Sind Trumps Massenveranstaltungen Superspreader-Ereignisse?

Donald Trump gestern in Tampa, Florida. Bild: Weißes Haus

Donald Trump demonstriert, dass er ungeachtet der Pandemie mit Rekordzahlen in der Menge seiner Anhänger schwimmen will, die auch von Abstandsregeln und Masken nichts halten

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Ob die Wahlveranstaltungen von Donald Trump tatsächlich Superspreader-Ereignisse sind, ist nicht klar. Das Weiße Haus war schon mal zum Covid-Hotspot geworden. Klar aber ist, dass sich Donald Trump auch über die Empfehlungen der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC hinwegsetzt, um die Massenveranstaltungen, die er nur kurz wegen seiner Covid-19-Infektion unterbrochen hatte, mit höchstens laxen Vorsichtsmaßnahmen abzuhalten. Trump, der nach den Umfragen wenig Chancen hat, die Wahl zu gewinnen, was allerdings 2016 auch schon fälschlich prognostiziert wurde, besucht gezielt die Swing States, um seine Anhänger anzufeuern und die Apokalypse auszumalen, die über die Staaten hereinbrechen würde, sollte der zugleich als schläfrig, korrupt und linksextrem bezeichnete Biden Sieger werden.

This election is a choice between the AMERICAN DREAM and a SOCIALIST NIGHTMARE. Our opponents want to turn America into Communist Cuba or Socialist Venezuela. As long as I am President, America will NEVER be a socialist Country!

Donald Trump

Systematisch und von Seiten der Behörden wird in den USA nicht untersucht, ob Trumps Veranstaltungen, die teils auch in Gebäuden stattfanden, Brutstätten zur Verbreitung von Covid-19 sind oder nicht. Der Immunologe und NIAID-Direktor Anthony Fauci, trotz divergierender Positionen erstaunlicherweise noch immer der führende, wenn auch beiseite gedrängte Experte in der von Mike Pence geleiteten Coronavirus-Taskforce, meinte kürzlich auch an Trump gerichtet: "Wenn man Versammlungsstrukturen hat, wo die Menschen eng zusammenkommen und praktisch niemand eine Maske trägt, dann ist das ein perfektes Setup für einen Ausbruch der Infektion und der Übertragung. Das ist eine medizinische und wissenschaftliche Tatsache."

Fauci, den Trump als Katastrophe bezeichnet, befürwortet eine allgemeine Maskenpflicht und ist der Meinung, dass sich die USA frühestens Ende 2021 oder 2022 wieder zu einer Normalität bewegen wird. Trump verkündet im Wahlkampf hingegen seit Ende August unermüdlich, während die Infektionszahlen wieder in die Höhe schossen, die USA hätten den Höhepunkt der Pandemie überwunden (rounding the turn). Am Donnerstag wurde eine tägliche Rekordzahl von 90.000 Neuinfizierten berichtet, eine halbe Million waren es in der vergangenen Woche. Auch die Zahl der an und mit Corona Gestorbenen beginnt zuzunehmen, gestern waren es über 1000. Fauci sagt: "Wir gehen in die falsche Richtung.". Trump behauptet, die USA würden es viel besser machen als Europa und auch wieder, dass mehr Infektionen durch mehr Tests gezählt werden.

Der Arzt Zach Nayer hat mit einem Kollegen versucht herauszufinden, ob die Wahlkampfveranstaltungen von Trump zur Verbreitung von Covid-19 beigetragen haben. Das eben auch auf dem Hintergrund, dass die Trump-Anhänger oft keine Masken tragen und auf Abstand nicht achten, während bei Black-Lives-Matter-Protesten nach dem Tod von George Floyd früher im Jahr viele Teilnehmer Masken trugen. Nur in einigen Städten konnte ein Anstieg der Infektionszahlen beobachtet werden, vermutet wird, dass hier andere Faktoren wirksam gewesen sein können.

Angeschaut haben sich die beiden, die Trumps Wahlkampfveranstaltungen mit Menschenmassen ablehnen, die lokalen Infektionszahlen 14 Tage vor und nach Veranstaltungen von Juni bis Mitte September. Nach 7 der insgesamt 14 Veranstaltungen konnten sie einen Anstieg feststellen, allerdings bleibt auch hier offen, ob der Anstieg ursächlich mit den Wahlkampfveranstaltungen verknüpft ist. In seinem Artikel suggeriert Nayer dies allerdings. Wenige Fälle konnten bislang auf Trumps Veranstaltungen direkt zurückverfolgt werden.

Anhänger in Tampa. Bild: Weißes Haus

Gestern gab es wieder eine Wahlkampfveranstaltung in Tampa, Florida, ein entscheidender Bundesstaat für den Präsidentschaftswahlkampf, wo Biden nach Umfragen nur leicht vorne liegt. Trumps Wahlkampfveranstaltungen ragen auch deswegen heraus, weil ansonsten kaum mehr Massenveranstaltungen stattfinden. Zwar werden Masken verteilt und gibt es Desinektionsmittel, aber Trump führt als amtierender Präsident auch immer wieder vor, was er davon hält.

Trump in Omaha, Nebraska. Bild: Weißes Haus

Heute findet noch eine Veranstaltung auf dem Flugplatz in Rochester, Minnesota, statt, nach Veranstaltungen in Wisconsin und Michigan. Der demokratische Gouverneur von Minnesota Tim Walz wollte die Veranstaltung erst woanders genehmigen, blieb aber dann doch beim Flughafen, beschränkte die Teilnahme jedoch auf 250 Personen und verlangt die Einhaltung des Mindestabstands. In Tampa konnte man sehen, dass nicht einmal die Menschen hinter Trump eine Maske trugen, dazu werden die Anhänger aufgefordert,

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