Satellitenbilder vom geheimen Testgelände Area 51

Ein gelungener Werbecoup von Terraserver, doch die Gerüchte der Verschwörungstheoretiker und UFO-Enthusiasten werden weitergehen

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Die Veröffentlichung der Satellitenbilder von einem geheimen, 20000 Quadratkilometer großen Testgelände der US Air Force in Nevada, unweit von Las Vegas, die von einem russischen Satelliten gemacht und von Terraserver ins Netz gestellt wurden, hat großes Aufsehen ausgelöst. Erst 1994 hatte das Militär offiziell die Existenz der Groom Dry Lake Luftwaffenbasis eingeräumt, die allgemein als sagenumwobene Area 51 bekannt war. Abgesehen von wilden Spekulationen über das, was dort getestet wird, gilt Area 51 für die in den USA nicht wenigen UFO-Enthusiasten als Ort, an dem sich Raumfahrzeuge und sogar Körper von Außerirdischen befinden und untersucht werden.

FAS bezeichnet Area 51 als das "Mekka für UFO-Jäger und Anhänger von Regierungsverschwörungen". Gebaut wurde es Mitte der fünfziger Jahre unter Aufsicht der CIA. Man geht davon aus, dass hier etwas die U-2-Überwachungsflugzeuge entwickelt wurden, aber das Gelände wurde auch von der Atomic Energy Commission für die berüchtigten Atomwaffentests benutzt. Bislang gab es nur alte unscharfe Bilder, die von den umliegenden Bergen aufgenommen wurden. Die Luftwaffe hatte soviel Land um das Testgelände herum aufgekauft, dass Neugierige keinen Einblick erhalten konnten. Wenn bei Menschen in der Umgebung Kameras oder Filme entdeckt werden, dürfen sie konfisziert werden. Das Überfliegen mit Flugzeugen ist noch immer verboten, doch seit 1992 können Satelliten die Sperrgebiete in den USA überfliegen und auch Bilder machen. FAS hatte zwar bei Space Imaging, die den Satelliten Ikonos betreiben, bereits im Februar Bilder mit einer Auflösung von einem Meter von dem Testgelände bestellt, geliefert hat das Unternehmen aber noch nicht, weil man angeblich noch keine Bilder gemacht habe.

Die große Geheimnistuerei über das, was auf dem Testgelände eigentlich gemacht wird, sorgte natürlich für die Entstehung zahlreicher Gerüchte. Noch realistisch sind Vermutungen über die Art von Flugzeugen, die sich dort befinden und gestestet werden. Wilder sind schon die Spekulationen der UFO-Enthusiasten, die auch von Hollywood genährt wurden. So spielt Area 51 etwa in dem Film Independence Day eine Rolle, und kommt auch in Fernsehserien wie den X-Files vor, die jedem Verschwörungstheoretiker Futter liefern. Geheimnisumwitterte Zonen, die es wirklich gibt, sind dafür natürlich besonders geeignet. Manche glauben gar, dass sich hier im Hangar 18 die Körper von Außerirdischen und die Überreste von deren beim Absturz zerstörten Raumfahrzeugen befinden, beispielsweise das Fahrzeug vom mythenträchtigen Roswell-Fall Ende der 40er Jahre. Die Luftwaffe habe gar solche Raumfahrzeuge nachgebaut und lasse diese "H-PACs (Human Piloted Alien Craft) auch gelegentlich fliegen. Die Gerüchte begannen vor allem, nachdem der Pilot John Lear behauptet hatte, Freunde vom Geheimdienste hätten ihm gesagt, dass die US-Regierung um 1970 herum einen Vertrag mit Außerirdischen geschlossen hätten, bei dem es um einen Austausch ihrer Technologie und die Kooperation für ihre Forschung gehe.

Offenbar fühlte sich die Luftwaffe angesichts der Fotos bemüßigt, auf die Gerüchte einzugehen. Auf einer Pressekonferenz wurde gefragt, ob sich UFOs auf dem Testgelände befinden, worauf Pentagon-Sprecher Ken Bacon antwortete: "Ich glaube, ich kann über jeden Zweifel hinaus sagen, dass wir kein geheimes Programm haben, das mit Außerirdischen zu tun hat."

Die hinter Terraserver stehenden Firmen Microsoft, Kodak, Aerial Images, Digital Equipment, Autometric und Sovinformsputnik haben mit der Veröffentlichung der Bilder aus dem Jahr 1998 jedenfalls einen geschickten Werbecoup gelandet. Seit die Bilder ins Netz gestellt wurden, die man kostenlos anschauen, aber nur gegen Gebühr herunterladen kann, war die Website oft so überlastet, dass ein Zugriff unmöglich war. Inzwischen wurden die Serverkapazitäten von Terraserver vergrößert, um dem Ansturm der Neugierigen gerecht zu werden. Um die Überlastung zu rechtfertigen, mussten auch wieder Hacker herhalten, die angeblich die Website angegriffen hätten. Sie hätten versucht, hinter die Firewall einzudringen, wodurch das System lahmgelegt wurde. An den ersten beiden Tagen hatten drei Millionen Menschen versucht, die Seiten aufzurufen.

John Hoffman, Präsident von Aerial Images, schürte denn auch die Erwartung: "Es sieht so aus, als würden dort eine Menge seltsamer Dinge geschehen", sagte er. Das sei alles ganz geheim, und es werde eine ganze Reihe von modernsten Technologien getestet. Die Luftwaffe hatte allerdings gewusst, wann der Satellit über das Testgelände fliegt, weswegen man außer den Gebäuden, Sportplätzen, Straßen, Flugbahnen oder Kratern nicht viel zu sehen bekommt. Der Sprecher der Air Force meinte, man habe seit 40 Jahren und besonders seit Sputnik Erfahrung damit, sich gegen Überwachung aus der Luft zur Wehr zu setzen. Zu neuen Vermutungen könnten freilich unter anderem die unbefestigten Straßen anregen, die geheimnisvollerweise im Nichts enden. Vermutet wird, dass sie mit einem großen Tunnelsystem zu tun haben könnten. Aber da sich nicht viel sehen lässt, werden die Spekulationen über Area 51 oder Dreamland auch nicht so schnell aufhören, sondern eher neue Nahrung finden.