Reiseziel Mond

US-Präsident will am 100. Jahrestag des ersten Motorflugs neuen "bemannten" Flug zum Erdtrabanten ankündigen

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Die ambitionierten Raumfahrt-Pläne Chinas haben die amerikanische Regierung offensichtlich aus der Reserve gelockt. Wie "aus gut unterrichteten Kreisen" verlautet, planen die USA offensichtlich eine Rückkehr zum Mond, wobei dieses Mal das "lunare" Engagement langfristiger Natur sein soll. Noch ist alles wohlklingende Zukunftsmusik - oder auch nur pure Fantasie. Nichts ist entschieden. Vorerst diskutieren nur diverse Arbeitsgruppen über einen möglichen Ablauf einer wie auch immer gearteten Mission. Dennoch könnte es sein, dass US-Präsident Bush bereits in wenigen Wochen anlässlich der Feierlichkeiten des 100. Jahrestages des ersten Motorflugs der Gebrüder Wright für die nahe Zukunft die bemannte Rückkehr zum Erdtrabanten ankündigt.

Möglicherweise werden die USA bereits in dieser, spätestens aber in der nächsten Dekade im Buch der Raumfahrtgeschichte ein altes Kapitel aufschlagen und eine neue Seite hinzufügen können.

Ungenannte Quellen

Wie das führende amerikanische Online-Magazin für Raumfahrt SpaceRef.com, das eng mit der NASA kooperiert, berichtet, mehren sich die Hinweise, dass sich US-Präsident George W. Bush am 17. Dezember dieses Jahres auf eine alte amerikanische Raumfahrt-Tradition besinnen und eine bemannte Mission zum Mond zum nächsten großen nationalen Raumfahrtziel erklären könnte.

Ungenannten Quellen zufolge, die in engem Kontakt mit dem Weißen Haus stehen, will George W. Bush in Kitty Hawk (USA/North Carolina), wo den Gebrüdern Wright am 17. Dezember 1903 der erste historisch bezeugte Flug (12 Sekunden lang) mit einem motorgetriebenen Flugzeug, das "schwerer als Luft" war, gelang, das ins Stocken geratene bemannte US-Weltraumprogramm wieder mit neuem Pioniergeist beleben.

In einer Festrede anlässlich der 100-Jahresfeier werde sich der US-Präsident, wie SpaceREF-Korrespondent Frank Sietzen Jr. in Erfahrung gebracht hat, wahrscheinlich für eine baldige bemannte Mission zum Mond aussprechen. Die Hauptaufgabe einer solchen bestünde vornehmlich darin, technische Mittel und Wege zu finden, den Raumfahrern den Weg zu erdnahen Asteroiden, zu einer permanent bemannten lunaren Raumstation und zu einer künftigen bemannten Mission zum Mars zu ebnen. Allerdings sei nicht davon auszugehen, dass US-Präsident Bush in Anlehnung an seinem Vater, George H.W. Bush, der am 20. Juli 1989 die Nation mit eindringlichen Worten auf eine baldige Mars-Mission einschwor, ebenfalls den Roten Planeten im Blickfeld habe.

Apollo 17, 1972 haben zum letzten Mal Menschen den Mond betreten

Nach Ansicht diverser Expertengruppen, die im Auftrage der Bush-Administration seit Sommer über mögliche Ziele und Optionen des zukünftigen US-Raumfahrtprogramms diskutieren, wäre eine solche Forschungsexpedition derzeit schlichtweg zu kostenintensiv und riskant. Anders sehe dies bei einer potenziellen Mission zum Erdtrabanten aus, bei der das jährliche Raumfahrtbudget "nur" um sieben bis zehn Prozent aufgestockt werden müsste.

Kein überraschender Plan

Dass in der Leichtigkeit der Schwerelosigkeit Sparzwänge stets Gewicht haben, bekam Anfang der siebziger Jahre das Apollo-Programm drastisch zu spüren. Nach sechs erfolgreichen Flügen zum Mond verabschiedete sich Eugene Cernan am 12. Dezember 1972 als letzter von insgesamt zwölf US-Astronauten vom Erdtrabanten.

Experten sehen die überraschende Kehrtwende des Raumfahrt-Kritikers Bush im Zusammenhang mit dem ersten erfolgreichen (vgl. "A giant leap into space") Flug eines chinesischen Taikonauten und der Tatsache, dass die Volksrepublik schon seit Jahren konsequent auf einen bemannten Raumflug zum Erdtrabanten hinarbeitet.

Für den deutschen Raumfahrt-Kenner und Astrophysiker im Fachbereich Raumfahrttechnik an der Fachhochschule Aachen Prof. Hans-Joachim Blome kommt der angedachte Plan nicht überraschend:

Für mich hätte ein solcher Schritt eine gewisse Plausibilität, zumal die Nasa bereits in den 90er Jahren intensive Studien zur Nutzung des Mondes durchgeführt hat. Außerdem böte sich so die Chance, auf der Rückseite des Mondes Sternwarten zu platzieren, welche die Ausbeute astronomischer Beobachtungen drastisch erhöhen.

SETI und La Luna

Von einem lunaren, möglichst auf der Rückseite des Mondes gelegenen Radioteleskop träumen beispielsweise die SETI-Forscher, die sich auf die klassische Suchmethode fokussiert haben, schon seit langem, könnten diese doch mit einem solchen Gerät fernab der Erde und aufgrund des Fehlens irdischer Radio-, TV- oder Satellitensignale und der Abwesenheit einer Atmosphäre die interplanetare Flaschenpost entschieden leichter aus dem kosmischen Wellenmeer fischen. Das Einzige, was dort droben an Strahlung eintreffen würde, wären natürliche stellare (u.a.) Radioemissionen - zum Beispiel jene, die von Neutronensternen kommen - oder eben die lang ersehnte Botschaft der Aliens.

Letzten Endes wäre ein auf der erdabgewandten Seite des Mondes installiertes Observatorium für alle Radioastronomen, auch für die Kollegen, die nach natürlichen Radioquellen im All Ausschau halten, von unschätzbarem Wert, nicht zuletzt deshalb, da der Trabant mit seinen 3476 Kilometern Durchmesser die von der Erde eintreffende und von Satelliten etc. verursachte Radio-Strahlung wie ein massiver Schild abschirmt.

Ob den derzeit kursierenden Gerüchten hinsichtlich der bevorstehenden Ankündigung Bush Glauben geschenkt werden darf, oder ob hier nur gezielt eine Presse-Ente lanciert wurde, bleibt abzuwarten. Am 17. Dezember sind wir hoffentlich schlauer als heute.