Programm sagt kriminelle Hotspots und Trends vorher

Die Polizei von Memphis hat angeblich mit dem Präventionsprogramm die Verbrechensrate senken können und ist überhaupt ein Vorreiter für Transparenz

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Nachdem die Polizei von Memphis, die seit 2005 das von IBM und der University of Memphis entwickelte Programm C.R.U.S.H. (Crime Reduction Using Statistical History) zur präventiven Kriminalitätsbekämpfung einsetzt, gute Erfolge meldet, testen nun auch zwei britische Polizeistationen das Programm, wie der Observer berichtet.

Das Real Time Crime Center der Polizei von Memphis. Bild: IBM

Das Programm sammelt Daten, wo und wann welche Straftaten begangen wurden, welche Täter und Opfer verwickelt waren und analysiert Trends und die Hotspots in der Stadt, wo Straftaten sich häufen und zu bestimmten Zeiten neue zu erwarten sind, um dort präventiv Polizisten zum Einsatz zu bringen oder mobile Überwachungskameras einzusetzen. Die Vorhersage lässt sich stadtweit darstellen oder auf einzelne Stadtteile, Straßen oder sogar Häuser herunterbrechen.

In Memphis wurde um CRUSH eine eigene Einheit gebaut, die sich Blue Crush nennt. In den von Crush abgedeckten Gebieten sei die Kriminalität insgesamt zurückgegangen. IBM spricht davon, dass schwere Straftaten um 30 Prozent und Gewalttaten um 15 Prozent reduziert werden konnten.

Auf der Grundlage von Blue Crush bietet Memphis den Bürgern an, sich via Internet täglich über eine Email über die kriminellen Ereignisse und Verdächtige in einem bestimmten Areal zu informieren. Das Programm nennt sich Cyberwatch. Zudem gibt es Fotos der dort lebenden Menschen, die wegen einer Sexualstraftat verurteilt worden waren, und von polizeilich Gesuchten, inklusive Adressen.

Schnelle Information über das Kriminalitätsgeschehen in der Stadt sollen die Sicherheit erhöhen, könnten aber eher für wachsende Angst sorgen. Bild: Polizei von Memphis

Als weiteres Angebot gibt es eine Webseite des Echtzeit-Kriminalitätszentrums (RTCC). Das RTCC dient nicht nur dem Informationsfluss zwischen den Polizeien, sondern offeriert auch dem Bürger Einblick in die 50 zuletzt registrierten Straftaten von Überfällen über Morde oder Porstitution bis hin zu Vandalismus oder für Verkehrsvergehen, beispielsweise das Überfahren einer roten Ampel. Alle 10 Minuten wird die Übersicht aktualisiert, man kann auch die einzelnen Kategorien auswählen und sich auf einem Stadtplan anzeigen lassen.

Mit all dem sollen die Bürger "ihre Umgebung und das, was in ihrer unmittelbarschen Nachbarschaft geschieht, besser verstehen". Cyberwatch bietet etwa an, dass man auch schnell mögliche Informationen an die Polizei weiterleiten kann. Häusliche Gewalt oder Beschwerden über bellende Hunde sind aber von Cyberwatch-Benachrichtungen ausgenommen. Wer will, kann auch seine Webcam, die als Überwachungskamera dient, anmelden und der Polizei ermöglichen, online darauf zuzugreifen.

Der nächste Schritt für die präventive Verhinderung von Kriminalität dürfte sein, Programme nicht nur zur Vorhersage von möglichen Taten an bestimmten Orten zu benutzen, sondern auch die Wahrscheinlichkeit zu beurteilen, ob Kriminelle Wiederholungstäter sein werden. In Florida werden, wie der Observer berichtet, jugendliche Straftäter mit dem IBM-Programm analysiert. Meldet das Computerprogramm eine hohe Wahrscheinlichkeit, werden die Jugendlichen genauer beobachtet.