Roboter als Retter
Die neuesten Benachrichtigungssysteme können sich selbst an Unfallorte auf Straßen begeben
In der letzten Ausgabe des New Scientist wird von einem Roboter berichtet, der demnächst auf einem der amerikanischen Highways anzutreffen sein könnte. Dieser an R2D2 aus "Star Wars" erinnernde "Blecheimer auf Rädern" ist dafür konstruiert, zuallererst am Unfallort zu sein, wo es Videokamera und Mini-TV-Bildschirm den Liegengebliebenen oder Verletzten erlauben sollen, mit dem Notdienstpersonal zu sprechen, während sie auf die Ankunft menschlicher Hilfe warten.
Der auf jedem Boden rollende Roboter-Retter ist Teil des umfassenden "Roadside Response System", das von Professor Mohan Trivedi und seinem Team an der Universität von Californien, San Diego, entwickelt worden ist. Dort arbeitet der Professor für elektronische und Computertechnik an einer ganzen Reihe von Projekten.
Bisher werden die vielbefahrenen Freeways in den USA von Rettungsteams versorgt, die sich um Zusammenstöße und andere liegengebliebene Autos kümmern, bevor diese ein Verkehrschaos verursachen können. Trivedi glaubt, sein Roboter, den er Robotar getauft hat, könnte diese Arbeiten beschleunigen, indem er die Notdienste schneller mit Informationen versorgt. "Wenn wir es schaffen, die Notdienste fünf Minuten früher an den Ort des Geschehens zu bringen, entspricht das aufs Jahr umgerechnet rund 50 geretteten Leben auf Amerikas Freeways", so seine Kalkulation.
An Stangen montierte Kameras würden die Straße überwachen und die aufgezeichneten Bilder an einen Computer am Straßenrand schicken, der diese dann auf Zeichen von Zusammenstößen durchsucht. Sobald das System einen Vorfall entdeckt, versucht es, herauszufinden, was passiert ist, indem es das Verhalten der involvierten Menschen einschätzt: Ob sie zum Beispiel um Hilfe winken oder sich herunterbeugen, um einen Reifen zu wechseln. Dann alarmiert das System den zuständigen Notdienst und schickt den Roboter zum Einsatz, der aus einem am Straßenrand gelegenen Häuschen herausrollt, um mit der Untersuchung zu beginnen. Robotars Bordcomputer befähigt ihn dabei dazu, auf seinem Weg zum Ziel um Hindernisse herumzunavigieren.
Die Befestigungen am Straßenrand sind für jeweils zwei Digitalkameras vorgesehen. Die erste ist auf einen Konvex-Spiegel gerichtet, der einen 360-Grad-Rundumblick bietet. Mittels Software, die von einem Mitarbeiter aus Trivedis Team entwickelt wurde, wird das Bildmaterial in ein flaches Panorama verwandelt, das es erlaubt, innerhalb des Bildes herumzuschwenken, ohne dass die Kamera sich dabei bewegt. Die zweite Kamera ist für die Detailarbeit zuständig. Sie kann schwenken, kippen und zoomen und verfügt über eine Bildauflösung, die ausreicht, Nummernschilder zu entziffern.
Die Verkehrspolizei ist beeindruckt. Alex Jones von der kalifornischen Highway-Patrouille äußerte sich gegenüber dem "New Scientist" über die großen Vorteile dieses Programms: "Das System könnte uns bei der Ermittlung unterstützen, Umfang und Art des Unfalls einzuschätzen und sicherstellen, dass das richtige Equipment und Personal zum Unfallort geschickt wird."
Mit einer Höhe von etwa einem Meter zwanzig scheint Trivedis Roboter ein einladendes Ziel für jeglichen Vandalismus abzugeben, aber die eingebauten Kameras, die drahtlos mit dem Highway-Kontrollzentum verbunden sind, sind auch als Abschreckung gegen Zerstörungswut gedacht. Ob das dann zu allem Entschlossene auch davon abhalten wird, einen der wertvollen kleinen Kerle kurzerhand zu kidnappen, dürfte so jedoch kaum gewährleistet sein.