Sinkende Einkommensunterschiede setzen Männer unter Druck

Seite 2: Sinkende Einkommensunterschiede machen Männer weniger attraktiv

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Sinkende Einkommensunterschiede und Arbeitslosigkeit wirken sich, so die These der Wissenschaftler, negativ auf den Heiratsmarkt in den Regionen aus, in denen viele im verarbeitenden Gewerbe tätig oder nach der Krise in die Arbeitslosigkeit gerutscht sind. Aus Sicht der gering ausgebildeten Frauen wächst die Unsicherheit, was Einkommen und Status der Männer nach der Schwangerschaft betrifft, was dazu führt, dass weniger oft geheiratet wird, aber die Zahl der außerehelichen Kinder steigt, wenn Männer mit guter Ausbildung und höherem Einkommen auf dem lokalen Heiratsmarkt Mangelware sind. Steigt jedoch die Arbeitslosenquote bei den jungen Frauen mit geringer Qualifizierung relativ an, erhöht sich Heiratsbereitschaft.

Bei Wirtschaftskrisen oder bei steigenden Importen aus dem Ausland sollen sich die Mechanismen auf dem Heiratsmarkt besonders nachhaltig auf dem unteren Ende der Einkommensschichten auswirken. Die Zahl der Männer, die arbeitslos sind oder weniger verdienen, auch weniger als die Frauen, steigt, während ihre Attraktivität für die Frauen sinkt. Dazu kann ein Anstieg im Drogen- und Alkoholkonsum, der Kriminalität und auch der Mortalität kommen.

Die Autoren gehen in der Studie vor allem den Auswirkungen einer erhöhten Einführung von chinesischen Waren auf dem US-Arbeitsmarkt nach, was sie als "Handelsschock" bezeichnen und was auch erklärlich machen könnte, warum Trump auch mit seiner Antiglobalisierungspolitik, die sich stark gegen China richtete, Wähler an sich ziehen konnte. Allerdings sagen sie, dass ihre Analyse der sich verändernden Strukturen auf dem Heiratsmarkt und der Fertilität durch "exogene Schocks" auf lokale Arbeitsmärkte nicht allein und auch nicht primär durch die gestiegenen chinesischen Importe erklärt werden könnten. Aber sie glauben gezeigt zu haben, dass Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und gestiegene Arbeitslosenquoten in bestimmten Sektoren sich vor allem auf die Männer und deren Chancen auf dem Heiratsmarkt auswirken.

Steigende Mortalität nach Schocks auf lokale Arbeitsmärkte

Nach den Berechnungen der Wissenschaftler würde ein "Schock" von einem Punkt Anstieg chinesischer Importe auf hauptsächlich männliche Beschäftigung zwischen 1990 und 2007 den Anteil der 18-25-jährigen Frauen, die keine Heirat eingehen, um 3,9 Prozentpunkte ansteigen lassen, während ein solcher "Schock" auf überwiegend weibliche Beschäftigung den Anteil der jungen Frauen, die niemals verheiratet waren, um 3,1 Prozentpunkte senkt.

Ganz allgemein würden "negative Schocks auf die lokalen Arbeitsmöglichkeiten durch wachsende internationale Konkurrenz mit China bei den industriell hergestellten Waren zu erhöhter Arbeitslosigkeit bei Männern und Frauen, zu einer Verringerung des relativen Einkommens der Männer, besonders am unteren Ende der Einkommensschicht, führen". Dazu gebe es einen Anstieg der Mortalität aufgrund riskanten oder ungesunden Verhaltens, einen Rückgang der Heiratsquote bei den jungen Menschen, einen Rückgang der Fertilität mit einem Anstieg der Geburten von minderjährigen und unverheirateten Müttern und einen steilen Anstieg des Anteils von Kindern in verarmten Haushalten, weniger stark in alleinerziehenden Haushalten.

Sollten die Analysen für die "Handelsschocks" auf den Arbeits- und Heiratsmärkten für die Regionen, in denen das verarbeitende Gewerbe wegbricht, das Mitte des 20. Jahrhunderts den Wohlstand breiter Schichten garantiert hat, aber seit Jahrzehnten schrumpft, zutreffen, dann dürfte auch die kommende Automatisierungswelle ähnliche Folgen haben. Dann wären aber nicht nur die Arbeitsplätze von Arbeitern betroffen, sondern auch die von Höherqualifizierten und Akademikern, was nach der Studie den Heirats- und Partnermarkt noch maßgeblicher beeinflusst.

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