Rheinische Hexenküche brennt
Seite 2: Konzernfahnen auf Halbmast, überforderte Behörden
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Zum Beispiel das: Sehr rasch setzte man die Konzernfahnen auf Halbmast, ließ die Bevölkerung aber mit ihren Nöten allein. Ein Konglomerat von Firmen und Zuständigkeiten scheint mitursächlich für das Chaos bei der Aufklärung zu sein. Dazu die Anmerkung: Bis 2020 war der Bayer-Konzern mit 60 Prozent Hauptanteilseigner bei Currenta; die Firma Lanxess (mit Sitz in Köln) hielt 40 Prozent der Anteile. Im Hauptquartier in Leverkusen setzte derweil auch Kunststoffhersteller Covestro die Flaggen auf Trauer. Die vorgetragenen Statements jedoch, sie klingen alle seltsam starr, einheitlich und unverbindlich.
Überfordert wirkende Behörden machen ebenfalls keine gute Figur. Im Leverkusener Chempark (die Allusion "Park" sei einmal dahingestellt) lagern schließlich nicht erst seit gestern hochgefährliche Chemieabfälle - mitten in einer dicht besiedelten Metropolenregion. Überdies in Sichtweite des Rheins. Um die gefährlichen Abfallstoffe zu verbrennen, braucht es u.a. enorme Hitzegrade.
Wie sehen sie aus, die Pläne für den Fall der Fälle? Gibt es eine verbindliche, abgestimmte, unparteiische Krisenprävention? Wer hat die Aufsicht über die diversen Subunternehmen am Standort? Wer koordiniert, steuert und lenkt im Katastrophenfall?
Ein Standort mit Sonderrechten?
Die verantwortlichen öffentlichen Stellen verteilen augenscheinlich Beruhigungspillen, so wie der Leiter des örtlichen Gesundheitsamts mit einem reichlich pastoralen Auftritt.
Anlagen wie die Giftstoff-Verbrennungsanlage auf dem Areal in Leverkusen müssen genehmigt und anschließend überwacht werden. Das kann man nicht den Betreibern allein überlassen, auch dann nicht, wenn der Chemiestandort bei Bayer am Rhein quasi den Status einer Naturnotwendigkeit erreicht hat.
Der Standort wird seit 1891 genutzt; seit rund hundert Jahren wird hier Giftmüll abgeladen. Die Neuplanung (Verbreiterung) der Leverkusener Autobahnbrücke, die hier den Rhein quert, machte in den letzten Jahren Schlagzeilen. Technisch aufwändig werden hier Stützpfeiler in den toxischen Untergrund der Altablagerung "Dhünnaue" versenkt. Dazu ist eine große abgedichtete Einhausung erforderlich, die mit der Baustelle wandert.
Es gilt: Bürger und Anwohner haben ein Anrecht auf Aufklärung, Schutz und staatliche Obhut, wenn es um ihre Sicherheit und um ihre Unterrichtung geht, und das allemal in einem Katastrophenfall wie dem von dieser Woche.
Derzeit haben die Bürger der Umgebung erst mal keinen Appetit mehr auf das Gemüse, das sie in ihren Gärten angepflanzt haben.