Pay What You Want und Open Access
- Pay What You Want und Open Access
- Mehr Interessenten, aber auch Trittbrettfahrer
- Auf einer Seite lesen
Viel Resonanz und geringe Einnahmen
Die meisten Open-Access-Zeitschriften erlauben es nicht nur Lesern, publizierte Inhalte entgeltfrei zu lesen, sondern auch Autoren können kostenlos in ihnen veröffentlichen. Andere Open-Access-Journale finanzieren sich über Artikelgebühren, diese entrichten Autoren, wenn eine Zeitschrift ihren Text zur Publikation annimmt. Üblicherweise ist die Höhe dieser Gebühren unverhandelbar, einzig Wissenschaftler aus wirtschaftlich benachteiligten Regionen können reduzierte Zahlungen beantragen.
Etwas anders stellt sich das Procedere beim Surgery Journal des Thieme-Verlages dar: Es verfolgt mit Pay What You Want ein Bezahlmodell, das unter anderem aus der Gastronomie bekannt ist und bei dem die Kunden bestimmen, welchen Preis sie für ein Angebot oder eine Dienstleistung zu zahlen bereit sind.
Kurzum: Im Surgery Journal soll der Autor entscheiden, was ihm eine Open-Access-Publikation seines Artikels wert ist. Thieme setzt sich mit seinem Experiment dabei keinesfalls dem Verdacht aus, unlautere Geschäfte zu machen, denn Autoren nennen den Preis, den sie für die Publikation zahlen wollen, erst nach Peer Review und nach Annahme zur Veröffentlichung. So kann erst gar nicht die Mutmaßung aufkommen, man wähle Artikel nicht nach wissenschaftlicher Qualität, sondern nach Höhe der erwarteten Einnahmen aus.
Tatsächlich sieht das Konzept des Journals sogar vor, eine Publikationsgebühr von null zu akzeptieren. Prof. Martin Spann von der Ludwig-Maximilians-Universität München beriet Thieme bei der Umsetzung des Bezahlmodells und nannte Telepolis im Juni 2015 gute Gründe, warum Wissenschaftler trotz leerer universitärer Kassen für eine Open-Access-Publikation im Surgery Journal einen adäquaten Preis zahlen könnten:
Zum einen wirken in Pay-What-You-Want-Szenarien Fairness-Überlegungen, Menschen wollen einem Dienstleister, dessen Service sie nutzen, einen fairen Preis zahlen. Dazu kommen eher eigennützige Strategien: Man ist als Kunde am Erhalt eines Angebotes, das man nutzt, interessiert und wird daher einen Preis zahlen, der diesen Erhalt sichert.
Martin Spann
Etwas mehr als anderthalb Jahre nach Start des Surgery Journal legten nun Prof. Spann, Prof. Klaus M. Schmidt sowie Lucas Stich einen kurzen Bericht vor, der die Erfahrungen des Journals mit Pay What You Want zusammenfasst.