Pakistan in Not: Nicht Klimaveränderung, sondern Schlamperei

Seite 2: Pakistan in die Moderne führen

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Imran Khans Situation erinnert an eine vielfache Zwickmühle: Ohne dass er die Gründe für die Rückständigkeit offen beim Namen nennen kann, möchte er Pakistan in die Moderne führen.

Auch China macht es Khan nicht einfach: Er ordnete für die Pakistaner, die sich unter den Opfern des Terroranschlags auf eine Moschee in Neuseeland befanden, einen Tag der Staatstrauer an, aber es war ihm offensichtlich nicht möglich, sich auch nur mit einem Wort zur Behauptung Chinas zu äußern, dass sie seit 2014 13.000 islamische Terroristen verhaftet haben.

In Pakistan wird jedoch wahrgenommen, wie in China mit Muslimen umgegangen wird, da braucht man kein Prophet zu sein, um weitere Anschläge auf chinesische Staatsbürger voraus zu sagen, die sich wegen des Baus der Neuen Seidenstraße in Pakistan aufhalten.

Was Peking beiträgt, um Pakistans Wasserprobleme zu lösen sind vor allem Kohlekraftwerke. Mit Hilfe von China hofft Pakistan mittelfristig 50 Prozent der Energie aus heimischer Kohle herzustellen. Doch die Kohle aus der Wüste Thar, die Pakistan im Auge hat, ist besonders energieineffizient und stößt mehr CO2 aus als andere Kohle, dabei haben Pakistans Großstädte schon jetzt schwere Probleme mit Luftverschmutzung.

Zudem kann Pakistan so viel Kraftwerke aufstellen wie es will - solange die morsche Infrastruktur nicht erneuert wird, wird es Stromausfälle geben.

Dass Imran Khan bei den Intellektuellen des Landes jegliche Unterstützung verloren hat, ist einfach erklärbar: Sie befürchten, dass das kleine Pflänzchen Demokratie zertrampelt wird und in eine vom Militär und Religion beherrschten Diktatur zurückfällt - obwohl Pakistan das seit den Zeiten von General Zia-ul-Haq (1977) mal mehr, mal weniger ist.

Auch die Intellektuellen zweifeln nicht daran, dass die Oppositionsführer Nawaz Sharif und Asif A. Zardari korrupt sind.

Aber das nicht nur Nawaz Sharif und seine Tochter im Gefängnis gelandet sind, sondern die halbe Sharif Familie der Prozess gemacht wird, dazu bald auch Zardari und seinen Sohn Bilawal, sehen sie als Versuch die politische Opposition dem Erdboden gleichzumachen.

Doch dass niemand im islamisch geprägten Pakistan Premierminister wird, der den Islam außen vorlässt, scheinen die Intellektuellen zu ignorieren. Genauso, dass Imran Khan mit der Pflanzung von Millionen von Bäumen etwas gegen die katastrophalen Umweltschäden Pakistans tut.

Dass Khan endlich kostenlose Bildung für alle möchte und dass er bei Wohnungen nicht nur an Smart Citys für die Reichen denkt, wie seine Vorgänger, sondern auch fünf Millionen bezahlbare Wohnungen für seine einfachen Landsleute plant.

Pakistan wird nicht nur in dieser Region zum Beispiel werden, ob innerhalb wie außerhalb des Landes endlich gelernt wird, zusammen zu arbeiten und die zahlreichen Probleme zu lösen. Der Nachbar Indien hat selbst staatsbedrohende Wasserprobleme.

China könnte dabei eine wichtige Rolle spielen, aber dazu müsste es auch in Peking ein Umdenken geben - nur an das eigene Wachstum zu denken und andere Länder mit Krediten in die Schuldenfalle zu locken, um ihnen dann Kohlekraftwerke anzudrehen, oder wie in Sri Lanka Land und Boden abzujagen, wird die Region nicht voranbringen.

Pakistan und Indien wird es dagegen nicht weiterhelfen, für die Wasserprobleme allein den Klimawandel verantwortlich zu machen, genauso wenig, ihn zu leugnen. Dass aus der guten Nachricht am Anfang dieses Artikels im August eine schlechte Nachricht wird, hat weniger mit dem Klimawandel zu tun - dass es mal mehr schneit und regnet, ist in diesem Teil der Erde kein neues Phänomen.

Dass die zu erwartenden Fluten durch die Schmelzwasser in Verbindung mit dem Monsun dieses Jahr starke Schäden in Pakistan anrichten werden, hat mit pakistanischer Schlamperei zu tun: Seit den schweren Überschwemmungen 2010/11, die bis zu 13 Millionen Menschen aus ihren Häusern vertrieben haben, sind in Pakistan so gut wie keine Maßnahmen gegen Hochwasser getroffen worden.