: Hilfe für Nordsyrien durch Spendenprojekte
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Die Untätigkeit der bundesdeutschen und europäischen Institutionen empört die Bundesbürger quer durch alle Bevölkerungsschichten. Viele in Nordsyrien engagierte NGOs versuchen zurzeit aus der Ferne über Spendenprojekte den Binnenvertriebenen zu helfen.
Ein Beispiel ist der Wiesbadener Notarzt und Psychotherapeut Dr. Michael Wilk. Er arbeitet mit dem Kurdischen Roten Halbmond Heyva Sor zusammen, der in der Region die Notfall- und Gesundheitsversorgung organisiert. Wilk ist seit 2014 regelmäßig vor Ort im Einsatz, zuletzt kurz nach der türkischen Invasion.
In einem Interview mit der Deutschen Welle schilderte er seine Beobachtungen über die täglichen Angriffe der Türkei - trotz der angeblichen Waffenruhe. In Deutschland sammelt Wilk Spenden für die Notversorgung durch den kurdischen Roten Halbmond. Er reist durch die Bundesrepublik, hält Vorträge, spricht auf Demonstrationen und versucht über die katastrophale Lage und die Kriegsverbrechen der Türkei zu informieren - eben über das, was die deutschen Medien und die Bundesregierung ausblenden und totschweigen.
Der Mainzer Arzt Gerhard Trabert engagierte sich mit seinem Verein "Armut und Gesundheit" für eine Klinik in dem jetzt von der Türkei besetzten Gire Spi (Tal Abyad). Das Klinikum in Gire Spi war einer der wenigen Orte in der Region gewesen, in der auch Dialyse-Behandlungen durchgeführt werden konnten. Aus Deutschland hatte das Krankenhaus unter anderem einen Inkubator, chirurgische Ausstattung und ein sogenanntes Dermatom zur Durchführung von Hauttransplantationen erhalten, wie der SWR berichtet.
Über die derzeitige Situation der Klinik ist nichts bekannt. Wahrscheinlich haben die türkische Armee und die Dschihadisten das Krankenhaus geplündert und für ihre eigene Versorgung ausgeschlachtet.
Medico international arbeitet ebenfalls mit Heyva Sor zusammen und ist seit Beginn der Selbstverwaltung in Nordsyrien mit zahlreichen Projekten am Aufbau der Gesundheitsversorgung beteiligt. Eines der Projekte war die Einrichtung von Mobilen Klinken für die Geflüchteten aus Afrin.
Die verschiedenen Städtepartnerschaftsvereine in Deutschland sammeln ebenfalls Spenden für Mobile Kliniken für ihre Partnerstädte. Der Städtepartnerschaftsverein Friedrichshain-Kreuzberg-Derik sammelt z.B. für eine Mobile Klinik im ländlichen Umland von Derik. Damit sollen vor allem die christlichen Dörfer erreicht werden.
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hatte Anfang 2019 die erste offizielle deutsche Städtepartnerschaft mit einer nordsyrischen Kommune besiegelt. Die Städtefreundschaft Frankfurt-Kobane sammelt für eine Mobile Klinik in Kobane, die Städtepartnerschaft Oldenburg-Afrin sammelt Spenden für das Afrin-Krankenhaus in der Sheba-Region.
Auch Parteien beteiligen sich an den Spendenkampagnen: Der PARTEI gelang es mit einer öffentlichkeitswirksamen Aktion innerhalb von zwei Wochen 250.000 Euro Spenden für den Kurdischen Roten Halbmond zu sammeln. Die PARTEI hatte erklärt:
Für jeden Euro, den Sie an die PARTEI spenden, unterstützt die CDU den Kurdischen Roten Halbmond mit 30 Cent, die SPD ebenfalls, die Grünen spendieren 10 Cent, die "Liberalen" 8 Cent, Seehofers irre regionale Splitterpartei und die Linke je 7 Cent, und auch die verfickte AfD gibt ihren Senf dazu: 5 Cent.
Die Partei
Der Landesverband der Grünen in Berlin und grüne Bezirksverordnete aus Friedrichshain-Kreuzberg spendeten für die Spendenkampagne "Mobile Klinik in der Partnerstadt Derik", die Linksfraktion im Brandenburger Landtag sammelt Spenden für kurdische Opfer der türkischen Aggression in Nordsyrien. Sie wollen 1,5 Tonnen Medikamente und Babynahrung in das Krisengebiet fliegen lassen.
Auch international gibt es Unterstützung für Nordsyrien: So bewilligte das Stadtparlament von Zürich 400.000 Franken für die humanitäre Hilfe in der nordsyrischen Selbstverwaltungsregion. Die Züricher Landeskirche unterstützt mit 250.000 Franken neben christlichen Projekten im Tur Abdin in der Osttürkei und Projekten im Nordirak auch Projekte für Kinder und Kriegsflüchtlinge in Nordsyrien.
Der Tiroler Joe Höllwarth aus dem Zillertal will im Januar in den Nordirak und nach Nordsyrien reisen, um traumatisierten Kindern zu helfen. Der Flüchtlingshelfer ist als Privatperson unterwegs und versucht mit Hilfe des Gesundheitsministers der Selbstverwaltung die Not der traumatisierten Kinder zu lindern.
Genauso wie bei diesen Beispielen engagieren sich viele Privatpersonen und Initiativen für das demokratische Modell in Nordsyrien und gegen die autokratischen Systeme. Leider schweigt die Bundesregierung, unterstützt allerdings weiter mit Waffenlieferungen und Hermesbürgschaften die Politik der Autokraten und versucht das zivilgesellschaftliche Engagement zu kriminalisieren. Verkehrte Welt!