Schäden durch Überschwemmungen und Stürme haben stark zugenommen

Seite 2: Bolsonaro als potentieller Regenwaldvernichter

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Den Vorschlägen von CLARA stehen die Vorstellungen des brasilianischen Präsidentschaftskandidaten Jair Bolsonaro von der Sozialliberalen Partei (PSL) diametral gegenüber. Bolsonaro, der am 7. Oktober 46 Prozent der Stimmen erhielt und nun am 28. Oktober in die Stichwahl gegen Fernando Haddad von der Arbeiterpartei (PT) muss, ist nicht nur eine Gefahr für Demokratie und Menschenrechte in Brasilien, sondern auch für das Weltklima.

Bolsonaro hat den brasilianischen Agrarunternehmern weitreichende Versprechen gemacht. Intensive Landwirtschaft unter Einsatz von Pestiziden und Gentechnik dürfte sich, sollte er gewählt werden, weiter ausdehnen und noch mehr Regenwald vernichten. Indigene Schutzgebiete sollen hingegen kein weiteres Land erhalten. Der ultrarechte Kandidat hat außerdem verkündet, aus dem Pariser Klimaschutzabkommen austreten zu wollen. Nach einem Bericht von Reuters will er auch einige Kraftwerksgroßprojekte wieder aufgreifen und vollenden, wie das Atomkraftwerk Angra3 zwischen Sao Paolo und Rio de Janeiro, den Staudamm Belo Monte weiterbauen, sowie Pläne für weitere Wasserkraftprojekte im Amazonas wiederaufleben lassen.

Zu denen, die trotzig weiter die Umwelt zerstören wollen, gehört auch der RWE-Vorstandsvorsitzende Rolf Martin Schmitz, der in Interviews erneut betont hat, dass der Hambacher Forst wegmüsse. Interessant ist, dass Schmitz für die Waldvernichtung immer wieder neue Argumente findet. Nun geht es also nicht mehr um die Versorgungssicherheit, sondern um die Rekultivierung des Tagebaulochs Hambach. Der Boden unterhalb des Hambacher Forsts werde gebraucht, um ihn an der Tagebaukante wieder aufzuschütten und diese so zu sichern.

Dass ein alter, ökologisch wertvoller Wald gerodet werden soll, nur um an die darunter liegende Erde zu kommen, auf der dann irgendwann ein neuer Wald gepflanzt werden kann, der nicht annähernd den ökologischen Wert des vorherigen haben wird, erschließt sich argumentativ allerdings nur schwer.

Schmitz führt aber nicht nur die Rekultivierung an, sondern droht auch mit dem Verlust von Arbeitsplätzen. Nachdem das Oberverwaltungsgericht Münster am 5. Oktober vorerst die Rodung des Hambacher Forsts untersagt hatte, hat RWE die Braunkohleförderung gedrosselt. Dies soll nun wiederum Auswirkungen auf die Beschäftigung haben. 4.600 Arbeitsplätze hingen am Tagebau Hambach, davon 1.300 im Tagebau selbst und 1.500 in der Veredelung. Wie viele Arbeitsplätze gestrichen werden sollten, ließ Schmitz offen. Es drängt sich auch die Frage auf, ob es sich hier um wirtschaftliche Notwendigkeiten oder einfach nur eine gute Gelegenheit handelt.

Klimaaktivisten geben nach ihrem Etappensieg im Hambacher Forst keine Ruhe. Am Sonntag stand der Tagebau Hambach für eine Stunde lang still, nachdem Aktivisten in die Grube vorgedrungen waren. Im Kerpener Stadtteil Manheim, der für den voranschreitenden Tagebau zum großen Teil bereits umgesiedelt wurde, besetzten Aktivisten leerstehende Häuser.

Doch wenden wir den Blick zurück von einem derzeit sehr symbolkräftigen Stück Wald zurück auf die globale Ebene. Innerhalb der G7 hat sich Deutschland nämlich inzwischen auch fast zum Schlusslicht beim Thema Kohleausstieg entwickelt. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse des Thinktanks E3G. Deutschland liegt nach den Kriterien von E3G noch einen Platz hinter den USA und einen Platz vor Japan. E3G fragt bei der Bewertung, ob ein Risiko besteht, dass neue Kohlekraftwerke gebaut werden, ob alte Kohlekraftwerke stillgelegt werden und ob es positive internationale Einflüsse gibt. Zugute gehalten wird Deutschland immerhin, dass sich deutsche Versicherer aus dem Kohlegeschäft zurückziehen wollen.

100 Milliarden Kilowattstunden Solarstrom

Im Bereich der Erneuerbaren Energien gibt es positive Nachrichten: Zum einen wurde europaweit so viel Solarstrom produziert wie noch nie. Am 12. Oktober wurde die Marke von insgesamt 100 Milliarden Kilowattstunden erreicht, über einen Monat früher als im letzten Jahr. Nach einer Prognose des Branchendiensts IWR wird in 2018 voraussichtlich 9 Prozent mehr Solarstrom als im letzten Jahr produziert werden.

Auch die Kosten für Solar und Wind sinken. Aufgrund der "gleitenden Marktprämie" müssten immer weniger Zuschüsse vom EEG-Konto für den Strom aus Wind- und PV-Anlagen gezahlt werden. Die gleitende Marktprämie bemisst sich aus der Differenz zwischen dem Strompreis an der Börse und dem Gebotspreis aus der Ausschreibung. "Bereits heute treten vereinzelt Fälle ein, in denen in bestimmten Monaten an die günstigsten PV-Anlagen keine Marktprämie ausgezahlt wird", schreibt der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE). Wenn nun die Gebote immer weiter sinken und die Strompreise an der Börse sich weiter stabilisieren, könnte die gleitende Marktprämie immer häufiger bei null liegen. Zeitweise lagen die Börsenstrompreise sehr niedrig, haben sich aber auch wegen steigender Preise für CO2-Zertifikate wieder erhöht. Weiter steigende Zertifikatspreise könnten die Position der Erneuerbaren gegenüber konventionellen Energien verbessern, so der BEE.