Norwegens Erdöl: Der Anfang vom Ende einer Ära
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Beim größten Ölförderer Westeuropas stehen mittelfristig umwälzende Veränderungen ins Haus. Die Bevölkerung ist sich uneins über ihr Verhältnis zum schwarzen Gold, gleichzeitig wachsen die geopolitischen Spannungen in der Arktis
Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass alle ergiebigen Ölvorkommen des norwegischen Festlandsockels bereits gefunden sind. Die letzte Lizenzvergabe-Runde war auf ein schwaches Echo gestoßen - nur 11 Unternehmen hatten Produktionslizenzen beantragt. Dabei standen 102 Blöcke beim Norwegischen Öldirektorat zum Gebot - so viel wie nie zuvor, die meisten von ihnen in der Barentssee. Doch vor allem aufgrund ihrer räumlichen Entfernung zu den als am vielversprechendsten angesehenen Formationen gab es nur halb so viele Bieter wie noch zur letzten Lizenzrunde 2015.
Nach der entmutigenden Arktis-Erkundungskampagne des Jahres 2017 planen die Ölkonzerne zwar, die Anzahl der Erkundungsbohrungen vor der Küste Norwegens zu verdoppeln. Der Fokus liegt vorläufigen Bohrfahrplänen zufolge dabei jedoch auf den bereits entwickelten Gebieten des norwegischen Festlandsockels. Der norwegische Ölkonzern Statoil wird so zum Beispiel 2018 seine Aktivitäten auf den eigenen Hinterhof in der Nordsee und im Europäischen Nordmeer konzentrieren: Anders als 2017 steht die Suche nach potenziellen Großfundstellen in den entlegenen Gebieten der Arktis nicht im Vordergrund. Stattdessen plant das Unternehmen eine Bohrkampagne, die ausgewählte Bereiche in der Nähe bereits bestehender Fördergebiete erkunden wird, um eventuelle Entdeckungen kostengünstig an bereits bestehende Infrastruktur anzuschließen.
Verschiedene weitere Gesichtspunkte haben dazu beigetragen, dass sich das Interesse der Bieter in Grenzen hielt. Etwa die anhaltenden Rechtsstreitigkeiten zur Frage, ob Bohrungen in der Arktis gegen Paragraph 112 der norwegischen Verfassung verstoßen. Der besagt, dass natürliche Ressourcen auf der Grundlage langfristiger Überlegungen verwaltet und für künftige Generationen gesichert werden sollten.
Knapp die Hälfte der im norwegischen Schelf vorkommenden Kohlenwasserstoffe wurden bereits ans Tageslicht gefördert und verkauft. Weitere 47 Milliarden Barrel Öleinheiten sollen noch vorhanden sein. 39% davon sind jedoch noch nicht durch Bohrungen nachgewiesen. 19 Milliarden Barrel Öleinheiten gelten derzeit als Reserve - als bestätigte und erfasste Vorkommen, die bei gegenwärtigem Stand der Technik wirtschaftlich zu fördern sind. Mehr als 60% der noch vorhandenen Kohlenwasserstoffreserven sind Erdgas.
Mehr als ein Drittel allen unerschlossenen Öls Norwegens sollen unter der Barentssee liegen. Das legt nahe, dass die Gegend in den kommenden Jahren stärker in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rücken wird.