Notstands-Hopping: Erst Coronawelle, dann Hitzewelle?
- Notstands-Hopping: Erst Coronawelle, dann Hitzewelle?
- Wenn Wetter und Klima verwechselt werden
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Vergleich ist nicht so abwegig, wie er sich zunächst anhört. Das wird bei Lektüre der grünennahen "taz" deutlich. Dort findet sich auch ein Satz, der wie eine Drohung klingt.
Von jeher sind Wetterberichte fester Bestandteil zum Abschluss von Nachrichtensendungen. In jüngster Zeit werden jedoch vermehrt Meldungen über Wetterereignisse in den News-Block selbst aufgenommen. So war an diesem Wochenende in den Nachrichtensendungen des Deutschlandfunks von Rekordhitze in verschiedenen südeuropäischen Ländern ebenso zu hören wie von Hitzerekorden auf anderen Kontinenten.
Nun ist diese Häufung von Wetterereignissen in den Nachrichten keine Überraschung. Thea Petrick und Harald Neuber schreiben auf Telepolis:
Es könnte ein regelmäßiges Ritual werden: Erst vor einer Woche warnten der Deutsche Wetterdienst (DWD) und das Bundesgesundheitsministerium vor einer Hitzewelle mit Höchstwerten von 28 bis 35 Grad.
Es ist nicht zu leugnen, dass Wetterereignisse immer mehr Raum in den Nachrichten einnehmen. Es kann sogar sein, dass sie die Ereignisse dominieren, z.B. wenn die Hitzewelle länger anhält und dann auch noch Waldbrände ausbrechen oder wieder aufflammen.
Werden da nicht Erinnerungen wach an die eher verdrängte als vergessene Zeit, als die Meldungen über den Corona-Virus immer drängender wurden und schließlich für eine Weile nicht nur die Nachrichten, sondern unser ganzes Leben bestimmten und strukturierten? Viele werden das zunächst für einen abwegigen Vergleich halten und ihn zurückweisen.
Droht der Wetter-Notstand?
Doch so abwegig ist der Vergleich nicht. Und er wird gerade von denjenigen gezogen, die behaupten, dass Extremwetterlagen mit der Corona-Pandemie vergleichbar seien und fordern, beide Phänomene ähnlich zu behandeln:
"Die nächste deutsche Gesundheitskrise steht bevor. Sie dürfte der Corona-Pandemie ziemlich ähnlich sein, zumindest was die politischen Diskussionen angeht", schreibt der Autor Benjamin Probst in einem Beitrag für die taz:
Wie auch zu Coronazeiten werden Einschränkungen notwendig werden, wenn wir die Schwächsten vor dem Hitzetod bewahren wollen. Nicht indem wir das Haus nicht mehr verlassen oder Maske tragen, sondern indem wir die Wirtschaft an CO2-Budgets fesseln, die Regierung beschließt, unsere Heizungen austauschen zu lassen, und wir alle weniger verkonsumieren.
Benjamin Probst, taz
Es ist ja schonmal gut, dass niemand daran gehindert werden soll, das Haus zu verlassen. Aber das Plädoyer, mit dem Klimaargument massiv durchzugreifen, ist beunruhigend.
Und was bedeuten die vagen Aussagen, die Regierung solle beschließen, "dass wir unsere Heizungen austauschen und alle weniger verbrauchen"? Bezieht sich das auch auf die vielen einkommensschwachen und von Armut betroffenen Menschen, die schon heute entscheiden müssen, ob sie ihr Geld für Miete, Heizung oder Essen aufwenden?
Wenn hier nicht einmal in einem Nebensatz darauf hingewiesen wird, dass diese Menschen nicht gemeint sind – das ist sicher kein Versehen. Dahinter steckt tatsächlich wohl die Vorstellung, dass jetzt alle in volksgemeinschaftlicher, pardon, staatsbürgerlicher Verantwortung Opfer für die Rettung des Klimas bringen müssten.
In diesem Kontext wird auch schon mal angedeutet, dass der Staat denen, die nicht freiwillig zu Opfern bereit sind, die Zähne zeigen soll. Wie bereits in den Debatten um die Corona-Maßnahmen werden auch von Probst Zahlen in die Diskussion eingebracht, die eine Übersterblichkeit aufgrund von Extremwetterereignissen belegen sollen:
Die Zahl der Todesopfer wird sogar noch steigen - von derzeit europaweit rund 60.000 Hitzetoten pro Sommer auf 94.000 im Jahr 2040 und laut spanischen Forscher:innen auf deutlich über 120.000 im Jahr 2050, der Klimawandel fordert seinen Tribut.
Benjamin Probst, taz.
Hier wird nicht nur im Subtext deutlich: Wer keine Opfer bringt, ist bei der Rettung des Klimas zumindest mitschuldig an den Toten. Wie zitiert: Wie auch zu Coronazeiten werden Einschränkungen notwendig werden, wenn wir die Schwächsten vor dem Hitzetod bewahren wollen."
Dass diese Einschränkungen notwendig sind, wird nicht einmal mehr in Frage gestellt. Es müsste aber ein kausaler Zusammenhang zwischen der Übersterblichkeit und den Einschränkungen hergestellt werden. Aber dazu findet sich in den tazBeitrag kein Wort.
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