Schmutzige Profite: Wie der Siemens-Konzern eine Wasserkrise in den USA verschärfte

Aus den Wasserhähnen der US-Stadt Jackson im Bundesstaat Mississippi kommt weiter nur schmutzig-braunes Wasser. Screenshot Democracy Now

Wochenlang gibt es kein Wasser in der US-Stadt Jackson. Der Vorwurf: Die Siemens AG trägt dafür Verantwortung. Wie der Konzern mit einem 100-Millionen-Dollar-Deal eine Kommune in den Wasserruin trieb.

Die Hauptstadt des US-Bundesstaat Mississippi leidet seit Wochen unter einer schweren Wasserkrise. 150.00 Einwohner:innen hatten bis vor kurzem keinerlei Zugang zu sauberem Trinkwasser, manche verfügten nicht einmal über genug Wasser, um ihre Toiletten zu spülen.

In vielen Fällen ist die Wasserversorgung jetzt wieder hergestellt worden. Doch Videos, die viral gegangen sind, zeigen, dass aus den Wasserhähnen weiter nur eine braune Brühe kommt. Die Behörden haben angeordnet, das Wasser vor dem Trinken abzukochen und beim Duschen den Mund zu schließen. Schulen sind aufgrund der Wasserkrise geschlossen.

Der Auslöser des kommunalen Wassernotstands in einem der reichsten Länder der Welt ist eine Überschwemmung, die eine Wasseraufbereitungsanlage außer Funktion setzte. Doch das Problem liegt deutlich tiefer, wie der investigative Journalist Judd Legum von Popular Information in einem Artikel jetzt ausbreitet.

Jackson ist eine Stadt, die kaum über finanzielle Ressourcen verfügt. Ein Viertel der zu großen Teilen schwarzen Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Da die Wasser-Infrastruktur immer älter wurde, suchte die Stadt nach einer Lösung, um sie aufrechtzuerhalten.

Aber der von Republikanern regierte Bundesstaat Mississippi zeigte sich nicht bereit, dabei zu helfen. Steuergelder wurden zurückgehalten. Bereits in 2021 kam es nach einem Sturm zu einem Wasser-Blackout: Es gab kein Trinkwasser für die Jackson-Bewohner:innen über einen Monat.

Eine Katastrophe, die eigentlich gar nicht hätte passieren können. Denn im Jahr 2010 schloss die Stadt einen Vertrag mit dem deutschen multinationalen Konzern Siemens AG ab. Danach versprach Siemens im Zuge intensiver Lobbyarbeit, die Wasserversorgungsinfrastruktur zu sanieren und neue Wasserzähler zu installieren, um das Abrechnungssystem zu optimieren und dadurch Gelder freizusetzen, die wiederum reinvestiert werden könnten.

Die Worte der Vertreter:innen von Siemens an die Stadt waren vollmundig: "Wir haben eine Lösung. Sie zahlen uns 90 Millionen Dollar" – zum damaligen Zeitpunkt der größte Vertrag in der Geschichte der Stadt – und "wir werden dafür neue automatische Wasserzähler installieren. Das wird sich nicht nur selbst refinanzieren, sondern auch zusätzliche Einnahmen generieren, die Sie wieder in das Wasserversorgungssystem investieren können".