Oktoberfest 2016: Rucksackverbot und Zaun

Umfassende Sicherheitsmaßnahmen gegen Terroranschläge

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Am 17. September beginnt in München der größte rituelle Alkoholexzess der Welt, das Oktoberfest. Zu diesem Trachten-Ballermann werden wieder über sechs Millionen Besucher erwartet - auch wenn es 2016 ein paar weniger werden könnten, weil viele Menschen Angst davor haben, dass das Ereignis ein allzu offensichtliches Ziel für islamistische Terroristen sein könnte, die in Deutschland 2016 bereits mehrmals mit Anschlägen auffielen.

Um diese Gefahr zu verringern, wollen die Behörden die Theresienwiese, auf der das Oktoberfest stattfindet, erstmals vollständig umzäunen. Wer in das umzäunte Gelände hineingelassen werden will, darf weder einen Rucksack mit sich führen, noch eine Tasche, die mehr als drei Liter Inhalt fasst. Kleinere Damenhandtäschchen sind dagegen erlaubt, wie Münchens zweiter Bürgermeister Josef Schmid gestern bekannt gab.

Allerdings müssen Besucher damit rechnen, dass solche kleineren Taschen durchsucht werden. Auch Personenkontrollen sind vorgesehen. Dazu stockt die bayerische Landeshauptstadt die Zahl der Ordner von 350 auf "bis zu 450 zu Spitzenzeiten" auf - ob das ausreicht, um lange Schlangen und Unruhen zu vermeiden, wird sich zeigen.

Die Türsteher privater Sicherheitsdienste, die Schmid in diesem Zusammenhang mit erwähnte, dürften hier nur bedingt von Nutzen sein: Sie bewachen im Auftrag der jeweiligen Wirte die Eingänge zu den Festzelten. Gleiches gilt (hinsichtlich des bedingten Nutzens) für die Agenten des Bundesnachrichtendienstes, die ihre ausländischen Kollegen regelmäßig auf die "Wies'n" einladen.

Drei Milchkartons-Taschentest

Das neue Sicherheitskonzept wurde Schmid zufolge nach den Terroranschlägen in Franken beschlossen. Eine "konkrete Gefährdung" des Oktoberfests besteht seinen Worten nach jedoch nicht. Auch von einer "Hochsicherheitszone" könne man nicht sprechen, weil es den jetzt eingeführten Vorschriften ähnliche Regeln bei anderen Großveranstaltungen schon lange gebe - zum Beispiel bei Fußballspielen oder Open-Air-Festivals wie Wacken.

Auf Anfrage von Telepolis, wie überprüft wird, ob eine Tasche drei Liter fasst, oder weniger, heißte es im Münchner Kreisverwaltungsreferat: "Jede Tasche, in die mehr als drei Milchtüten passen, ist zu groß." Ausnahmen gibt es dem KVR zufolge, wenn ein "berechtigtes Interesse" vorliegt: "Zum Beispiel bei Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen, Sportschützen sowie Teilnehmern des Festzuges."

Privatgarderoben müssen sich Gewerbe genehmigen lassen

Weil man nicht damit rechnet, dass die Verbotsmeldung rechtzeitig alle Besucher erreicht, werden "rund um das Festgelände Gepäck-Aufbewahrungsstellen eingerichtet". Privatleute, die eine Geschäftsidee wittern und darüber hinaus private Garderoben anbieten wollen, müssen sich das als Gewerbe genehmigen lassen. Weniger gut vorbereitet als beim KVR wirkt man bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), die die U- und Trambahnen in betreibt. Für eine Antwort auf die Frage, wie man einem zusätzlichen Fahrgastaufkommen beim Zurückbringen von Taschen und Rucksäcken begegnet, war dort niemand erreichbar.

Wem München 2016 zu gefährlich erscheint, der kann auf eines der zahlreichen Generika -Oktoberfeste gehen, zum Beispiel in Arizona, wo in Fountain Hills, Flagstaff, Tempe, Peoria, Verde Canyon und zehn weiteren Ortschaften solche Nachahmerfeste stattfinden - mit Blaskapellen, Tanzböden, importiertem Bier und Wettbewerben wie Maßkrugstemmen, Jodeln, Bratwurst-Wettessen und Dackelrennen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.