SOS auf dem Arbeitsmarkt
- SOS auf dem Arbeitsmarkt
- Staatshilfen und trotzdem Jobverluste durch die Corona-Pandemie
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Lohnabhängige könnten die sozialen Auswirkungen der Pandemie noch lange spüren. Und das europaweit
Die Auswirkungen der Covid-19 Pandemie auf das soziale Miteinander sind weltweit spürbar. Die Konsequenzen für die wirtschaftliche Zukunft der Bürger entfalten zwar bereits ihre Wirkung, sind im Umfang aber noch kaum absehbar. Zu den Verlierern der Pandemie zählen die Arbeitnehmer. Besonders davon betroffen sind die ärmeren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Je länger die Pandemie andauert, desto dramatischer wird die Lage.
Vieles wird durch die aktuellen Hilfsgelder der EU verdeckt. Allerdings sind die mit dem "Europäischen Instrument zur vorübergehenden Unterstützung bei der Minderung von Arbeitslosigkeitsrisiken in einer Notlage" (Sure) vergebenen Gelder, welche EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in der vergangenen Woche in allen Sprachen der Mitgliedsländer als Erfolg feierte, Kredite. Und diese müssen von den Empfängerstaaten zurückgezahlt werden.
Doch selbst mit dem Sure-Anleihen-Paket wird bis Ende 2021 ein weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit in Europa erwartet. Schließlich werden in einigen EU-Staaten – Griechenland etwa – Kleinunternehmer und Selbstständige zwar sogenannte Corona-Hilfen ausgezahlt. Bei diesen handelt es sich jedoch effektiv nur um die Rückstellung von Zahlungsverpflichtungen gegenüber der öffentlichen Hand.
Die eigentlichen Probleme werden mit dieser Taktik nur in die Zukunft verschoben.
Hiobsbotschaften auf dem Arbeitsmarkt
Bereits im Sommer hatten rund 90.000 Arbeitnehmer im Sieben-Millionen-Einwohner-Staat Bulgarien ihre Arbeit verloren. Damals, Mitte Juli, waren 7.411 Infektionsfälle und 276 Todesfälle registriert. Am 3. Februar 2021 waren es 220.547 Infektionen und 9.178 Todesfälle. Bulgarien gehört zu den Ländern, die mit einer relativ niedrigen Arbeitslosenquote noch vergleichsweise gut dastehen.
Allerdings muss auch Bulgarien die Arbeitsmarktpolitik mit Hilfe von Geldern der EU finanzieren. Der Covid-19-Ausbruch stoppte abrupt mehrere Jahre robusten Wirtschaftswachstums, diagnostiziert die jüngste OECD-Studie. Die Schere zwischen Armen und Reichen wird größer, soziale Ungleichheiten werden wieder größer.
Selbst auf dem Finanzmarkt in der Schweiz, einer Branche, die eigentlich als krisensicher gilt, wird ein mittelbar von der Pandemie verursachter Stellenabbau erwartet.
Die Limmattaler Zeitung zitiert das Geschäftsleitungsmitglied von BAK Economics, Michael Grass, dem zufolge die Corona-Krise auch "im Kreditgeschäft der Banken Spuren hinterlassen" hat. Er erklärt dies mit der Tatsache, dass es außer Covid-19-Hilfskrediten erheblich weniger Unternehmenskredite gegeben habe. Zudem sei die Zinsmarge gesunken. Corona wird auch als Auslöser für den Abbau von 10.000 Stellen bei der Commerzbank verantwortlich gemacht.
Oft treffen die mit der Pandemie begründeten Entlassungen wie bei der Modekette H&M junge Familien. H&M möchte, Medienberichten zufolge, vor allem junge Mütter entlassen.
In einer Zeit, in der es selbst in wegen der Pandemie boomenden Branchen Stellenabbau gibt, geht unter den Arbeitnehmern die Angst um die Zukunft um. Selbst der Paketdienstleister UPS baut in Neuss und Monheim Stellen ab, "aus Effizienzgründen", wie es heißt.
Deutschland ist kein Einzelfall, die griechische Post (Elta) möchte sich ebenfalls von rund der Hälfte der Bediensteten trennen und Filialen im ganzen Land wegrationalisieren. Bei der Schließung von Teilen des Staatsbetriebs Elta spielen auch weitere Faktoren eine Rolle. Die neoliberale Regierung möchte die wegen Covid boomende Branche allein ihrer Klientel, den privaten Anbietern, überlassen.
Dabei gibt es für Paketdienste gerade jetzt Arbeit genug. So viel, dass Anfang des Jahres ein Filialleiter der Geniki Tachydromiki, eines privaten Paketdienstes in Glyka Nera bei Athen, einen Paketauslieferer zusammenschlug, weil dieser nur die Hälfte der anstehenden Auslieferungen bewältigen konnte.
Weniger Mobilität, weniger Verbrauch – und Abbau von Arbeitsplätzen?
Die aufgrund der Pandemie verminderte Mobilität und die Zukunftssorgen der Bürger schmälern den Absatz neuer Autos. Auch hier drohen Arbeitsplatzverluste.
Kurzarbeit und Stellenabbau, das gilt auch für die bayerische Metall- und Elektroindustrie. Dort wird eine Normalisierung erst gegen Ende 2022 erwartet. Der neue CDU-Vorsitzende Armin Laschet sah sich bereits vor Monaten in seiner Heimatstadt Aachen mit der Werkschließung des Autozulieferers Continental konfrontiert. In der Pandemie wird weniger Auto gefahren, was den Verbrauch an Reifen und damit den Umsatz von Continental schmälert.
Die seit mehr als neunzig Jahren in Aachen angesiedelte traditionsreiche Autoreifenproduktion, die unter drei Markennamen – Englebert, Uniroyal und Continental – firmierte, wird eingestellt. Grund genug für Laschet, Continental einen "kalten Kapitalismus" vorzuwerfen.
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