PayBack, PayPal, PayDay und der Arabische Frühling
Seite 2: PayDay
Für Nachsicht mit den PayPal 14 setzte sich ausgerechnet der eigentlich geschädigte eBay-Gründer Pierre Omidyar ein, zu dessen Konzern PayPal gehörte. Omidyar kritisierte zwar den Schaden für sein Unternehmen und die dort beschäftigten Menschen, erklärte jedoch ausdrücklich seine tiefe Verbundenheit zur Transparenz des Staates und zur Presse- und Meinungsfreiheit. Er verstehe die Frustration der Anons und unterstütze deren Meinungsfreiheit, auch wenn das Ziel leider sein Unternehmen gewesen sei. Außerdem verwahrte er sich gegen Pläne der Staatsanwaltschaft, den PayPal 14 die Kosten für Sicherheitsmaßnahmen gegen künftige DDoS-Angriffe aufzuerlegen.
Nach drei quälenden Jahren handelten 13 der "PayPal 14" einen Deal aus. Sie bekannten sich schuldig und müssen zum Dezember 2014 jeweils 5.600,- $ bezahlen. Schwer dürfte auch der Verlust an Reputation wiegen, den jeder künftige Arbeitgeber googeln kann. Der 14. Anon, ein Lkw-Fahrer, musste wegen eines 15 Minuten andauernden Ausfalls einer Firmenwebsite 183.000 $ an Koch Industries zahlen. Die beiden Koch-Brüder, die zu den Hauptsponsoren der Tea-Party-Bewegung gehören, werden das Geld vermutlich nicht ganz so dringend brauchen, gehören sie doch mit jeweils 40 Milliarden Dollar zu den zehn reichsten Menschen dieses Planeten.
Die deutsche Wau Holland-Stiftung hat die Anons, die sich mit ihr solidarisierten, nicht vergessen. Zur Begleichung der Strafe sammelt sie Spenden für die PayPal 14. IT-Spezialist Bernd Fix, Autor der ersten Antivirensoftware überhaupt und einer der Hacktivisten der Wau-Holland-Stiftung, musste selbst einen Preis bezahlen: So kündigte ihm damals sein Arbeitgeber, ein Schweizer Finanzdienstleister, da dieser das Engagement für die Finanzierung von WikiLeaks nach den PayBack-Attacken nicht mit den Interessen seiner Firma in Einklang bringen mochte.
Dass es Omidyar, der sich aus dem operativen Geschäft von eBay und PayPal längst zurückgezogen hat, mit der Pressefreiheit durchaus ernst meinte, bewies der Milliardär mit der Gründung des 250 Millionen Dollar schweren Verlags "First Look Media". Seit Februar 2014 veröffentlicht "First Look Media" die Nachrichtenplattform "The Intercept", auf der Enthüllungsjournalisten wie Glenn Greenwald seither genau das tun können, was den Anons heilig ist: Leaks journalistisch zu verbreiten. Wie schon WikiLeaks wird auch die Website von "The Intercept" von Rechnern der US-Streitkräfte blockiert. Deren Angehörigen ist das Aufrufen dieses unerwünschten Informationsangebots untersagt. Die US-Behörden begeben sich damit in die Gesellschaft von Mächtigen in der arabischen Welt, denen Anonymous im brisanten Jahr 2011 ihre Grenzen aufzeigte.
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