Norwegische Ermittler gehen von Echtheit der Enthauptungsaufnahme aus

Der Dschebel Toubkal, der höchste Berg des Atlasgebirges. Foto: Notcreative123. Lizenz: CC BY-SA 2.0

Die beiden skandinavischen Studentinnen wurden in Marokko wahrscheinlich Opfer einer IS-Zelle

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Bei einem seit vorgestern auf Twitter und anderswo kursierenden Video, auf dem zu sehen ist, wie einer teilweise entkleideten jungen Frau mit einem Messer der Kopf abgeschnitten wird, fand die norwegische Polizei bislang "keine Anzeichen dafür, dass [es] nicht authentisch ist". Nun wartet man auf die Verifikation der dänischen Polizei, die noch aussteht.

Die Polizeibehörden dieser beiden Länder befassen sich mit der Aufnahme, weil sie den bisherigen Erkenntnissen nach beim Mord an zwei ihrer Staatsangehörigen entstand - der 28-jährigen Norwegerin Maren Ueland und an der 24-jährigen Dänin Louisa Vesterager Jespersen. Die beiden Studentinnen waren am letzten Wochenende nach Marokko gereist, um dort den Dschebel Toubkal zu besteigen, den mit 4.167 Metern höchste Berg des Atlasgebirges.

"Stichverletzungen"

Die ebenso wie Ueland an der Universität von Südostnorwegen (USN) eingeschriebene Dänin Vestager wollte nämlich "Naturführerin" werden und hatte die Reise nach Angaben ihrer Mutter trotz eindringlicher elterlicher Warnung vor den "Zuständen" in Marokko angetreten. Uelands Mutter meinte dagegen im NRK, dem öffentlich rechtlichen Rundfunk Norwegens, ihre Tochter habe eigentlich alle Sicherheitsanforderungen beachtet.

Am Montag fand man die Leichen der beiden blonden Skandinavierinnen in der Nähe des am Fuß des Dschebel Toubkal gelegenen Berberdorfes Imlil, in dem die Straße aus dem 70 Kilometer entfernten Marrakesch endet. In ersten Meldungen war lediglich von "Stichverletzungen" als Todesursache die Rede. Eine Formulierung, die man nach dem Auftauchen des Videos und dessen Echtheitseinschätzung durch die norwegische Polizei als Euphemismus werten darf.

Anschläge auch außerhalb "entlegener Gebiete"

Ein Euphemismus, der möglicherweise auch in einem Zusammenhang damit steht, dass man in Marokko mit dem Tourismus am Dschebel Toubkal Geld verdiente: Außer Wintersportgelegenheiten wurden dort auch Trekking-Touren angeboten. Das deutsche Außenministerium warnt bislang lediglich, dass man in Marokko "Touren in entlegeneren Gebieten […] grundsätzlich nur in einer Gruppe und mit marokkanischen Führern" unternehmen sollte.

Allerdings gab es in der Vergangenheit auch außerhalb "entlegener Gebiete" Anschläge auf Touristen: 2011 kamen bei einem Sprengstoffanschlag im Touristencafé Argana am mittelalterlichen Marktplatz von Marrakesch 17 Menschen ums Leben, weitere 20 wurden durch Nägel teilweise schwer verletzt. Hier hatte es zuerst geheißen, die Explosion sei durch Gasflaschen in der Küche entstanden.

Acht Jahre davor starben bei einem Anschlag in Casablanca 45 Menschen. Hier hatten sich die insgesamt zwölf Selbstmordattentäter aus der Gruppe Salafiya Jihadia neben dem belgischen Konsulat, einem spanischen Restaurant, und Orten, in denen ein westlicher Lebensstil gepflegt wurde, auch jüdische Einrichtungen als Ziele ausgesucht. Nur vier Jahre darauf jagten sich in Casablanca erneut sieben Selbstmordattentäter in die Luft, töteten dabei aber außer ihnen selbst nur einen weiteren Menschen (vgl. Marokko fürchtet weitere Anschläge).

Zudem konnte die marokkanische Polizei nach eigenen Angaben alleine zwischen 2015 und 2017 sechs schwere Anschläge verhindern. Einer davon sollte auf dem Gnaoua-Musikfestival in Essaouira geschehen, dessen jährlich 300.000 Besucher zu etwa einem Drittel aus Europa stammen. Bei den Vorbereitern dieses Anschlags fanden die Ermittler ein Manifest der "Provinz des Islamischen Staates im Maghreb".

IS-Treueeid

Außer dem seit vorgestern kursierenden Studentinnenenthauptungsvideo existieren noch weitere Videos, die vier nach der Tat festgenommene Verdächtige zeigen, wie sie dem IS-Kalifen Abu Bakr al-Bagdadi die Treue schwören und ihm sagen, er habe "im Maghreb Soldaten", die "entschlossen" seien, "die Sache Gottes aufrechtzuerhalten und die Ehre der Muslime zu verteidigen". Außerdem nehmen sie Bezug auf Hadschin, die letzte vom IS beherrschte Stadt in Syrien außerhalb des Dschihadistenreservats Idlib (vgl. Wird Trump den Rückzug aus Syrien umsetzen können?).

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