Sexuelle Belästigung an Universitäten: Kampf auf Kosten aller Beteiligten
Seite 4: (Kein) Ende mit Schrecken
Betsy DeVos, Bildungsministerin der USA unter Donald Trump, hat die Title IX-Regelungen schon seit längerem scharf kritisiert und hat jetzt die Reißleine gezogen: in einem offiziellen Brief, der an alle Adressaten des ursprünglichen "Dear Colleagues"-Briefes ging, hat sie die im früheren Brief festgelegten Regeln außer Kraft gesetzt, vorübergehende Richtlinien für die Universitäten zur Verfügung gestellt und angekündigt, dass es neue Regelungen geben wird, die sowohl diejenigen, die sexueller Belästigung oder Gewalt ausgesetzt sind als auch jene, die zu Unrecht beschuldigt werden, beschützen. Diese sollen aber erst nach öffentlichen Anhörungen und Diskussionen festgelegt werden.
Für Betsy DeVos ist es wichtig, dass die Unschuldsvermutung nicht außer Kraft gesetzt wird und es zu keinen intransparenten Verfahren kommt und es zu einem ausgewogenen Verfahren kommt, nicht aber zu einem Verfahren, das die eine oder andere Seite unangemessen begünstigt. Die Antwort auf ihren Brief ließ nicht lange auf sich warten. Kritikerwerfen ihr vor, Opfer sexueller Gewalt an den Universitäten im Stich zu lassen und sehen ihre Maßnahme als ein Beispiel dafür an, wie die Regierung unter Donald Trump sich mehr um diejenigen kümmere, die Frauen sexistisch behandeln oder sie gar vergewaltigen denn um jene, die Opfer dieser Verhaltensweisen sind.
David Farisschreibt in The Week: "[…] Betsy DeVos has revealed that she cares more for the reputations of rapists than she does for the rights and well-being of their victims" (Betsy DeVos hat offenbart, dass sie sich mehr um die Reputation von Vergewaltigern sorgt als um die Rechte und das Wohlergehen der Opfer.)
Die Diskussion darüber, wie Universitäten mit Vorwürfen bezüglich sexueller Belästigung, Nötigung und Gewalt sowie Sexismus und den "feindlichen Umgebungen", Safe Spaces etc. umgehen müssen, hat somit neu begonnen und es ist anzunehmen, dass sie auch weiterhin mit harten Bandagen gekämpft wird.