Russland und der Westen: Wem nützen die Sanktionen?

Russlands Geschäfte mit dem Export von Rohstoffen, insbesondere im Metallsektor, boomen.

Trotz Handelsbeschränkungen brummt der russische Export von Metallen in EU und USA. Der Rubel hat sich stabilisiert und deutsche Anteilseigner profitieren von den Gazprom-Gewinnen.

Ganz so ernst scheint es mit den Sanktionen gegen Russland dann doch nicht gemeint zu sein. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass die EU und die USA den Metallsektor von den Handelsbeschränkungen ausgenommen haben. Die westlichen Staaten würden sich in letzter Zeit sogar vermehrt mit Nicht-Eisenmetallen in Russland eindecken.

Von März bis Juni seien die US-Nickel-Importe aus Russland um 70 Prozent höher gewesen, als in der gleichen Periode der Vorjahre. Die EU hat 22 Prozent mehr eingeführt. Auch Aluminium wurde sowohl von den USA (+21 Prozent) als auch der Union (+13 Prozent) vermehrt aus Russland eingeführt.

Für Russland ist das ein sehr gutes Geschäft gewesen, denn der Nickelpreis war nach Kriegsbeginn kurzzeitig extrem in die Höhe geschossen, nach dem sich das Metall bereits in den Jahren davor zunehmend verteuert hatte. Inzwischen ist der Preis wieder zurückgegangen, bewegt sich aber immer noch auf dem hohen Niveau, das er zu Beginn 2022 erreicht hatte. Der Aluminiumpreis hat sich ähnlich entwickelt, außer dass das Leichtmetall im Herbst 2021 zeitweise deutlich teurer als derzeit war.

Der Rubel hat übrigens in den letzten Monaten nach einem zeitweisen Tief in den ersten Wochen nach Überfall Russlands auf die Ukraine deutlich gegenüber dem Dollar und damit sogar noch mehr gegenüber dem Euro zugelegt. Zurzeit liegt er, relativ zum US-Dollar, rund 26 Prozent über seinem Vorkriegsniveau.

Das ist ein deutliches Zeichen, dass Russland Exportwirtschaft – hauptsächlich handelt es sich um Rohstoffe aller Art – brummt. Eine starke Währung ist ein Charakteristikum einer boomenden Rohstoffexportwirtschaft, die im Übrigen nicht unbedingt ein Segen für die heimische Industrie ist. Aber diesbezüglich sorgen die Ausfuhrbeschränkungen des Westens in Russland für ein industrielles Aufbauprogramm.

Auch das Gasgeschäft scheint für Russland glänzend zu verlaufen. Ende August hatte die britische Zeitung Guardian berichtet, dass Gazprom im ersten Halbjahr 2022 mit 2,5 Billionen Rubel (41,17 Milliarden Euro) einen Rekordgewinn eingefahren hatte und knapp zehn Milliarden Euro an die Regierung auszahlen konnte. Der russische Staat hält 49,3 Prozent der Gazprom-Aktien.

Seit 2006 ist nach einem Aktientausch auch der deutsche Chemieriese BASF Gasprom-Aktionär. Die BASF-Tochter Wintershall DEA bekräftigte noch im Juli, am Russlandgeschäft festhalten zu wollen. Das zahlt sich offenbar aus, wie man auch ganz gut mit der hiesigen Förderung in Norddeutschland aus den hohen Preisen für Erdgas und Erdöl profitiert.

Laut Süddeutscher Zeitung stieg das sogenannte operative Ergebnis von Wintershall DEA im zweiten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 187 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Der Nettogewinn habe nach 186 Millionen Euro im zweiten Quartal 2021 nun bei 608 Millionen Euro gelegen.