Phosphor: Lebensspender aus dem Schlamm

Seite 2: Der Phosphatdünger der Zukunft, zunehmend mit Uran und anderen Schwermetallen belastet

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Ein weiteres Problem muss im Hinblick auf die zukünftige globale Versorgung mit Phosphaten im Auge behalten werden: die Verfügbarkeit von Phosphaten, die nicht oder nur zu geringem Teil mit Schwermetallen kontaminiert sind. Denn die nun zunehmend genutzten sedimentären Phosphorit-Lagerstätten sind oftmals naturgemäß mit Uran und Cadmium vergesellschaftet, so dass unbelastete Phosphate künftig schwerer verfügbar werden.

Eine Abtrennung der Schwermetalle vom Rohphosphat ist technologisch möglich, die Verfahren kommen jedoch aus Kostengründen bisher kaum zum Einsatz. Es sei denn, es lassen sich Synergieeffekte erzielen, etwa dann, wenn die Düngemittelherstellung mit einer gezielten Uranextraktion kombiniert werden kann.

Phosphorite zählen zu den größten unkonventionellen Uranvorkommen des Planeten. Viele Länder haben die Urangewinnung aus Phosphoriten ziemlich offen vorangetrieben, während es andere lieber im Stillen taten. Einige Länder nutzen Phosphorite heute möglicherweise als legale, jedoch nicht deklarierte Uranquelle. Die Düngemittelindustrie steht normalerweise nicht im Verdacht, den Erwerb von Nuklearwaffen durch den Einsatz von Dual-use-Ausrüstung zu ermöglichen. Doch die Geschichte hat gezeigt, dass schärfere Kontrollen von Export und Endnutzerprozessen angebracht sind.

Der durchschnittliche Urangehalt der in Deutschland eingesetzten Phosphatdünger liegt nach Auskünften der Bundesregierung aus dem Jahre 2009 bei 124 mg Uran je kg Phosphor - je nach verwendetem Dünger können bis zu 15 Gramm Uran je Hektar und Jahr auf den Äcker landen. Über die Zeit kommt dabei einiges zusammen, so sollen allein im Durchschnitt in der vergangenen Dekade etwa 167 Tonnen Uran jährlich mit den Phosphatdüngern auf die Ackerflächen Deutschlands gelangt sein.

Weitere Untersuchungen zu Uraneinträgen durch Phosphatdünger liegen vor, sie illustrieren unter anderem eine Abnahme des Uraneintrags mit dem Rückfahren der Phosphatdüngung seit den 1990er Jahren .

Aus der Sicht von Strahlenschützern ist die Belastung vernachlässigbar - dennoch führt sie zu erhöhten Urankonzentrationen im Grundwasser. Vom Uran gehen neben der Strahlenwirkung vor allem humantoxische Gefahren aus, die über die Aufnahme belasteter Nahrung oder kontaminierten Trinkwassers den Menschen erreichen können. Beim Umweltbundesamt sieht man derzeit nur eine unzureichende Berücksichtigung des Problems in der Umweltgesetzgebung.

Neue Öko-Sanitärtechnologie: Bisher vor allem gut für Anekdoten

Die Ur-Methode der Wiederverwendung von Phosphor ist die direkte Nutzung tierischer und menschlicher Ausscheidungen. 22 % des globalen Phosphorbedarfs könnten allein durch das weltweite Recycling von menschlichem Urin und Kot gedeckt werden, so Schätzungen.

Doch Hygiene-Experten warnen vor einem unkontrollierten Rückfall in alte Bräuche: Sie weisen auf die Gefahr der Weiterverbreitung von Parasiten hin. Das Wasserklosett nebst angeschlossener Kanalisation hatte unter anderem deshalb einst die Entsorgung in die Gewässer ausgelagert. Die Trennung der Stoffströme gleich im heimischen Abort soll die Wiedergewinnung von Nährstoffen erleichtern.

Das Auffangen des Harns beispielsweise über urinabzweigende Toiletten wie in Australien, China und Japan könnte wachsende Bedeutung in der ökologischen Abwasserbehandlung erfahren, da der Mensch 88 % seiner Stickstoff- und 67 % seiner Phosphorausscheidungen in ihm vereint - zumindest bei schwedischen Probanden. Verschiedene weitere Lösungen für den Heimbereich stehen bereit, von Kompostierungsvarianten bis hin zu Verbrennungsklos. Bisweilen kursieren jedoch abenteuerliche Berichte über eine desillusionierte Kundschaft, die sich schwer tut mit der Gewöhnung an die neuen Toiletten.