Schwangere mit mRNA-Impfstoffen vor Covid-19 schützen?

Seite 2: Neue Studie zu Sicherheit von mRNA-Vakzinen in Schwangerschaft

Die Daten zur Anwendung von mRNA-Vakzinen in der Schwangerschaft sind bislang aber noch spärlich. Von desto größerer Bedeutung ist eine vorläufige Auswertung hinsichtlich der Sicherheit dieser Impfstoffe in der Schwangerschaft aus drei US-amerikanischen Impfstoff-Überwachungssystemen, die vor einigen Monaten im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde.2

Diese drei passiven Überwachungssysteme sind: "v-safe after vaccination health checker", "v-safe pregnancy registry" und "Vaccine Adverse Event Reporting System" (Vaers).

Zur Methodik: V-safe verwendet ein freiwilliges smartphonebasiertes Abfragesystem, das zur Erfassung der Nebenwirkungen von Impfungen gegen Corona etabliert wurde. Bis zwölf Monate nach der zweiten Impfdosis können Geimpfte mittels eines Fragenkatalogs ihre Beschwerden nach der Impfung online dokumentieren.

Innerhalb der ersten Woche nach jeder Impfung können Lokalreaktionen und systemische Nebenwirkungen gemeldet werden, wobei diese von den Betroffenen als leicht, mittel oder schwer eingestuft werden. Die Abfrage erfolgt täglich. Wird wegen der Nebenwirkung eine Ärztin oder ein Arzt konsultiert, wird dies in einem Telefongespräch mit Vaers genauer geklärt.

Die Ergebnisse: Vom 14. Dezember 2020 bis Ende Februar 2021 konnten von allen registrierten Teilnehmerinnen im Alter von 16 bis 54 Jahren insgesamt 35.691 als Schwangere identifiziert werden. Davon waren über 60 Prozent im Alter von 25 bis 34 Jahren.

Mehr als 85 Prozent waren zum Zeitpunkt der ersten Impfung bereits schwanger. Beurteilt wurde die Reaktogenität (Art und Schweregrad der Impfreaktionen) der beiden oben genannten mRNA-Impfstoffe.

Lokale Impfreaktionen, d.h. besonders Schmerzen an der Injektionsstelle, wurden von Schwangeren etwas häufiger berichtet als von nicht schwangeren Frauen.

Systemische Nebenwirkungen, wie Kopfschmerz, Fieber, Schüttelfrost und Myalgie (Muskelschmerzen), waren bei Schwangeren dagegen seltener. Fieber über 38 Grad Celsius war bei weniger als ein Prozent nach der ersten Dosis und bei acht Prozent nach der zweiten Dosis aufgetreten, ähnlich wie bei nicht schwangeren Frauen gleichen Alters und unabhängig vom Impfstoff.

Auch bei schweren Nebenwirkungen ergab sich kein Unterschied. Bei mehr als 97 Prozent verlief die Schwangerschaft ohne Nachweis einer Corona-Infektion. Der Tag der ersten Impfung lag bei 2,3 Prozent zeitnah um die Konzeption, bei 28,6 Prozent im ersten Trimenon, bei 43,3 Prozent im zweiten und bei 25,7 Prozent im dritten Trimenon.

Von den 35.691 als schwanger identifizierten Frauen erklärten sich 3.958 (14,7 Prozent) bereit, am "v-safe pregnancy registry" teilzunehmen. Von ihnen gehörten 94 Prozent zum medizinischen Personal aus der Gruppe mit der höchsten Priorisierung für die Impfung. Bei 827 war die Schwangerschaft zum Stichtag bereits beendet.

Bei diesen Frauen zeigten sich keine auffälligen Ereignisse: Fast 14 Prozent hatten ihre Kinder verloren (12,6 Prozent Spontanaborte, mehr als 93 Prozent vor der 13. Schwangerschaftswoche; eine Totgeburt war zu verzeichnen).

Insgesamt 712 (86 Prozent) Kinder wurden lebend geboren. Bei diesen war bei mehr als 98 Prozent die erste Impfung im dritten Trimenon erfolgt. Zu den unerwünschten Verläufen gehörten Frühgeburten vor der 37. Schwangerschaftswoche (9,4 Prozent) und niedriges Geburtsgewicht (3,2 Prozent).

Bei den Neugeborenen waren keine Todesfälle innerhalb der ersten 28 Tage aufgetreten.

Insgesamt lagen alle Ereignisse im Bereich üblicher Inzidenzen in vergleichbaren Studien vor der Pandemie. Das betrifft auch kongenitale Anomalien (2,2 Prozent). Von diesen hatte angesichts des kurzen Beobachtungszeitraums keine Frau die Impfung im Zeitfenster der Konzeption oder im ersten Trimenon erhalten.

Von 221 in Vaers registrierten unerwünschten Schwangerschaftsereignissen wurden Spontanaborte (insgesamt 46) am häufigsten gemeldet, überwiegend im ersten Trimenon. Die meisten eingegangenen Meldungen standen nicht im eigentlichen Zusammenhang mit einer Schwangerschaft.

Diskussion: Bei der Interpretation der Ergebnisse weisen die Studienautoren darauf hin, dass das "v-safe pregnancy registry"-System der Bevölkerung nicht flächendeckend bzw. nicht in allen Impfzentren zur Verfügung stand. Die erfassten Daten beruhen außerdem auf subjektiven und nicht grundsätzlich validierten Angaben der Teilnehmerinnen und sind deshalb störanfällig.

Die Ergebnisse sind also vorläufig und betreffen fast nur Schwangere, die im dritten Trimenon geimpft wurden.

Bei fortlaufender Erhebung bestehen Chancen, auch seltenere Ereignisse bzw. Aussagen zu Impfungen in früheren Stadien der Schwangerschaft zu erfassen.

Es gibt zunehmend Hinweise dafür, dass bei im dritten Trimenon geimpften Schwangeren Antikörper gegen das Corona-Virus über die Plazenta auf das Kind übergehen und es nach der Geburt zu einem gewissen Grad schützen (sogenannte Leihimmunität).