Selbstmordattentäter sind nicht alleine verantwortlich

Menschenrechtsorganisation verurteilt Selbstmordanschläge auf israelische Zivilisten als Verbrechen gegen die Menschlichkeit

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Wenn es mal wieder ein Selbstmordattentäter geschafft hat, Zivilisten mit in den Tod zu reißen, dann schaut alle Welt meist nur auf den Ausführenden. Doch auch die Planer solcher Attentate, wie sie uns in Israel oder in den USA am 9. September in den USA begegnen, sind schuldig an solchen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und gehören verurteilt. Zu diesem Schluss kommt ein 170 Seiten starker Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch.

Der Bericht beschäftigt sich als erster mit der individuellen kriminellen Verantwortung von Selbstmordattentaten auf Zivilisten in Israel und in den besetzten Gebieten, beschreibt aber auch Selbstmordattentate, die von der Hamas, dem islamischen Dschihad, der Märtyrerbrigade der al-Aksa und der Popular Front for the Liberation of Palestine (PFLP) geplant wurden.

Die Selbstmordattentäter sind keine Märtyrer, sie sind Kriegsverbrecher, und so auch die Leute, die solche Anschläge im Hintergrund planen.

Kenneth Roth, Direktor von Human Rights Watch

Die Systematik und Berechnung, mit der solche Attacken vorbereitet und ausgeführt würden, unterscheide sie von anderen Übergriffen in solchen Konfliktsituationen. "Sie fallen klar in die Rubrik Menschenrechtsverletzung", auch wenn palästinensische Gruppen solche Attentate als Vergeltung für israelische Angriffe auf Zivilisten rechtfertigen wollen, was dem internationalen Kriegsrecht widerspricht, das Übergriffe auf Zivilisten grundsätzlich ächtet. Das gelte auch für die israelischen Zivilisten, auch wenn diese sich nach internationalem Recht illegal im Gazastreifen oder auf der Westbank aufhalten.

In den letzten 24 Monaten haben über 50 palästinische Selbstmordattentäter mehr als 250 Zivilisten getötet und 2.000 verletzt. Die Führer von Hamas und Dschihad fordern ihre Anhänger offen zu Selbstmordattentaten gegen israelische Zivilisten auf und machen sich dadurch nicht nur selbst verantwortlich, sondern verspielen auch jede Möglichkeit, das Morden zu beenden, indem sie die Attentäter und die Hintermänner nicht zur Verantwortung ziehen und verurteilen.

Auch Arafat habe es versäumt, die Verantwortlichen im Hintergrund öffentlich für diese Attentate zu verurteilen, zumal seine Regierung für die Eskalation der Situation mit verantwortlich ist, auch wenn sie selbst nach Informationen von Human Rights Watch direkt keine Attentate angeordnet hat.

"Wenn dieser Politik des Wegschauens nicht Einhalt geboten wird, dann entwickelt sich hier ein Automatismus, in dem Menschenrechte keine Rolle mehr spielen", fürchtet Roth. Nur eine aktivere Rolle der Regierungen könnte durch eine Ächtung von Selbstmordattentaten dieser Entwicklung Einhalt bieten.

Die kritisierten palästinensischen Organisationen betrachten den Bericht als einseitig. So seien die Angriffe von Israel auf palästinensische Zivilisten und die militärische Überlegenheit Israels nicht berücksichtigt worden. Zuheir Manasrah, ein Mitarbeiter der Palästinensischen Selbstverwaltung, der selbst bereits die Selbstmordanschläge verurteilt hatte, warf ein, dass Arafats Regierung nicht wirklich gegen die Terroranschläge vorgehen könne, da die Sicherheitskräfte vom israelischen Militär permanent angegriffen wurden.