Polit-Herbst 2022: Berlin geht hausieren und flüchtet in Comic-Sprechblasen
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Der deutsche Michel wird mit "Doppel-Wumms" auf Weihnachten eingestimmt. Eine Journalistin redet Tacheles. Und dann gibt es da noch die Frage: Wer ist für das alles verantwortlich? Eine TV- und Buchkritik.
Zuvor ein Wort zu den aktuellen Ereignissen. Im Interview mit dem Nachrichtensender 3sat (ZIB 2, Abendsendung vom 29. September) analysiert der österreichische Politikwissenschaftler und Spezialist für internationale Beziehungen, Gerhard Mangott, die Frage, wer hinter dem Sabotageakt auf die Gasleitungen in der Ostsee stecken könnte.
Und er macht keinen Hehl aus seinem "Favoriten": Russland könne, so Mangott mit Blick auf die Plausibilitäten, die er im Interview sorgsam durchdekliniert, mit einer derartigen Aktion zwei Hauptzwecke verfolgen. Welche meint er? Mangott formuliert im ZIB 2-Interview vorsichtig so:
Wenn Russland also Täter gewesen sein soll, dann habe ich zwei Motive anzubringen ...
Gerhard Mangott, Politikwissenschaftler Universität Innsbruck, im Interview
Die beiden Motive wären:
- Den Krieg als hybriden Krieg gegen den Westen ausweiten.
- Zum Winterbeginn forciert Angst und Unsicherheit verbreiten.
Putins "neue Front"?
Russland sei offenbar willens, eine neue Front zu errichten. Mangott nennt sie "eine Infrastrukturfront". Eine Front, an der der Westen "sehr verwundbar" sei. Stichwort hier ist die "Gasmangellage" – und nach den Anschlägen auf Nord Stream 1 und Nord Stream 2 könnten die norwegischen Gaslieferungen ja durchaus ein künftiges Ziel im hybriden Krieg Putins abgeben?
Für Europa wäre das eine Katastrophe, so der Experte.
Mangott spricht hier zwei strategische Merkmale an, die bestens in Putins kriegerisches Portfolio passen. Er benennt die Achillesverse im europäischen Westen. Und ja, der Winter steht ins Haus, und damit die Heizperiode.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich mehr als einmal über Europa und über die europäische, speziell über die deutsche Energiepolitik lustig gemacht. Er spottet nicht ganz zu Unrecht, wie sich in diesen Tagen zeigt: Deutschlands Spitzenpolitiker sind – vor aller Weltöffentlichkeit – eben dabei, hausieren zu gehen.
Sie klopfen um Gas und Öl bei Potentaten an die Pforten, deren Regime alles andere sind als im westlichen Verständnis "wertebasiert".
Während also der "wertebasierte" Westen weiter herumlaboriert und neuerdings – viel zu spät – über den Schutz seiner kritischen Infrastruktur nachdenkt, fragt sich der einfache Mensch, was da eigentlich passiert, und ob das alles Schicksal ist?
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