Ohne Funk nur Löcher
Beim Thema Mobilfunk beschwert sich eine Gruppe über die zahlreichen Funklöcher und die andere fühlt sich von den Wellen des Mobilfunks bedroht.
Ende März will die Bundesnetzagentur die Frequenzen für 5G versteigern. So mancher der hofft, dass dann endlich die Mobilfunklöcher geschlossen werden, sollte sich die Bedingungen für die Versteigerung doch mal näher anschauen. Grundsätzlich ist die Netzabdeckung erreicht, wenn auf 98 oder 99 Prozent der Grundstücke, auf welchen Mobilfunknutzer des jeweiligen Anbieters wohnen, ein Mobilfunkempfang möglich ist.
Dies kann derzeit 2, 3 oder 4G sein. Künftig soll dann noch 5G dazu kommen. Die Zusage umfasst jedoch keinesfalls den Empfang in Gebäuden. Und in Gebäuden konkurriert der Mobilfunkempfang vielfach mit der energetischen Gebäudesanierung, bei welcher die Dämmung gerne auch für eine Dämpfung der Funkwellen sorgt.
Künftig sollen auch zahlreiche Verkehrswege besser mit Mobilfunk versorgt werden. Bislang leiden beispielsweise in Baden-Württemberg vorwiegend die West-Ost-Verbindungen der Bahn unter lückenhaftem Empfang. Das betrifft beispielsweise die Fernverkehrsstrecke zwischen Karlsruhe und Stuttgart aber auch die Regionalverkehrsstrecke zwischen Titisee-Neustadt und Ulm.
Doch auch in anderen Regionen sorgen die Funklöcher noch immer für Aufregung. Sind die Funklöcher auf den Bahnstrecken nur lästig, so sind sie im kommenden 5G-Netz durchaus ein Problem, weil das 5G-Netz auch für den Datenaustausch mit autonomen Fahrzeugen vorgesehen ist. Für die normale Sprachtelefonie dürfte 5G auf absehbare Zeit weitestgehend irrelevant sein.
Da die für 5G bereitgestellten Frequenzen eine gegenüber den bisher genutzten Frequenzen deutlich geringere Reichweite haben, werden die 5G-Zellen deutlich kleiner ausfallen - und die Zahl der Funkmasten deutlich größer. Und da kommt dann wieder die Angst der Anwohner im Umfeld der Mobilfunkmasten ins Spiel, und es gibt Vorwürfe, dass nahezu alle wissenschaftlichen Organisationen, die mit dem Strahlenschutz befasst sind, von der Industrie mit Hilfe von Wissenschaftlern kontrolliert würden.
Offensichtlich scheint Wissenschaft immer dann besonders unglaubwürdig zu sein, wenn man den jeweiligen Fachbereich nicht versteht und ein Dritter in diesem Umfeld Geld verdient. Da kommen dann auch Forderungen, die Sendemasten möglichst weit von der Bebauung entfernt aufzustellen. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass dann der Empfang schlechter wird und die Sendeleistung des persönlichen Smartphones am Ohr soweit als möglich erhöht wird. Physik scheint heute kaum noch Berücksichtigung zu finden, wenn die Angst überwiegt.
Die Einführung von 5G sorgt jetzt wieder für kräftige Aufregung - und dies nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz. Dabei wurden die Frequenzen, die jetzt versteigert werden sollen, schon in der Vergangenheit von anderen Anwendern genutzt. Wie alle anderen Funkdienste nutzen auch die Mobilfunkbetreiber sogenannte nichtionisierende Strahlung, im Gegensatz zur ionisierende Strahlung wie der Röntgenstrahlung, die im Extremfall Gewebe verändern kann.
5G und das autonome Fahren
Noch sind nicht alle 5G-Normen festgelegt, werden die dafür vorgesehenen Frequenzen schon fleißig versteigert. So haben die drei österreichischen Mobilfunkanbieter A1, T-Mobile Austria und Drei, die dem chinesischen Anbieter Hutchison gehören, der früher auch an deutschen Mobilfunkunternehmen beteiligt war, 188 Millionen Euro für die Nutzung neuer Frequenzen ausgegeben.
In Deutschland will sich neben den drei derzeitigen Netzbetreibern Telekom, Vodafone und Telefónica jetzt auch die 1&1-Gruppe aus Montabaur an der Versteigerung beteiligen, so dass es künftig wieder vier Netzbetreiber geben könnte. Noch gehen mehrere Bewerber allerdings juristisch gegen die Ausschreibung vor.
Die gesteigerten Anforderungen hinsichtlich der Netzabdeckung vorwiegend entlang der Verkehrswege verderben den Interessenten bislang die Hoffnungen auf hohe Gewinne und so sind die Hoffnungen auf die Versteigerungserlöse im Vergleich zu 2015 durchaus bescheiden. Dies führt dann unmittelbar zur nächsten Herausforderung, wenn es um die Finanzierung der Glasfaserbackbones für die Mobilfunkstationen geht.
Da benötigt 5G aufgrund der deutlich geringeren Reichweiten viel mehr Stationen, denn die Versorgung mit 5G entlang der Straßen wird eine Voraussetzung für eine möglichst flächendeckende Einführung von autonomem Fahren in der Fläche sein. Ohne mobile Datenfunkverbindung wird die Koordination der autonomen Fahrzeuge abseits fest einprogrammierter Routen nicht möglich sein und auch die Fahrgeschwindigkeit wird die für diese Fahrzeuge in Deutschland üblichen 15 km/h schwerlich übersteigen können.
Die größere Anzahl von sichtbaren Mobilfunkmasten, Bitkom spricht von 800.000, dürfte den Widerstand gegen den Mobilfunk erneut deutlich herausfordern und letztlich viele ländliche Regionen von der Nutzung durch autonome Fahrzeuge ausschließen (vgl. Grünen-Stadtrat will freies WLAN abschaffen und LTE verbieten).
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