Panzer für die Ukraine: EU-Länder halten sich mit Zusagen zurück
Regierung in Kiew besorgt, dass nicht ausreichend Leopard-Panzer geliefert werden könnten. Trotz medialer Ankündigung halten sich EU-Länder mit Zusagen zurück. Das sind die Probleme.
Die ukrainische Regierung ist besorgt, dass die versprochene Lieferung von westlichen Panzern geringer ausfallen könnte als erwartet. Diese Sorge brachte nun der stellvertretende Außenminister Andrij Melnyk gegenüber der Süddeutschen Zeitung zum Ausdruck.
"Wir Ukrainer fordern all die Staaten auf, die über Leopard-Kampfpanzer verfügen, ihren eigenen Beitrag zur Panzer-Koalition ohne weitere Verzögerung zu leisten", sagte Melnyk demnach. Die ukrainische Armee solle in die Lage versetzt werden, "alle besetzten Gebiete mit geballter Kraft noch 2023" befreien zu können.
Dieses Vorhaben droht bisher zu scheitern, weil noch immer nicht ausreichend Zusagen über die Lieferung von Leopard-2-Panzern vorliegen. Neben Deutschland hatten zahlreiche andere Länder verkündet, diese Panzer liefern zu wollen, doch mit konkreten Angeboten halten sie sich zurück.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hatte Anfang letzter Woche gesagt, das Land werde in einer "ersten Welle" 120 bis 140 westliche Panzer von einer Koalition aus zwölf Ländern erhalten.
Beabsichtigt war dabei, zwei ukrainische Leopard-Bataillone aufzustellen. Jedes von ihnen wäre im Regelfall mit 31 Panzern ausgestattet, sodass eine Gesamtzahl von 62 Fahrzeugen benötigt würde. Die deutsche Bundesregierung hatte angekündigt, vierzehn Leopard 2A6 liefern zu wollen.
Aus anderen Ländern der Europäischen Union lagen bis vor ein paar Tagen keine Zusagen vor, berichtete der Spiegel am Freitag. Bundeskanzler Olaf Scholz habe sich in mehreren Telefonaten bemüht, Regierungschefs für Lieferzusagen zu gewinnen.
Selbst aus den Niederlanden, deren Regierung Lieferungen öffentlich zugesagt hatte, lag zu dem Zeitpunkt noch kein konkretes Angebot vor, berichtete der Spiegel. Auf eine Anzahl von Panzern, die man liefern wolle, habe man sich nicht festlegen wollen. Auch aus Finnland fehlt noch eine konkrete Zusage, schrieb die Süddeutsche.
Die Regierung von Portugal hat am Samstag ihre Absicht bekundet, Leopard-2-Kampfpanzer schicken zu wollen. Eine konkrete Anzahl nannte Ministerpräsident Antonio Costa allerdings nicht. Er sagte, dass man aktuell Gespräche mit Deutschland führe, um dringend benötigte Ersatzteile zu erhalten, und man hoffe, bis Ende März Panzer an die Ukraine liefern zu können.
Admiral António Silva Ribeiro, der Chef der portugiesischen Streitkräfte, hatte letzten Monat gesagt, dass Portugal über 37 Leopard-2-Panzer verfüge, aber lokale Medien berichteten, dass die meisten nicht einsatzfähig seien.
Spanien hat ebenfalls bekundet, der Ukraine zunächst vier bis sechs Panzer des etwas älteren Modells Leopard 2A4 liefern zu können. Doch auch diese Kampfpanzer sind offenbar nicht einsatzfähig, wie spanische Medien jüngst berichteten. Seit 2012 seien sie eingelagert und müssten zunächst instandgesetzt werden, was etwa zweieinhalb Monate dauern werde.
Auch Polen hat angekündigt, Leopard-Panzer vom älteren Typ 2A4 liefern zu wollen.
Die Bundesregierung geht allerdings nach Informationen der Süddeutschen davon aus, dass sich die älteren Panzertypen als Problem entpuppen könnten. Denn der Leopard 2A4 sei ein absolutes Auslaufmodell, für das keine Ersatzteile mehr produziert würden.
Dasselbe Problem treffe auf den Leopard-1-Kampfpanzer zu, der noch viel älter sei und dessen Lieferung die Bundesregierung jetzt erst genehmigte. Hier mangele es nicht nur an 105-Millimeter-Munition, heißt es im Bericht der Süddeutschen, sondern ebenfalls an Ersatzteilen.
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