Rettet der Plan S den Open Access?
Europäische Forschungsförderer wollen Publikationsgebühren deckeln
Obwohl Open Access stetig wächst, erfüllt er weder die Hoffnungen der Open-Access-Idealisten, noch der Forschungsfinanziers. Erstere beklagen dessen Kommerzialisierung und steigende Publikationsgebühren, zweitere sein immer noch zu langsames Wachstum.
Gleich beide Probleme will die heute gegründete cOAlition S angehen. Sie vertritt elf nationale Forschungsförderorganisationen, die von der Europäischen Kommission und dem Europäischen Forschungsrat unterstützt werden. Unter den Mitgliedern finden sich unter anderem der österreichische FWF, die französische Agence Nationale de la Recherche (ANR), die Nederlandse Organisatie voor Wetenschappelijk Onderzoek (NWO) und UK Research and Innovation.
Die Telepolis vorliegende Pressemitteilung zitiert Marc Schiltz, Präsident von Science Europe, einem Zusammenschluss bedeutender europäischer Forschungsförderer und Forschungseinrichtungen in 27 Ländern: "Open Access to research results is foundational to the scientific enterprise. 15 years have passed since the Berlin Declaration and Open Access is still far from being a reality. I am glad that a core group of research funders, driven by their collective duty of care for the good functioning of the science system, have committed to take a decisive step to change the situation."
Die cOAlition S will einen vollständigen und unmittelbaren Open Access zu Forschungspublikationen ab 1. Januar 2020 erzwingen. Um dieses Ziel zu erreichen, verfolgt sie den Plan S, einen Zehn-Punkte-Plan. Dieser listet neben bekannten Elementen, wie die Bereitstellung von Publikationen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY, auch wirklich brisante Elemente, z.B. dass die Finanzierung von Open-Access-Publikationsgebühren europaweit vereinheitlicht und gedeckelt wird. Darüber hinaus wird die gebührenpflichtige Open-Access-Bereitstellung einzelner Artikel in einer Closed-Access-Zeitschrift (sog. hybrider Open Access) nicht mit dem Plan S vereinbar sein.
Es ist jedoch fraglich, wie die Deckelung der Gebühren erfolgen und durchgesetzt werden soll. Werden Verlage sich so einfach einer Vorgabe der cOAlition S beugen und Publikationen in allen, auch ihren high priced Journals für einen durch das Bündnis fixierten Preis anbieten? Soll dieser Preis wirklich nur für Forscher aus der EU gelten, während ihre Kollegen aus China, den USA, Brasilien und Indien einen Aufschlag zahlen müssen? Werden die Verlage nur die Preise in ihren mittelmäßigen oder sogar niedrigklassigen Journalen an die Vorgaben der cOAlition S anpassen, so dass Forscher, die die Extra-Portion Impact wünschen, aus eigener Tasche zahlen oder sich Mitautoren suchen müssen, deren Förderer eine solche Preisdeckelung nicht kennen? Vielleicht kommt jedoch auch alles ganz anders - womöglich treffen sich Verlage und Forschungsförderer jedes Jahr zu einer Art Tarifrunde, in der die Gebühren für das kommende Jahr ausgehandelt werden.
Gleichviel: Der Plan S unternimmt einen ernsten Versuch, die Ökonominierung des Open Access zumindest zu bremsen und Luft zu gewinnen, um weitere Schritte zur Zukunftsgestaltung des Open Access zu bedenken. Dennoch hätte man sich mehr Informationen zur Umsetzung gewünscht. Schließlich man darf gespannt sein, wie die Verlage auf die vorgesehene Preisgrenze reagieren werden.