Nur die USA können den IS besiegen?

Seite 2: USA: Syrische Armee gibt IS Spielraum

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Der Autor der New York Times, Eric Schmitt, stellte am 4. Februar der Öffentlichkeit einen eindeutig mit einer politischen Absicht gefärbten Artikel vor. Dort heißt es, dass "Tausende von ausländischen Kämpfern des IS und deren Familien" der von den USA geführten Militärkampagne gegen sie entflohen seien und sie in der Folge - weil sie die syrischen Armee gewähren ließ - in andere Landesteile hätten gelangen können, etwa in den Norden, wo sie weiter eine Gefahr darstellen, indem sie Schläferzellen bilden, die auf Anweisungen von "Insurgentenführern" warten.

Andere kampferprobte Kämpfer, einige mit Ausbildung für chemische Waffen, laufen zur al-Qaida-Filiale in Syrien über. Andere zahlen zehntausende Dollar an Schlepper, die sie in die Türkei bringen, mit dem möglichen Ziel der Rückkehr in europäische Länder.

New York Times, Thousands of ISIS Fighters Flee in Syria, Many to Fight Another Day

Eric Schmitt hat keine genauen Zahlen und keine genaue Quellen, auf die er sich stützt. Er verweist auf Einschätzungen ungenannter US-amerikanischer und europäischer Geheimdienste.

Die politische Pointe in seinen Ausführungen besteht einmal darin, dass er der syrischen Armee unterstellt, sie würde für die Bewegungsfreiheit der flüchtenden IS-Kämpfer sorgen - "viele Kämpfer flüchten, ohne kontrolliert zu werden, nach Süden und Westen durch Linien der syrischen Armee …" -, ohne aber auch nur mit einem Wort zu erwähnen, dass SDF-Kräfte laut Informationen der BBC "Tausenden IS-Kämpfern" bei der Eroberung von Rakka freies Geleit gaben (siehe Rakka: Der "schmutzige Deal" mit dem IS).

Das ist sicher nicht ohne Absprache mit den USA geschehen und ein deutlicheres Signal der "Durchlässigkeit" als die nicht näher belegten Behauptungen gegenüber der syrischen Armee, wo der Vorwurf eines stillschweigenden Gewährenlassens der IS-Kämpfer mitschwingt - und an einer Stelle auch deutlich ausgesprochen wird:

Wir wissen, dass das syrische Regime ISIS Spielraum gegeben hat, damit die Kämpfer durch den Operationsraum der syrischen Armee ziehen können, aber wir können keine Zwischenfälle oder Operationen bestätigen, die außerhalb unseres Operationsraumes passierten.

Col. Ryan Dillon, Sprecher der US geführten Militärkampagne in Syrien und im Irak

Zum anderen fügt sich der Vorwurf hervorragend zum Abspruch der US-Regierung, auf unbestimmte Frist in Syrien zu bleiben. Denn die Gesamtarchitektur des Artikels ist darauf ausgerichtet ist, dem Leser die Gefahr nahezubringen, die in Syrien durch die frei herum geisternden oder ziehenden IS-Milizen entsteht. Genau mit dieser Gefahr begründeten Außenminister Tillerson und Verteidigungsminister Mattis die US-Militärpräsenz.

Auffallend ist, dass in dem Artikel keine Information so präzisiert oder gestützt wird, dass sie verbindlich würde. Es gibt keinerlei Aussagen über IS-Aktivitäten, die konkret begründen, warum es notwendig ist, dass die USA in Syrien sind, um vor dem Wiedererstarken des IS zu schützen. Stattdessen wird das Bild einer unheimlichen, überall präsenten, aber schwer zu fassenden Gefahr gezeichnet, mit der Syrien und die Türkei überlastet sind.

Möglich ist das, weil die Öffentlichkeit, wie auch die Fälle der französischen IS-Kämpfer vor Augen führen, wenig Genaues darüber weiß, wie viele in den IS-Dschihad gezogen sind, wie viele noch aktiv dabei sind, wo und mit welchen Absichten.

In vielen Berichten ist von etwa 40.000 ausländischen Kämpfern die Rede, die sich dem IS angeschlossen haben, mehr als 5.000 aus Europa. Das sind Größenordnungen, mit denen öffentliche Wirkungen zu erzielen sind.