Setzt Saudi Arabien im Jemen Uran-Munition ein?

Seite 2: Waffen mit verheerender Wirkung

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Im Dezember 2016 verdichteten sich Hinweise darauf, dass in dem aktuellen Krieg Clusterbomben britischer Herkunft verwendet werden. Das hatte das britische Verteidigungsministerium bestritten und behauptet, entsprechende Funde seitens Amnesty International rührten von älteren Konflikten. Hintergrund war, dass Großbritannien 2010 ein internationales Abkommen zur Ächtung dieser Waffenart unterzeichnet hat.

Die Streubomben können auch - zusätzlich - mit Napalm oder Thermit gefüllt werden. Die Konzeption der Waffen ist so simpel wie verheerend: Die einzelnen Geschosse enthalten Mini-Bomben, z. T. Hunderte davon, die sich über eine Fläche von bis zu einem Hektar verteilen können. Etwa 5 - 30% dieser Mini-Bomben explodieren nicht sofort, sondern bleiben als Blindgänger liegen. Das bedeutet, dass dieses verminte Gebiet nur unter Lebensgefahr zu betreten ist. Das hat konkret zur Folge, dass die Bauern ihre Felder nicht bestellen können. So ist die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung zunehmend gefährdet.

Von der Weltöffentlichkeit unbemerkt hat sich so etwas entwickelt, das UNICEF als die "größte humanitäre Katastrophe der Welt" bezeichnet: Vier von fünf Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, etwa 7 Millionen Menschen hungern, 80 % aller Kinder brauchen lebensrettende Unterstützung, der Schulbesuch von 4,5 Mio. Kindern ist in Gefahr, weil ¾ der Lehrkräfte nicht mehr bezahlt werden. Laut UNICEF birgt das die Gefahr, dass die Jungen als Kinder-Soldaten rekrutiert, und die Mädchen als Bräute verkauft werden, damit die Familien Lebensmittel oder medizinische Hilfe erwerben können.

¾ der Bevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die Folge davon ist eine Cholera-Epidemie, die für Millionen Menschen den sicheren Tod bedeuten könnte. Im April dieses Jahres waren etwa 800 Fälle und 34 Todesfälle infolge von Cholera bekannt, Ende Mai waren es schon 60.000 Erkrankungen und 500 Todesfälle. UNICEF befürchtet etwa 150.000 neue Fälle im nächsten halben Jahr.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen spricht in einer Pressemitteilung davon, dass die Cholera-Epidemie "außer Kontrolle" zu geraten drohe. Der Organisation zufolge sind mittlerweile nach Regierungsangaben 18 der insgesamt 22 Provinzen des Landes betroffen. "Um den Ausbruch einzudämmen, fordert die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen die Bezahlung des medizinischen Personals, Import-Erleichterungen und sicheren Zugang für Helfende", heißt es in der Pressemitteilung.