Roboter auf dem Feld und im Stall
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Wieviel und welche Technik vertragen Öko-Landbau und -Tierhaltung?
Die Technisierung im Stall und auf dem Feld ist im Laufe der letzten Jahrzehnte stets weiter vorangeschritten. Inzwischen gehen Ackerbauern immer routinierter mit ihren Maschinen um. Ob Saatgutkombinationen, Düngerstreuer, Grubber, Eggen, Spritzgestänge, Mähdrescher, Kartoffelroder - je größer und schwerer die Maschinen, desto höher ist die Arbeitsleistung. Das hat seinen Preis: Unter dem immensen Gewicht der Maschinen verdichten sich die Böden, darunter leiden Bodenfruchtbarkeit, Bodenlebewesen und Nährstoffverfügbarkeit - auch auf Bio-Äckern.
Gerade im Ökolandbau spielt Technik eine bedeutende Rolle. Denn hier müssen die Bauern mit der Unkrautregulierung den konventionellen immer einen Schritt voraus sein. Was an unerwünschten Kräutern aufkeimt, kann nur durch Hacken, Striegeln, Häufeln, Eggen oder auch thermisch - durch Abflammen - eingedämmt werden. Mehrgliedrige Fruchtfolgen helfen den Unkrautdruck so gering wie möglich zu halten. Außerdem werden blühende Kräuter auf Ackerrandstreifen gezielt gefördert.
Moderne Bodenbearbeitungsgeräte wie sensorgesteuerte Hackroboter mit angehängten Geräten waren auf den Öko-Feldtagen im Juni 2017 im nordhessischen Frankenhausen zu bewundern.
Während bei den GPS-gesteuerten Anbaumaschinen mit passgenauer Spurführung noch ein Mensch am Steuer sitzt, bewegen sich Mini-Roboter mittels modernster Software ferngesteuert über den Acker, während sie mittels Kameras und Sensoren Unkräuter und Schädlinge beseitigen.
Der Jätroboter "Oz" zum Beispiel fährt blinkend und geräuscharm durch die Reihen und häufelt Erde über das Unkraut. Auch der smarte "Bonirob" wurde so konzipiert, dass er Unkraut von Möhren unterscheiden kann. Zum Beispiel auf den Äckern der Gesellschaft Westhof: Wo früher Saisonarbeiter auf 160 Hektar Möhren in gebückter Haltung Beikräuter jäteten, dreht heute der Roboter seine Runden.
Leichtere Maschinen schonen die Böden
Wie aber sieht es bei kleineren Betrieben aus? Können die sich überhaupt teure Roboter leisten? "Technik und vor allem Software sind bei geringer Stückzahl teurer", glaubt Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstand im Bund ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Würden sie in großer Stückzahl hergestellt, würden die Geräte um Einiges preiswerter. Er selbst nutzt Maschinen vor allem gemeinschaftlich mit anderen Betrieben in der Region.
Wo moderne Roboter im Öko-Landbau sinnvoll arbeiten könnten, davon hat der Bio-Landwirt, der auf dem Bio-Hofgut Habitzheim in Südhessen insgesamt 160 Hektar bewirtschaftet, konkrete Vorstellungen. So wiegt ein sechsreihiger Zuckerrübenvollernter voll beladen etwa 40 Tonnen. Dementsprechend hoch ist die Verdichtung im Boden.
Im Gegensatz dazu würden mehrere kleine autonome Erntemaschinen auf dem Feld den Boden deutlich weniger belasten. Dasselbe gilt für vielscharige Pflüge mit den dafür nötigen großen Traktoren. Für den Boden sei es ein großer Unterschied, ob die Achslast einer Maschine zwanzig oder zwei Tonnen beträgt.
Allerdings werden die Feldschläge im Bio- wie im konventionellen Anbau immer größer. Zwar können großflächige Äcker besser von breiten Maschinen bearbeitet werden, ohne allzu häufig wenden zu müssen. Doch auf derartig riesigen Ackerflächen geht die Biodiversität allmählich verloren. Würden stattdessen lange, etwa 18 Meter breite Streifenäckern angelegt, erklärt der Agrarwissenschaftler, blieben kleinräumige Landschaften erhalten.
Diese könne man mit Hilfe von satellitengestütztem GPS (Globales Positionsbestimmungssystem) ohne häufiges Wenden mit kleineren Sämaschinen und Hackgeräten bearbeiten. Ähnliches gilt für Äcker in Hanglagen, die wegen der Erosionsgefahr immer quer zum Gefälle bearbeitet werden sollten. Mit Hilfe von GPS ließe es sich einfacher entlang der Höhenlinie fahren.
Automatische Helfer in der Kürbisernte
Auch im Kartoffelanbau können Roboter sich nützlich machen: So legt zum Beispiel der Kartoffelkäfer seine Eier direkt an der Blattunterseite ab. Ein kleiner Roboter könnte, durch die Reihen fahrend, die befallenen Blätter erkennen und diese direkt von der Pflanze entfernen, ebenso Blätter, die von Kraut- und Knollenfäule befallen sind.
In Sonderkulturen wie Wein kommen häufig "Stockräumer" zum Einsatz, die am Trecker angebracht sind und das Unkraut um einen Stamm herum entfernen. In steilen Weinbergen hingegen, wo der konventionelle Winzer auf Glyphosat zurückgreift, bleibt seinem Bio-Kollegen nur die Handhacke. Ein autonom auf Raupen den Steilhang hinauf und hinunter fahrender Stockräumer wäre hier eine enorme Arbeitserleichterung.
Auch im Mischkulturanbau sei der Einsatz von Robotern denkbar. So könne man schon heute die aus Südamerika stammende Mischkultur "Milpa" auch hierzulande kultivieren: An den Maispflanzen ranken sich die Bohnen empor, darunter wächst der ertragreiche Kürbis. Mais und Bohnen erntet der Mähdrescher gemeinsam. Sie werden dann entweder durch Siebe getrennt oder zusammen als eiweißhaltiges Mischfutter verwendet. Die Kürbisse aus dem Acker zu holen, wäre hingegen zu personalaufwändig. Es sei denn, diese Arbeit würde ein kleiner selbständig arbeitender Roboter übernehmen.
Mancherorts werden im ökologischen Gartenbau Arbeitspferde eingesetzt. Doch haben Pferde in unserem modernen technischen Zeitalter überhaupt noch eine Daseinsberechtigung? Arbeitet jemand gern mit Pferden, glaubt Löwenstein, sei dies sogar ein Vorteil für den Boden, weil dieser im Untergrund über den Huftritt weniger verdichtet wird als durch schwere, massive Maschinen.
Ziel des Ökolandbaus ist es, stabile Agrar-Ökosysteme zu schaffen, die ohne den Einsatz von Agrarchemie auskommen. Neue Techniken seien vor allem danach zu beurteilen, ob sie dabei helfen können, dieses Ziel zu erreichen - etwa, indem sie vielfältige Mischkulturen ermöglichen, die heute an den hohen Arbeitskosten scheitern, erklärt der international bekannte Buchautor. Dann könnten große Betriebe ebenso wie kleine zu vielfältigen und abwechslungsreichen Kulturlandschaften beitragen.