Pax Sinica: Wie nachhaltig ist der Wandel der Weltordnung?
Seite 2: Außenpolitik der westlichen Partner: Beherrscht von Gegenposition zu China?
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Aktuell muss sich die Biden-Administration damit auseinandersetzen, dass nach Informationen des Sicherheitsbündnisses "Five Eyes" (Australien, Kanada, Neuseeland, Großbritannien und USA) das reaktionär-hinduistische Modi-Regime für den Mord an dem Aktivisten Hardeep Singh Nijjar in Ontario verantwortlich zu sein scheint.
Vielleicht lassen sich diese unangenehmen Probleme aus der Welt schaffen, der saudischen Königsfamilie wurde für ähnliche Verbrechen schließlich auch vergeben.
Aber vielleicht werden wir uns daran gewöhnen müssen, dass Bündnisse mit mehr als halbseidenen Partnern in Zukunft wieder mit dem Verweis auf einen geopolitischen Erzfeind begründet werden.
Es wäre ein Fehler der USA und ihrer Verbündeten, ihre gesamte Außenpolitik von einer voreingenommenen Gegenposition zu China bestimmen zu lassen.
Die Lehre aus dem Kalten Krieg, so Experten, bestehe nicht darin, den Willen des Gegners durch beharrliche Eindämmung zu brechen und so seine Macht zu untergraben. Nein, man muss den Gegner seine eigenen Fehler machen lassen.
In einem Artikel in Foreign Affairs aus dem Jahr 2018 stellten Kurt Campbell und Ely Ratner (beide jetzt Mitglieder der Biden-Administration) einleitend fest, dass "die Vereinigten Staaten immer ein übertriebenes Gefühl von ihrer Fähigkeit hatten, Chinas Kurs zu bestimmen".
Anstatt diesen falschen Ansatz zu wiederholen, sollten die politischen Entscheidungsträger lernen, abzuwarten. Jede Großmacht, auch China, wird eines Tages unweigerlich mit den Folgen eines übermäßigen Wirtschaftswachstums und eines übermäßigen Einflusses in Übersee konfrontiert werden.
Für die USA könnte es daher sinnvoller sein, erst einmal abzuwarten, welche Position China nach diesen "growing pains" im globalen Machtgefüge einnehmen kann und will. Der amtierende US-Präsident Joe Biden scheint allerdings davon auszugehen, dass China potenzielle interne Probleme nach außen tragen könnte.
Biden hatte China im August bei einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Utah als "tickende Zeitbombe" bezeichnet.
Er wolle China nicht schaden, aber das Land befinde sich in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation und sei deshalb in "Schwierigkeiten". "Das ist nicht gut, denn wenn schlechte Menschen Probleme haben, tun sie schlechte Dinge", so Biden. Deshalb sei das Land "in vielen Fällen eine tickende Zeitbombe".
Vielleicht projiziert Joe Biden hier das bisherige Verhalten der USA auf ein imaginäres Gegenüber. Denn im Gegensatz zu den USA gibt es bislang keine Beweise dafür, dass die chinesische Regierung militärische Konflikte provoziert, um von sozialen und wirtschaftlichen Problemen im eigenen Land abzulenken.
Ob China in seiner neuen Rolle als Weltmacht einen ähnlichen Weg wie die USA gehen wird, ist noch offen. Hoffen wir, dass auch Washington dies erkennt, denn nur dann können sich die beiden Weltmächte auf Augenhöhe begegnen und die Pax Americana durch eine Pax Sinica ergänzen.
Eine solche Neuordnung des geopolitischen Machtgefüges hat immerhin das Potenzial, mehr Stabilität und Frieden zu bringen als das "amerikanische Jahrhundert".