Saudi-Arabien: Weißwaschung und Machtanspruch
Seite 2: "Mehrere Hundert Millionen Dollar an Iran und die al-Nusra-Front"
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Sie alle gehen um sehr viel Geld. So berichtet die Financial Times, dass Katar angeblich eine Milliarde Dollar(!) für die Freilassung von Mitgliedern der Herrscherfamilie bezahlt hat, die im Irak von einer schiitischen Miliz als Geisel genommen wurden.
Ungefähr 700 Millionen wurden laut regionalen Regierungsvertretern im Irak an iranische Persönlichkeiten und schiitische Milizen bezahlt. Sie fügten hinzu, dass zwischen 200 und 300 Millionen an islamistische Gruppen in syrien gingen, das meiste an den al-Qaida-Ableger Tahrir al-Sham.
Financial Times
Die Summe wird von Nahost-Kommentatoren im Netz angezweifelt. Auch gibt es Berichte, wonach der irakische Ministerpräsident große Summen, die in Koffern transportiert wurden, am Flughafen in Bagdad konfiszieren ließ. Die Empfänger das Geld also überhaupt nicht erhielten.
Die Hintergrundgeschichte dazu ist kompliziert, sie schließt die Abmachung über die Umsiedlung aus vier Orten in Syrien mit ein, anschaulich geschildert wird sie von Patrick Cockburn im Independent. Dort geht es allerdings "nur" um 500 Millionen Dollar aus Katar.
Die Stoßrichtung des Artikels ist klar, wie FT selbst herausstellt: Der Deal zeige, dass Katar über Lösegelder Dschihadisten in Syrien finanziere. Für manche Mitglieder des Golfkooperationsrates sei das größere Thema aber, dass Katar so viel Geld an Iran bezahlt habe.
Inzwischen wurden Leaks veröffentlicht, die anzeigen sollen, dass der Außenminister der UAE, Otaiba, versucht haben soll, über Geldzahlungen an US-Think Tanks wie den Atlantic Council, die Stimmung in Washington gegen Katar zu drehen. Zu Anfang der Auseinandersetzung mit Saudi-Arabien, die sich an positiven Bemerkungen von Sheikh Tamim bin Hamad al-Thani über Iran entzündet haben sollen, machte Katar geltend, dass diese Äußerungen über einen Hack gefälscht worden seien.
Volkswagen, Deutsche Bank und Waffengeschäfte mit Ländern im Nahen Osten
Der Medienkrieg zeigt an, dass der Streit durchaus eine größere Dimension hat, die längst nicht nur die Golfstaaten betrifft und dass Möglichkeiten bestehen, dass er sich auswachsen könnte. Ein Blick auf große Finanzbeteiligungen Katars unter anderem auch an der Volkswagen AG und der Deutschen Bank ist ein Hinweis darauf, wer alles mit hineingezogen werden könnte.
So oder so muss sich die deutsche Regierung bei ihren Waffengeschäften mit Golfstaaten nun vor Augen halten, wie schnell sich Situationen im Nahen Osten ändern können, und dass die Standarderklärung, die Waffenlieferungen mit Stabilität in Golftstaaten verbindet, pure Augenwischerei ist.
Wie weit treibt Saudi-Arabien sein Machtspiel?
Momentan versucht Katar durch die Vermittlung über Kuwait, das sich bei dem Streit weitgehend zurückhält, Entgegenkommen zu zeigen. Die Signale stehen laut Gulf News auf Einlenken und Deeskalation. Unklar ist allerdings, wie weit Saudi-Arabien den Spielraum, den ihm bislang die Trump-Regierung zumindest nach außen in öffentlichen Äußerungen einräumt, ausnützen will und Katar weiter unter Druck setzen wird.
Schon jetzt ist die Wirkung der Maßnahmen beträchtlich: Katar leidet unter den Einfuhrsperren zu Land, zu Wasser und in der Luft. Iran hat Hilfe angeboten, auch die Türkei ist ein Partner Katars. Treibt Saudi-Arabien im Verbund mit VAE seinen Machtanspruch so weit, dass es sogar an militärische Aktionen ähnlich wie damals in Bahrein denkt, so könnte daraus eine sehr schwierige Situation entstehen. Manche Beobachter hoffen, dass sich der Streit mit einer Ausweisung der Muslimbrüder aus Katar und einem Verbot der Muslim-Brüder in den USA beruhigen könnte.