Russland will Großangriff im Osten der Ukraine abgewehrt haben
War das schon der Beginn der angekündigten ukrainischen Gegenoffensive? Kiew kommentiert Berichte zunächst nicht. Russische Quellen werfen Ukrainern Zwangsevakuierungen vor.
Das russische Militär will einen am Sonntag gestarteten Großangriff im Süden der ostukrainischen Region Donezk abgewehrt haben. Ob dies schon der Beginn der angekündigten ukrainischen Gegenoffensive war, blieb zunächst unklar. Ukrainische Truppen hätten am Sonntag an fünf Frontabschnitten im Süden der ostukrainischen Region angegriffen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit und veröffentlichte dazu ein Video, das die Zerstörung von Kriegsgerät zeigen soll.
"Ziel des Gegners war, unsere Verteidigung an dem Teil der Front zu durchbrechen, der seiner Ansicht nach am verletzlichsten war", teilte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Tass in der Nacht zum Montag mit. Der Feind sei mit seiner Mission gescheitert. Die ukrainischen Streitkräfte hätten mehr als 250 Soldaten verloren.
Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben war nicht möglich – und aus Kiew gab es zunächst keine Stellungnahme. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuletzt mehrfach betont, sein Land sei für die Gegenoffensive zur Befreiung seiner Gebiete von der russischen Besatzung bereit. In seiner Ansprache am Sonntagabend hatte Selenskyj allerdings nichts vom Beginn einer Offensive erwähnt.
Kinderverschleppung und Vorwurf der Zwangsevakuierung
Er warf den russischen Invasoren vor, für den Tod von mindestens 485 ukrainischen Kindern seit dem 24. Februar 2022 verantwortlich zu sein. Zudem seien mehr als 19.500 Kinder aus besetzten Gebieten der Ukraine nach Russland deportiert worden. Bisher sei es erst in rund 370 Fällen gelungen, die "kleinen Ukrainer" zurückzuholen, so der Präsident.
Mit dem Vorwurf der Verschleppung ukrainischer Kinder zur "Umerziehung" befasst sich seit Monaten auch ein Ermittlungsteam der Vereinten Nationen.
Gegen die Organisatorin des Kindertransfers, Maria Lwowa-Belowa, ihres Zeichens russische Beauftragte für Kinderrechte, gibt es deshalb wie für Kreml-Chef Wladimir Putin einen Haftbefehl aus Den Haag wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen. Sie selbst spricht allerdings von Evakuierungen. Die russische Seite macht für sich geltend, die Kinder nur vor Kampfhandlungen in Sicherheit bringen zu wollen.
Unterdessen berichtet nun die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti von Zwangsevakuierungen aus den Städten Slowjansk und Kramatorsk durch ukrainisches Militär in der umkämpften Region Donezk. Die Quelle stammt offenbar aus russischen Militärkreisen im Süden von Donezk. "In Kramatorsk und Slowjansk findet derzeit eine Zwangsevakuierung der Bevölkerung statt. Auch Kinder werden gewaltsam weggebracht", wird "der Gesprächspartner" von der Agentur zitiert.